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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nicht leicht. Das nächste Mal versuch doch um meinetwillen irgendetwas Banales zu sagen. Rede übers Wetter, was weiß ich!« Damit wandte er sich um und schloss zur Spitze des Zuges auf.
    »Scheiß aufs Wetter«, murmelte sie gar nicht damenhaft, »und Scheiß auf Meed.« Allerdings musste sie zugeben, dass Hal Recht hatte. Sie tat weder sich noch ihrem Mann, dem Feldzug der Union noch den Flüchtlingen einen Gefallen, wenn sie Lord Gouverneur Meed auf die Zehen trat.
    Meed musste weg.

GEBEN UND NEHMEN
    H och mit dir, alter Mann.«
    Kropf war noch halb in einem Traum gefangen. Zuhause oder zumindest an einem ähnlichen Ort. Als junger Mann. Oder vielleicht hatte er sich auch schon zur Ruhe gesetzt. War das Colwen, die ihn von dort drüben anlächelte? Er hatte ein Stück Holz in die Drehbank gespannt und drechselte, überall lagen die lockigen Holzspäne herum und knirschten unter seinen Füßen. Er stöhnte, drehte sich um, und Schmerz schoss seine Seite hinauf und versetzte ihm einen panischen Stich. Er versuchte, die Decke zurückzureißen.
    »Was zur …«
    »Es ist alles in Ordnung.« Herrlich hatte die Hand auf seiner Schulter. »Dachte, ich lasse dich mal ausschlafen.« Eine lange Schorfwunde zog sich seitlich über ihren Kopf, und das strubblige Haar war mit getrocknetem Blut verklebt. »Dachte, du könntest das gebrauchen.«
    »Ich könnte noch ein paar Stunden mehr gebrauchen.« Kropf biss die Zähne zusammen. Zehn verschiedene Schmerzen drohten ihn zu überwältigen, als er sich – erst schnell, dann sehr, sehr langsam – aufzusetzen versuchte. »Verdammt noch mal, Krieg ist wirklich nur was für junge Männer. Was liegt an?«
    »Nicht viel.« Sie reichte ihm eine Feldflasche, er ließ einen Schluck Wasser durch den bitter schmeckenden Mund rinnen und spuckte aus. »Von Hartbrot ist nichts zu sehen. Wir haben Athroc begraben.« Kropf hatte die Flasche noch einmal zum Mund führen wollen, doch nun ließ er sie fallen. Am Fuße eines der hohen Steine am anderen Ende der Helden war ein Haufen frischer Erde aufgeworfen worden. Brack und Scorry verharrten noch davor, Schaufeln in den Händen. Agrick stand zwischen den beiden und blickte zu Boden.
    »Habt ihr schon die Worte gesprochen?«, fragte Kropf und wusste genau, dass sie es nicht getan haben würden. Aber man konnte zumindest hoffen.
    »Wir haben auf dich gewartet.«
    »Gut«, log er und rappelte sich auf, wobei er sich an Herrlichs Unterarm festhielt. Es war ein grauer Morgen, der Wind biss ein wenig, die niedrigen Wolken streckten ihre Klauen nach den zerklüfteten Spitzen der Berge aus, und Nebel hing noch in den Schluchten und verhüllte die Moore im Tal.
    Kropf humpelte zum Grab hinüber, bewegte steif die Hüften und versuchte eine Haltung einzunehmen, die ihm keine Gelenkschmerzen bereitete. Am liebsten wäre er woanders hingegangen, aber es gab Dinge, aus denen man sich eben nicht herauswinden konnte. Sie alle kamen nun langsam herüber und versammelten sich in einem Halbkreis. Alle traurig und still. Drofd versuchte, sich einen ganzen Kanten Brot auf einmal in den Mund zu schieben und wischte sich die Hände an seinem Hemd ab. Whirrun hatte den Kopf unter seiner Kapuze verborgen und hielt den Vater der Schwerter in den Armen, wie ein Mann vielleicht ein krankes Kind festhalten mochte. Yons Gesicht war noch grimmiger als sonst, und das wollte etwas heißen. Kropf nahm am Fuß des Grabes Aufstellung, zwischen Agrick und Brack. Das Gesicht des Bergmenschen hatte seine normale gesunde Röte verloren, und der Verband um sein Bein zeigte einen frischen, großen Fleck.
    »Alles in Ordnung mit dem Bein?«, fragte Kropf.
    »Ist ’n Kratzer«, gab Brack zurück.
    »Blutet aber ganz schön heftig für ’nen Kratzer, was?«
    Brack lächelte ihn an, dass sich die Tätowierungen in seinem Gesicht bewegten. »Das nennst du heftig?«
    »Na ja, vielleicht auch nicht.« Jedenfalls nicht im Vergleich zu dem vielen Blut, das geflossen war, als Whirrun Hartbrots Neffen in zwei Teile gehauen hatte. Kropf warf einen Blick über seine Schulter zu der Stelle, wo sie die Leichen ihrer Gegner im Windschatten der eingestürzten Mauer abgelegt hatten. Außer Sicht, aber noch immer im Gedächtnis. Die Toten. Immer die Toten. Kropf sah auf die schwarze Erde und fragte sich, was er sagen sollte. Sah auf die schwarze Erde, als ob sie Antworten bereithielt. Aber in der Erde gibt es nichts als Dunkelheit.
    »Komische Sache.« Die Worte kamen krächzend aus seinem Mund, und

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