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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Firma auftaucht. Sie wirkt wie eine sichere Burg, und so seltsam das auch klingt, sobald ich sie betreten habe, gewinne ich wieder etwas an Fassung. Als ich an Jessica vorbeigehe und das Büro meines Vaters betrete, habe ich mich fast schon wieder im Griff.
    »Wo warst du?«, fragt Jessica und zwinkert mir zu. »Wir haben dich vermisst!« Ich zwinkere zurück. »Jetzt bin ich wieder da und gehöre ganz euch.«
    Mein Vater hält die Uhr von Adam in den Händen. Er liest die Widmung auf der Rückseite. Ich setze mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
    »Gibt es dafür eine andere Erklärung als die, die ich von Adam bekommen habe?«, fragt er und wedelt mit der Uhr. Ich halte seinen Blick. Seit dem Rauswurf aus dem Yogastudio fühle ich mich seltsam kalt. Sie können mir nichts mehr anhaben. Niemand kann mir etwas anhaben, nicht Adam, nicht mein Vater, nicht Hari. Zu meinen wildesten Heavy-Zeiten hatte ich nicht so eine Fuck off and die -Attitüde wie gerade. Wahrscheinlich hole ich gerade meine verpasste zweite Pubertät nach.
    »Ich wollte die Uhr klauen«, sage ich. »Na und?« Dann erzähle ich meinem Vater, dass ich ja nicht wusste, was mich erwarten würde. Und dass ich sie ihm auch nicht gegeben hätte, wenn er sie nicht bei der Umarmung zufällig entdeckt hätte.
    »Ich hatte nichts zu verlieren«, schließe ich. »Du hättest mich ebenso gut rausschmeißen lassen können.«
    Mein Vater nickt. »Immer einen Plan B in der Tasche. Genau wie ich.« Ich stutze. »Was ist dein Plan B?« Mein Vater lehnt sich im Sessel zurück und sagt: »Adam. Er will den Khamroff-Job. Und er wird nicht aufhören, bis er ihn hat. Adam ist ein Terrier. Jetzt hat er sich verbissen.«
    »Ich glaube, er will auch deinen Job«, sage ich. Mein Vater schüttelt den Kopf. »Das glaube ich nicht. Ich habe ihn zu dem gemacht, der er ist. Trotzdem müssen wir step by step denken. Adam ist ein guter Berater. Dieser Danilo, die rechte Hand von Khamroff, mag ihn.« Er hält demonstrativ Bens Arbeitsmappe vom Lab hoch. »Deine Idee funktioniert nicht.«
    »Erzähl mir was Neues!« Kurz lege ich die Beine auf seinen Schreibtisch, nehme sie aber sofort wieder herunter.
    Mein Vater seufzt. »Du hast wieder nur eine Menge Geld verbraten und nichts ist dabei herausgekommen.« Er fährt sich mit der Hand durch die Haare und schüttelt den Kopf. »Offenbar bist du ein noch schlechterer Berater als Schauspieler. Aber es ist meine Schuld. Ich hätte dir den Job nicht geben sollen. Da war der Wunsch größer als der Verstand.«
    Seine Worte lassen mich kalt. Der ganze Kerl lässt mich kalt. So spricht man nicht mit seinem Sohn. »Ich habe mein Bestes gegeben«, sage ich stolz. »Und es hat mir sogar Spaß gemacht. Ich glaube, EcoFit kann funktionieren. Es ist eine gute Sache.«
    »Es geht hier nicht um eine gute Sache , sondern um die Zahlen, die unterm Strich stehen.«
    Mein Vater hält eine zweite Mappe hoch, auch auf ihr steht das Lab-Zeichen – unter unserem Firmenlogo. In der Mitte lese ich den Titel: All-inclusive-Studio .
    »Adam hat parallel das Projekt entwickelt«, sagt mein Vater. »Er hat ein schlüssiges Konzept abgeliefert.«
    Meine Punk-Attitüde fällt in sich zusammen. »Sei mir nicht böse, aber ich arbeite immer mit einer Back-up-Lösung«, erklärt er. »Es ist ein wichtiges Projekt, und du warst zu lange on the beach. Jetzt wird es ernst, und da brauche ich einen Vollprofi. Ich möchte, dass du dich mit Adam verträgst. Sofort. Das ist deine neue Aufgabe. Er wird dich briefen. Am Montag ist die Präsentation, du wirst sie halten. Ihr habt zwei Tage, dich auf die Rolle deines Lebens vorzubereiten.«
    »Aber warum sollte er mir helfen?«
    Mein Vater zuckt mit den Schultern.
    »Weil ich ihn dafür bezahle. Ihr beide bleibt das Wochenende über hier im Büro. Vertragt euch, und holt den Job.«
    Ich soll mich mit Adam vertragen? Da ist es noch wahrscheinlicher, dass Kim Jong Un und Barack Obama im Garten des Weißen Hauses ein Korean Barbecue machen, anschließend Superbowl schauen und Obama dem Diktator als Dank für den gelungenen Abend eine seiner Töchter verspricht. Oder gleich beide.

Joint Venture
    »Das ist der Emergency Room«, sagt Jessica und öffnet die Tür. Der Raum erinnert mich an das Innere eines Bunkers: ein großer Tisch, Computer, am Rand eine Küchenzeile und Feldbetten.
    »Hier könnt ihr so lange arbeiten, wie ihr eben könnt«, sagt sie.
    Adam sitzt bereits an dem großen Tisch und hämmert in sein Notebook. Als ich

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