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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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Rucksack, hole die gesammelten Unterlagen heraus und reiche sie Adam. Der nimmt sie in die Hand, wirft einen kurzen Blick auf das Deckblatt und legt sie auf den Tisch. Plötzlich ist er wieder ganz geschäftsmäßig.
    »Die kenne ich schon. Du hast dich in eine Idee verrannt. So etwas passiert.« Er sieht mich mitleidig an. »Allerdings nur Anfängern.«
    Auf seinem Tisch liegt die Mappe, die mir mein Vater gezeigt hat.
    »Du weißt, was hier drinsteht?«
    »Nein, nicht genau. Ich nehme an, es ist die Lösung für all meine Probleme?« Adam nickt.
    »Was bekomme ich, wenn ich deine Präsentation rette?«, fragt er.
    »Meinen Vater. Für dich allein.«
    Ich verspreche Adam, dass ich gleich nach der Präsentation der Beraterbranche den Rücken kehren und das Land verlassen werde. Hatte ich eh vor.
    Adam nickt, und wir besiegeln den Deal mit Handschlag.
    »Puh!«, höre ich eine bekannte Stimme aus dem Türrahmen. Dort stehen Jay, Thomas und Ben. Jay schüttelt den Kopf. »Wir dachten schon, aus dieser Fusion wird nichts mehr.«
    Adam macht sich ganz gerade.
    »Wie lange steht ihr schon da?«
    »Sind gerade erst reingekommen«, sagt Thomas und legt sein Notebook auf den Tisch.
    »Seid ihr schon Plan A durchgegangen?«, fragt er Adam. Der schüttelt den Kopf und schenkt sich einen Kaffee aus der Thermoskanne ein. Er sieht Thomas fragend an, der nickt. Jay und Ben setzen sich zu uns, Jay nimmt einen kleinen Stapel Unterlagen aus einem überfüllten Ablagesystem und fährt seinen Rechner hoch.
    »Die EMS könnte eine gute Ergänzung zu dem EcoFit-System werden«, sagt Ben zu Adam, der die Info abnickt und Jay fragend ansieht.
    »Schon Neuigkeiten von den Coaches?«
    Jay nickt. »Ich habe feste Zusagen von Ernährungsberatern, Rhetorik-Experten, Stylisten und Therapeuten. Alle Kategorie A, zum Teil internationale Player.«
    »Gut«, sagt Adam. »Dann lasst uns das pig mal roasten.« Sofort beginnt Jay, seine Broschüren durchzublättern und mit Thomas zu besprechen. Ben dagegen kommt mit seinem Notebook zu Adam herüber und deutet auf den Bildschirm. Die vier benehmen sich, als würden sie schon ewig zusammenarbeiten. Nur ich fühle mich wie das pig, das gerade geroasted wird.
    Adam hält inne und dreht sich zu mir um. Auch mein ehemaliges Backoffice verharrt. Ich sehe die vier fragend an.
    »Dein Backoffice ist auch mein Backoffice«, sagt Adam und erklärt mir, dass er mit den dreien schon genauso lange zusammenarbeitet wie ich. »Gewissermaßen bin ich . . .« Er schaut fragend zu Ben herüber.
    »Die Back-up-Lösung?«, schlägt der Techniker vor.
    »So in der Art. Neben meinen anderen Projekten sollte ich ein Auge auf die Khamroff-Präsentation haben, aber du hast nicht den Eindruck gemacht, dass du Wert auf meine Meinung legst. Also habe ich selbst eine Lösung entwickelt: den Plan A.«
    Er erklärt mir, dass mein Vater nie geglaubt hat, dass ich ein Konzept entwickeln würde, das Khamroff überzeugt. Ich kratze mich aus Verlegenheit am Kopf. »Also habe ich die ganze Zeit . . .«
    ». . . an Plan B gearbeitet. Aber daraus hätte ja auch etwas werden können«, sagt Adam tröstend. Ich haue mir vor die Stirn. »Ich bin so ein Depp.« Dann sehe ich Thomas, Jay und Ben an.
    »Wann habt ihr das denn alles noch gemacht?« Thomas zuckt mit den Schultern.
    »Nebenbei, währenddessen, wir waren ja noch ein bisschen öfter im Büro als du. Es war nicht sehr schwer zu merken, dass du eigentlich alles besser kannst als Consulting – auch wenn ein paar deiner Ideen gar nicht schlecht waren.«
    »Und warum habt ihr mir nichts davon erzählt?« Jay zuckt mit den Achseln. »Anweisung vom Chef.« Thomas schaut ein bisschen gequält.
    »Ich bin mir sicher, dass wir auch jetzt nicht das einzige Team sind, das an einer Lösung arbeitet. Aber ich wäre gern in dem Team, das zum Schluss die beste Performance hat.«
    Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen. Schon wieder versagt. »Adam hatte recht, ich gehöre nicht zur Familie. Ihr seid klüger als ich, ihr arbeitet strukturierter . . .«, ich sehe zu Jay herüber: ». . . und du kannst sogar besser Yoga. Ihr braucht mich nicht.«
    Keiner der vier widerspricht mir. Bis Adam sagt:
    »Jetzt mach dich mal nicht schlechter, als du bist. Es gibt vier Kategorien von Beratern: den Nerd«, ein Blick zu Thomas. »Nothing personal.« Der winkt ab. »Dann den Souveränen«, er sieht zu Jay herüber, »das Genie und Arbeitstier, also ich, und zu guter Letzt eben den Klassenclown

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