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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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warf den Zweig mit verächtlich verzogenem Mund beiseite. »Wir sind im Krieg. Mich interessiert nur, ob etwas funktioniert oder nicht. Aber es wäre vielleicht am besten, wenn du meine schwarzhäutige Freundin anderen gegenüber nicht erwähnst, verstehst du? Die Leute bekommen sonst vielleicht einen falschen Eindruck.«
    »Was wäre denn der richtige?«
    »Das, was ich verdammt noch mal sage!«, fauchte Dow, und dieses Mal sah es nicht so aus, als sei sein Zorn nur gespielt.
    Kropf hob die Hände. »Du bist der Häuptling.«
    »Verdammt richtig!« Dow starrte den Riss in der Mauer an. »Ich bin der Häuptling.« Beinahe klang es so, als wollte er sich selbst überzeugen. Ganz kurz fragte sich Kropf, ob der Schwarze Dow sich vielleicht manchmal auch so fühlte, als ob er anderen etwas vorspielte. Und ob auch der Schwarze Dow sich morgens vielleicht erst einmal Mut einreden musste.
    Ihm gefiel der Gedanke nicht besonders. »Wir kämpfen also?«
    Dows Augen glitten zur Seite, und sein Mörderlächeln brach wieder durch, ohne dass noch ein Hauch von Zweifel oder Angst darin lag. »Wird ja wohl verdammt noch mal Zeit, oder? Hast du gehört, was ich Reichel gesagt habe?«
    »Zum größten Teil. Er wird versuchen, die Union nach Osrung zu locken, und du greifst dann mit voller Wucht die Helden an.«
    »Genau, mit voller Wucht!«, bellte Dow, als müsse es schon allein deshalb gelingen, weil er es laut genug herausschrie. »So, wie Dreibaum es gemacht hätte, was?«
    »Hätte er?«
    Dow öffnete den Mund, dann hielt er inne. »Was will das schon heißen? Dreibaum ist bereits vor sieben Wintern wieder zu Schlamm geworden.«
    »Das ist wahr. Wo soll ich mit meinem Dutzend Aufstellung nehmen?«
    »Direkt an meiner Seite, wenn ich die Helden hinaufstürme, natürlich. Ich nehme doch mal an, dass du auf der ganzen Welt nichts lieber tätest, als diesen Unionisten-Arschlöchern diese Anhöhe wieder zu entreißen.«
    Kropf stieß einen langen Seufzer aus und fragte sich, was sein Dutzend wohl dazu sagen würde. »Na klar. Das steht ganz oben auf meiner Liste.«

WIE AUS DEM BILDERBUCH
    E in Offizier sollte seine Befehle immer vom Rücken eines Pferdes geben, was, Gorst? Der beste Befehlsstand ist doch der Sattel!« General Jalenhorm tätschelte liebevoll den Hals seines schönen Grauschimmels, dann beugte er sich vor, ohne eine Antwort abzuwarten, und brüllte einen pickelgesichtigen Boten an: »Sagen Sie dem Hauptmann, dass er die Straße frei machen muss, ganz egal, wie er das anstellt! Macht die Straße frei und marsch, marsch! Wir haben es eilig, mein Junge, Marschall Kroy erwartet unsere Division im Norden!« Er wandte sich hastig um und brüllte nun über seine andere Schulter: »Beeilung, meine Herren! Beeilung! Nach Carleon und zum Sieg!«
    Zumindest äußerlich entsprach Jalenhorm ganz und gar dem Bild eines siegreichen Helden. Für seinen Posten als Befehlshaber einer Division war er noch unglaublich jung, er besaß ein Lächeln, das stets den Eindruck vermittelte, als sei er zu allem bereit, er kleidete sich mit bewundernswerter Lässigkeit, trug eine staubige Allerweltsuniform und saß im Sattel so sicher und bequem wie in einem Sessel. Wäre er als Taktiker nur halb so begabt gewesen wie als Reiter, der Schwarze Dow hätte schon längst in Ketten gelegen und wäre auf dem Marktplatz von Adua dem Volk vorgeführt worden. Aber das ist er nun einmal nicht, und deswegen haben wir den Schwarzen Dow noch nicht.
    Eine unruhige Gruppe aus Stabsoffizieren, Adjutanten, Verbindungsmännern und sogar einem kleinen Trompeter wuselte durch das Kielwasser des Generals wie Wespen, die einem faulen Apfel folgen, und versuchten, seine flatterhafte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, indem sie sich gegenseitig würdelos beiseite drängten, anzischten oder anbrüllten. Währenddessen bellte Jalenhorm selbst Salven widersprüchlicher und verwirrender Befehle, Fragen, Antworten und allgemeinen Betrachtungen über das Leben heraus.
    »Rechts, rechts natürlich!«, schrie er einem Offizier zu. »Sagen Sie ihm, er soll sich keine Sorgen machen, Sorgen bringen überhaupt nichts!«, einem anderen. »Treiben Sie die Leute an, Marschall Kroy will sie zu Mittag bei sich haben!« Eine große Gruppe Infanteristen rückte müde und erschöpft kurzfristig von der Straße, um die Offiziere vorbeiziehen zu lassen und dann anschließend ihren Staub zu fressen. »Dann eben Rindfleisch!«, schimpfte Jalenhorm und unterstrich seine Worte mit einer

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