Heldenklingen
großer Entschlossenheit, dass er die halbe Division auf eigene Kosten ausgestattet hatte. Der Hass auf den Feind befähigte allerdings niemanden zum Befehlshaber. Im Gegenteil.
»Lady Brock, wie schön, dass Sie zu uns stoßen«, erklärte er, wobei milde Ablehnung in seiner Stimme mitschwang.
»Ich war lediglich im Vormarsch begriffen, und dabei sind Sie mir in die Quere gekommen.« Die Offiziere lachten glucksend, Hal mit einem kleinen Hauch von Verzweiflung. Er machte einen bezeichnenden Blick zur Seite, den sie erwiderte. »Die anderen Damen und ich haben die Flüchtlinge zu unserer Linken bemerkt. Wir hofften, dass Sie vielleicht dazu überredet werden könnten, ein paar Nahrungsmittel zu verteilen?«
Meed richtete seine wässrigen Augen auf die Elendsprozession und bedachte sie mit demselben Blick, den er auch für eine Ameisenstraße erübrigen mochte. »Ich bedaure, aber das Wohlergehen unserer Soldaten steht an erster Stelle.«
»Unsere prachtvollen Burschen könnten im Dienste einer guten Sache doch vielleicht auf eine Mahlzeit verzichten?« Damit tippte sie gegen den Brustpanzer von Oberst Brint, der nervös auflachte.
»Ich habe Marschall Kroy versichert, dass wir bis Mitternacht unsere Position bei Osrung erreichen werden. Wir können nicht anhalten.«
»Es würde doch gar nicht lang…«
Meed wandte sich rüde von ihr ab. »Die Damen und ihre Wohltätigkeit, was, meine Herren?«, rief er den Offizieren zu, die speichelleckerisch lachten.
Finree fuhr mit einem schrillen Kichern dazwischen. »Die Männer und ihre Kriegsspiele, nicht wahr?« Sie versetzte Hauptmann Hardrick mit ihren Handschuhen einen leichten Schlag auf die Schulter, gerade hart genug, dass er zusammenzuckte. »Wie dumm, weibisch, unsinnig , ein oder zwei Leben retten zu wollen. Jetzt wird es mir klar! Wir sollten sie wie Fliegen am Straßenrand sterben lassen, überall Feuer und Pestilenz verbreiten und das Land völlig zerstört und verdorrt zurücklassen. Dann werden sie erst den richtigen Respekt vor der Union bekommen, natürlich! Das ist wahre Kriegskunst!« Sie sah sich unter den Offizieren um, die Augenbrauen erhoben. Immerhin hatten sie aufgehört zu lachen. Vor allem Meed hatte noch nie so humorlos ausgesehen wie jetzt, und das wollte etwas heißen.
»Oberst Brock«, stieß er mit schmalen Lippen hervor. »Ich glaube, für Ihre Gattin wäre es angenehmer, würde sie mit den anderen Damen reiten.«
»Das wollte ich auch gerade vorschlagen«, sagte Hal, der sein Pferd vor ihr zügelte und sie damit beide zum Halten zwang, während Meeds Gruppe weiter den Weg entlangritt. »Was zur Hölle treibst du da?«, zischte er ihr leise zu.
»Der Mann ist ein gewissenloser Idiot! Ein Bauer, der Soldat spielt!«, zischte sie zurück.
»Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben, Fin! Bitte reize ihn nicht. Um meinetwillen! Das halten meine Nerven sonst nicht aus!«
»Es tut mir leid.« Wieder Ungeduld und Schuldgefühle. Das hörte wohl nie auf. Um Meed tat es ihr nicht leid, natürlich nicht, aber um Hal, der stets doppelt so gut, doppelt so mutig und doppelt so zupackend sein musste, um dem niederdrückenden Schatten seines Vaters zu entkommen. »Ich hasse es nur, sehen zu müssen, wie der Stolz eines alten Narren dazu führt, dass Dinge schlechter laufen, als sie eigentlich könnten.«
»Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass es schlimm genug ist, einen Amateur als General zu haben, auch ohne dass er ständig lächerlich gemacht wird? Vielleicht würde er mit etwas Unterstützung über sich hinaus wachsen.«
»Vielleicht«, murmelte sie ohne Überzeugung.
»Kannst du nicht bei den anderen Frauen bleiben?«, bettelte er. »Bitte, nur für den Augenblick?«
»Bei diesen schnatternden Hennen?« Sie verzog das Gesicht. »Die reden nur darüber, wer unfruchtbar ist, wer seinen Ehemann betrügt und was die Königin trägt. Das sind Idiotinnen.«
»Ist dir schon einmal aufgefallen, dass alle Idioten sind, nur du nicht?«
Sie riss die Augen auf. »Du siehst es genauso?«
Hal zog scharf die Luft ein. »Ich liebe dich. Das weißt du. Aber denk daran, wem du hier einen Gefallen tust. Du hättest diesen Menschen Nahrung verschaffen können, wenn du es auf die sanfte Tour probiert hättest.« Er rieb sich die Nasenwurzel. »Ich werde mit dem Quartiermeister sprechen und sehen, ob ich vielleicht etwas möglich machen kann.«
»Du bist ein Held.«
»Ich versuche zumindest, einer zu sein, aber du machst es mir wahrlich
Weitere Kostenlose Bücher