Heldenklingen
königlich abwertenden Handbewegung, »von mir aus auch Hammel, wir haben Wichtigeres zu tun! Würden Sie mit mir auf die Anhöhe reiten, Oberst Gorst? Offenbar hat man von den Helden aus einen großartigen Ausblick. Sie sind doch der Kriegsberichterstatter Seiner Majestät und beobachten alles in seinem Auftrag, nicht wahr?«
Ich bin der Narr Seiner Majestät. Beinahe ebenso sehr wie Sie. »Ja, gern, Herr General.«
Jalenhorm hatte sein Pferd bereits von der Straße gelenkt und trieb es nun über die Kiesbänke. Seine Entourage beeilte sich, ihm zu folgen und ritt in vollem Lauf ebenfalls in den Fluss, wobei sie achtlos eine Kompanie von schwer bepackten Fußsoldaten bespritzte, die bis zur Hüfte im Wasser watete. Der Hügel erhob sich über den Feldern auf der linken Seite, so regelmäßig und kegelförmig, als sei er künstlich geschaffen worden. Der Steinkreis, den die Nordmänner die Helden nannten, krönte seine flache Kuppe, ein wesentlich kleinerer Steinkreis erhob sich auf einer Höhe zur Rechten, eine einzelne hohe Steinsäule auf einem Hügel weiter links.
Auf dem anderen Ufer standen Obstbäume, deren Äste sich unter Äpfeln bogen, die sich allmählich röteten. Das dünne Gras unter ihnen war voller Schattenflecken und halb verfaultem Fallobst. Jalenhorm streckte sich, um sich eine Frucht von einem der unteren Äste zu pflücken, und biss erwartungsvoll hinein. »Igitt.« Er schüttelte sich und spuckte das Apfelstückchen wieder aus. »Die taugen allenfalls zum Kochen.«
»Herr General!« Ein atemloser Bote trieb sein Pferd von der Baumreihe auf sie zu.
»Reden Sie, Mann!« Jalenhorm verlangsamte den Trott seines Pferdes nicht im Geringsten.
»Major Kalf hat die Alte Brücke erreicht, Herr General, mit zwei Kompanien des Vierzehnten Regiments. Er fragt sich, ob er sich bis zu einem nahe gelegenen Gehöft vorkämpfen sollte, um sich dort festzusetzen.«
»Absolut! Vorwärts. Wir müssen Platz schaffen! Wo sind die übrigen Kompanien?« Doch der Bote hatte bereits salutiert und galoppierte nach Westen. Jalenhorm sah seine Offiziere grimmig an. »Die übrigen Kompanien von Major Kalf? Wo ist der Rest des Vierzehnten?«
Sonnenflecken glitten über verblüffte Gesichter. Ein Offizier öffnete den Mund, sagte aber nichts. Ein anderer zuckte die Achseln. »Vielleicht wurden sie in Adwein aufgehalten, Herr General, auf den engen Straßen dort gibt es viele Proble…«
Er wurde von einem weiteren Boten unterbrochen, der mit seinem schäumenden Pferd von der anderen Seite herandrängte. »Herr General! Oberst Vinkler möchte gern wissen, ob er die Bewohner Osrungs aus ihren Häusern vertreiben und die Gebäude requirieren …«
»Sie vertreiben? Nein, nein!«
»Sehr wohl, Herr General!« Der junge Mann wendete sein Pferd.
»Warten Sie! Doch, werfen Sie die Leute raus. Requirieren Sie die Häuser. Warten Sie! Nein. Nein. Man muss Herz und Verstand zurate ziehen, nicht wahr, Oberst Gorst? Herz und Verstand, meinen Sie nicht auch? Was denken Sie?«
Ich denke, dass Ihre enge Freundschaft zum König dazu geführt hat, dass Sie auf eine Position befördert wurden, die weit über der liegt, für die Sie eigentlich geeignet gewesen wären. Ich denke, Sie hätten einen hervorragenden Leutnant abgegeben, einen ganz ordentlichen Hauptmann, einen mittelmäßigen Major und einen schrecklichen Oberst, aber als General sind Sie eine Belastung. Ich denke, das wissen Sie auch, und deshalb haben Sie kein Selbstvertrauen und benehmen sich widersprüchlicherweise so, als hätten Sie davon viel zu viel. Ich denke, Sie fällen Ihre Entscheidungen, ohne lange darüber nachzudenken, lehnen Dinge viel zu früh ab und halten an anderen viel zu lange fest, allen guten Ratschlägen zum Trotz, weil Sie meinen, dass es Ihnen als Schwäche ausgelegt würde, wenn Sie sich umstimmen ließen. Ich denke, Sie verzetteln sich viel zu oft in Kleinigkeiten, die Sie besser Ihren Untergebenen überlassen würden, weil Sie sich davor fürchten, die großen Probleme anzugehen, und deswegen belämmern Ihre Untergebenen Sie mit jedem Blödsinn, bei dem Sie dann noch oft genug falsche Entscheidungen treffen. Ich denke, Sie sind ein anständiger, ehrlicher, mutiger Mann. Und ich denke, Sie sind ein Narr. »Herz und Verstand.« Gorst nickte.
Jalenhorm strahlte. Der Bote machte sich wieder auf den Weg, vermutlich in der Überzeugung, die Menschen von Osrung damit, dass sie ihre Häuser behalten durften, für die Union einzunehmen. Die übrigen
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