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Heldenklingen

Heldenklingen

Titel: Heldenklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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einer Gartenbank ausruhte und nicht auf einem wackligen Mauerrest gute zwei Meter über dem Boden.
    »Eine Freundin von mir.« Dow sah nicht einmal hoch. »Obwohl, na ja, Freundin …«
    »Die Feindin eines Feindes.« Die Frau rollte sich von der Mauer. Kropf starrte auf die Stelle, wo sie eben noch gelegen hatte und wartete auf das Geräusch, mit dem sie auf dem Boden auftreffen würde. »Ich heiße Ischri.« Die Stimme war direkt an seinem Ohr.
    Dieses Mal setzte er sich richtig auf den Hintern. Sie sah auf ihn hinunter, ihre Haut war schwarz und glatt und perfekt, wie die Lasur einer guten Tonschale. Sie trug einen langen Mantel, dessen Saum im Dreck schleifte, und der Körper darunter war in weiße Bandagen gehüllt. Nie zuvor hatte er jemandem gegenübergestanden, der mehr wie eine Hexe ausgesehen hätte. Wobei Kropf keinen zusätzlichen Beweis für Hexenkunst gebraucht hätte, nachdem sie gerade an einem Ort verschwunden und am nächsten wieder aufgetaucht war.
    Dow brüllte vor Lachen. »Man weiß nie, wo sie plötzlich erscheint. Ich fürchte immer, dass sie mal eines Tages aus dem Nichts vor mir steht, während ich gerade … du weißt schon.« Er machte eine Wichsbewegung mit der Hand.
    »Das hättest du wohl gern.« Ischri blickte Kropf aus mehr als schwarzen Augen an, wie eine Dohle, die eine leckere Made betrachtet.
    »Wo kommst du her?«, stotterte Kropf, als er sich wieder aufrappelte, was wegen seines steifen Knies ein wenig ungelenk ausfiel.
    »Aus dem Süden«, sagte sie, obwohl das angesichts ihrer Hautfarbe offensichtlich war. »Oder wolltest du wissen, wieso ich hier bin?«
    »Das würde mich auch interessieren.«
    »Um das Rechte zu tun.« Bei diesem Satz ging ein leises Lächeln über ihr Gesicht. »Um gegen das Böse zu kämpfen. Um im Namen der gerechten Sache zuzuschlagen. Oder … wolltest du wissen, wer mich geschickt hat?«
    »Schön, wer hat dich geschickt?«
    »Gott.« Ihre Augen glitten zum Himmel, dem hellen Blau, eingerahmt von wucherndem Gestrüpp und jungen Bäumen. »Und wie könnte es auch anders sein? Gott stellt uns an die Stelle, an die er uns haben will.«
    Kropf rieb sich sein Knie. »Der hat wohl einen richtig beschissenen Humor, was?«
    »Das kannst du dir nicht mal ansatzweise vorstellen. Ich bin jedenfalls gekommen, um gegen die Union zu kämpfen. Reicht das?«
    »Mir reicht das«, erklärte Dow.
    Ischris schwarze Augen richteten sich zu Kropfs Erleichterung nun auf seinen Anführer. »Sie bewegen sich in großer Zahl auf die Anhöhe zu.«
    »Jalenhorms Truppe?«
    »Ich denke, ja.« Sie streckte sich in die Höhe und bewegte sich dabei so schlangengleich, als habe sie keinerlei Knochen im Leib. Kropf fühlte sich unwillkürlich an die Aale erinnert, die sie früher in dem See nahe seiner Werkstatt gefangen hatten, und er musste daran denken, wie sich die glitschigen Tiere aus den Netzen herauswanden und in den Händen der quietschenden Kinder zappelten. »Ihr dicken Rosigs seht für mich alle gleich aus.«
    »Was ist mit Mitterick?«, fragte Dow.
    Ihre knochigen Schultern trieben auf und ab. »Liegt noch ein wenig zurück, räuchert vor sich hin, ärgert sich, dass Jalenhorm ihm im Weg ist.«
    »Meed?«
    »Wo bleibt der Spaß, wenn man schon alles weiß?« Sie tänzelte auf Zehenspitzen an Kropf vorüber und berührte ihn dabei beinahe, so dass er erneut nervös zurückwich und fast wieder gefallen wäre. »Gott muss sich so unglaublich langweilen .« Sie setzte einen Fuß in eine Mauerspalte, durch die sich nicht einmal eine Katze hätte hindurchzwängen können, dann verdrehte sie ihr Bein und schob es irgendwie bis zur Hüfte durch die kleine Lücke. »Dann mal los, meine Helden!« Zuckend wie ein halb durchgeschnittener Wurm wand sie sich nun durch das verfallene Gemäuer, während ihr Mantel hinter ihr über die bemoosten Steine schleifte. »Habt ihr nicht eine Schlacht auszufechten?« Auf irgendeine Weise verschwand ihr Schädel durch die Lücke, dann ihre Arme, dann klatschte sie einmal in die bandagierten Hände, und nun war nur noch ein Finger zu sehen, der in der Mauer steckte. Dow ging hinüber, griff zu und brach ihn ab. Es war überhaupt kein Finger, sondern nur ein abgestorbener Zweig.
    »Zauberei«, raunte Kropf. »Davon habe ich noch nie viel gehalten.« Seiner Erfahrung nach richtete Zauberei mehr Schaden an, als sie Gutes tat. »Ich meine, ein Hexenmeister ist sicher nützlich und so, aber müssen sie sich immer so verdammt seltsam aufführen?«
    Dow

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