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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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blubbernden Curry rührt, rufe ich meinen Kumpel an.
    Bei ihm geht nur die Mailbox dran. Er hat sein Handy ausgemacht. Wahrscheinlich ist er unterwegs und hört das Klingeln nicht. »Sorry, Error geht nicht ans Telefon«, sage ich. Sina sieht auf die Uhr. »Ist gleich halb acht, der wird schon noch kommen.« Das Curry riecht gar nicht schlecht.
    »Wollen wir vor dem Fernseher essen?«, fragt Sina.
    »Ich denke, du hast eine Strahlenallergie.«
    Sie grinst. »Stimmt, deshalb ist es ganz wichtig, dass ich vor der Glotze esse. Zur Immunisierung.«
    Ich hole zwei Teller, und sie füllt das Curry auf. In dem Moment klingelt mein Handy. Error ist dran.
    »Wo steckst du denn?«, frage ich. »Wir fangen gleich an.«
    »Ich kann nicht«, sagt Error. »Ich habe keinen Babysitter für Satan gefunden.«
    »Das ist eine faule Ausrede«, schimpfe ich. »Sina ist hier, und sie sieht fabelhaft aus.« Sie macht einen Knicks. »Außerdem ist Satan alt genug, um auf sich selbst aufzupassen.«
    »Entschuldige bitte«, sagt Error. »Das geht mir zu schnell. Ich will das nicht verbocken.« Dann legt er einfach auf. Der spinnt wohl. Als ich erneut anrufe, geht nur die Mailbox dran.
    Sina schüttelt lachend den Kopf. »Also wird das jetzt ein Single-Date?«
    »Sieht ganz so aus.«
    Ich hole die DVD Der atmende Gott aus meiner Tasche. Sina reißt sie mir aus den Händen. »Dann mal los, wo steht die Flimmerkiste?«
    Vorsichtig deute ich mit dem Daumen in Richtung väterliches Schlafzimmer. Wir sind ganz allein. Aber warum mache ich mir darüber eigentlich Gedanken? Es geht hier um Sinas Yogaprüfung, um sonst nichts. Außerdem ist mein bester Kumpel in sie verliebt.
    Als ich die Treppe nach oben zum Schlafzimmer hinaufgehe, bin ich trotzdem ein bisschen nervös.

High Potential
    »Das ist ja wie im Pornokino«, meint Sina und lässt sich auf das große weiße Bett plumpsen. Ich verzichte darauf, ihr die traurige Realität eines Pornokinos zu beschreiben, und reiche ihr stattdessen einen Teller Curry. »Wie lange kennst du Jessica eigentlich schon?«
    »Wir sind zusammen zur Schule gegangen.«
    Ich erzähle ihr, dass Jessica als Assistentin meines Vaters zwar nicht gerade meine Stiefmutter ist, aber doch irgendwie zur Familie gehört. »Und deshalb würde ich natürlich gern mehr über sie erfahren. Hat sie irgendwelche besonderen Vorlieben? Also, ich meine, so richtig besondere Vorlieben?«
    Sina grinst. »Schade, dass sie nicht hier ist, sie könnte dir bestimmt einiges erzählen. Du würdest dich wundern.« Als hätte sie schon zu viel verraten, legt sie sich die Hand vor den Mund. Darunter höre ich sie kichern. Das wird mir jetzt echt zu albern. Ich lege die DVD ein und starte den Film. Sina hat es sich ganz links auf dem großen Bett gemütlich gemacht und isst ihr Curry. Also setze ich mich ganz rechts an den Rand und greife auch zu, bevor es kalt wird. Über Jessica können wir ja auch nach dem Film noch reden.
    Das Curry ist nicht schlecht, etwas lasch vielleicht. Genau wie der Film. Ein Europäer reist nach Indien, um bei den großen Meistern Yoga zu lernen, stellt sich dabei aber eher ungeschickt an. Sina ist trotzdem begeistert. Sie hat aufgegessen, den Teller neben das Bett gestellt und starrt wie ein Kind in den Fernseher. Ab und zu schreit sie »Stopp«. Dann muss ich die Pausentaste drücken. Aber das war ja der Deal. Weil mir gerade ganz schön warm wird, ziehe ich meinen Pullover aus. Sina schaut mich verwundert an. »Schön auf der anderen Seite des Bettes bleiben, mein Lieber«, mahnt sie mit Yogalehrerinnenstimme. »Es geht hier um reine Theorie.«
    »Ich mache mal das Fenster auf«, krächze ich und spüre, wie mir der Schweiß auf die Stirn tritt.
    »Das ist Pune!«, ruft Sina, als ein Yogaraum in Indien gezeigt wird. Eine Menge Leute, die aussehen wie Akademiker, üben den Hund, hängen kopfüber in einem Seil oder stehen kerzengerade auf dem Kopf.
    Als ein weißhaariger alter Mann mit einem listigen Lachen erzählt, wie er zum Yoga kam, legt Sina die Handflächen zusammen und verneigt sich. Der Typ hat die haarigsten Augenbrauen, die ich je gesehen habe. »Der Guruji!«, ruft sie aufgeregt. In der Tat ist es beeindruckend, wie gelenkig er mit seinen fast hundert Jahren noch ist. Wenn er einfach mal so in den Kopfstand geht, wird mir nur vom Zuschauen schwindelig. Sinas Augen funkeln. Offenbar liegt Error doch nicht so falsch, wenn er versuchen will, sie mit seinen neuen Yogafähigkeiten zu beeindrucken. Und so

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