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Heldenstellung

Heldenstellung

Titel: Heldenstellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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müsste ich hundemüde sein, aber Adam hat es geschafft, mich so unter Spannung zu setzen, dass ich mich fit und fokussiert fühle. Als ich mich gestern Nacht von ihm verabschiedete, meinte er noch, die Präsentation säße so gut wie seine Anzüge.
    Vielleicht verdanke ich mein neues Selbstbewusstsein aber auch dem Kopfstand, den ich vorhin noch auf dem Herrenklo gemacht habe. Zum Glück hat keiner unter der Tür durchgeschaut.
    Irgendwie mag ich Adam – auch wenn er nach wie vor darauf besteht, dass ich nach der Präsentation meine Beraterkarriere beende. Aber das ist wahrscheinlich einfach mal wieder die beste, logischste Lösung für alle.
    Jetzt sitze ich allein in dem gläsernen Trainerbüro und warte darauf, dass mich mein Vater in den Konferenzraum holt. Vor mir liegt eine kleine, aber sehr feine Auswahl an Broschüren von unseren Coaches. Im Konferenzraum sind drei Prototypen von Bens neuen EcoFit-Geräten aufgebaut. Sie sehen fast so aus, als wären sie von Apple.
    Jetzt geht ein dicker Mann am Trainerbüro vorbei, eskortiert von zwei Leibwächtern. Es ist Khamroff, er wirkt noch gelangweilter als in der Skype-Konferenz. Mein Vater schüttelt ihm die Hand, die beiden lachen und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter.
    »Gefällt Ihnen das Studio?«, fragt mein Vater. Khamroff verzieht keine Miene.
    »Arm, aber sauber«, sagt er. Dann gehen sie in das benachbarte Büro, wo ich sie nur noch sehen, aber nicht mehr hören kann.
    Mein Vater deutet in meine Richtung. Ich hebe zum Gruß die Hand, Khamroff winkt mich zu sich herüber. In dem Moment klingelt mein Handy, eine unbekannte Nummer. Ich sehe zu Khamroff und meinem Vater hinüber, die beide erwartungsvoll grinsen. Was, wenn Adam aus Amerika anruft, weil ihm noch ein entscheidender Punkt eingefallen ist? Ich bedeute meinem Vater, dass ich sofort bei ihm sein werde, und drücke auf die Taste mit dem grünen Telefonhörer.
    »Hallo?«, frage ich.
    »Hier ist Hari«, sagt die wohlbekannte ruhige Stimme meines ehemaligen Yogalehrers. »Geht es dir gut?«
    »Ja, Hari, es geht mir gut«, antworte ich, »aber es ist gerade wirklich ganz schlecht.«
    »Jeder Moment hat seine Forderungen«, entgegnet er. Etwas in seiner Stimme lässt mich aufhorchen.
    »Ich brauche dich. Sina braucht dich.« Allein die Erwähnung ihres Namens lässt mein Herz höher schlagen.
    »Ich glaube nicht, dass ich ihr gerade helfen kann. Ich bin in keiner sehr glücklichen Phase meines Lebens.«
    »Sina auch nicht«, meint Hari und erzählt, dass ihr neuer Partner Error sich heute Morgen im Lotussitz den Meniskus angerissen hat. Er kann auf keinen Fall die Prüfung mitmachen.
    »Sina sitzt im Ashram, weint, und will überhaupt nicht mehr herauskommen«, sagt Hari. »Sie will auch nicht auf mich hören. Aber vielleicht ja auf dich?«
    Ich denke daran, wie Sina nun hinter den blöden Bommelfäden des Ashrams sitzt und weint. Meine Kehle schnürt sich zu.
    »Das geht nicht«, wende ich ein. »Ich habe hier gleich die Präsentation meines Lebens. Wenn ich jetzt gehe, verliert mein Vater seinen Job.«
    Hari räuspert sich. »Egal, was du jetzt machst, deine Entscheidung ist die richtige. Namasté, Frederick.«
    »Namasté«, sage ich leise und lege auf.
    Mein Vater steckt den Kopf zur Tür herein. »Frederick, würdest du jetzt endlich mal herüberkommen?«
    Ich sehe von dem Macbook zu meinem Vater und zu Khamroff. Dann klappe ich den Computer zu und lege die Mappe mit den Präsentationsunterlagen obenauf.
    »Alles in Ordnung?« fragt mein Vater. »Machst du dir Sorgen wegen der possible regrets?«
    »Nein«, sage ich und ziehe meine Jacke an. »Eher wegen der possible regrets.« Ich nehme meine Tasche und gehe an meinem Vater vorbei. Dabei werfe ich einen Blick zu Khamroff, der mich fragend ansieht. Also grüße ich ihn noch höflich mit zwei Fingern. Aber anstatt nach links zum Konferenzraum zu gehen, biege ich nach rechts ab, in Richtung Ausgang. Mein Vater rennt hinter mir her. Zehn Meter vor der elektrischen Tür hat er mich eingeholt.
    »Hast du etwas vergessen?«, fragt er. Ich schaue ihn an und lächle.
    »Ja, mein Herz.« Er winkt ab.
    »Ich verstehe, dass du nervös bist, aber mach jetzt bitte keinen Mist. Adam hat gesagt, dass du es schaffen kannst, und er hat noch nie etwas Gutes über dich gesagt.«
    »Ich muss zum Yoga.«
    »Spinnst du? In ein paar Minuten beginnt die Präsentation. Sie wird dir für immer und ewig einen Platz bei Caesar & Horn sichern. Mit dem Etat

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