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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Gold!«, hörte er Eisarn hinter sich jammern. Der Zwerg klang, als würde er sich jeden Moment an der Suche beteiligen, die die Rattenfresser aufgenommen hatten.
    »Beweg dich endlich, du Tonne!«, fuhr ihn Kjell an.
    »Morritbi?«, fragte Namakan panisch, ohne sich umzudrehen.
    »Ich bin da!« Atemlos, aber ganz in seiner Nähe.
    Gut!
    Nun wurde es auch wieder etwas heller um ihn, was nur bedeuten konnte, dass auch Ammorna losgelaufen war. Mehr noch: Die Kroka-Dienerin holte offenbar zu ihm auf.
    Tschumilals Lachen geisterte durch die Tunnel, viel zu fröhlich und viel zu laut.
    Nachdem sie vielleicht einhundert oder zweihundert Schritte so gelaufen waren, warf sich Dalarr jäh nach links. Morsches Holz splitterte unter seiner Schulter. Einmal, zweimal, dreimal, dann war die uralte Tür, die den scharfen Augen des Tegin nicht entgangen war, aus ihren rostigen Angeln gedrückt.
    »Mir nach!« Dalarr stürmte weiter voran.
    Hinter der zerborstenen Tür führte eine schmale Treppe steil nach oben. Ihre Stufen waren eine Qual für Namakan. Sie waren rutschig und zu alledem nicht für die kurzen Beine eines Halblings gemacht. Immer wieder stieß er sich an ihren Kanten Knie, Schienbeine und Zehen, doch er spürte den Schmerz kaum. Es ging nach oben, und mehr war für ihn nicht wichtig.
    Als sich das Brennen in seinen Beinen in eine lähmende Taubheit zu verwandeln begann, nahm er die ersten Anzeichen wahr, dass die Welt droben nicht mehr weit sein konnte. Die Luft, die er keuchend in seine Lungen sog, wurde frischer, und es waren das erste Klappern von Wagenrädern und ferne Wortfetzen zu hören. Dann drang durch eine Gittertür das fahle Licht des Morgens in den Treppenschacht hinein.
    Die Wanderer fanden sich letztlich in einer Gasse wieder, die auf einen weiten Platz hinauswies, in dessen Mitte ein hünenhafter, steinerner Arvid wohlwollend zu einem nahen Rovis-Tempel blickte. Der Platz war noch recht leer bis auf einige Wäscherinnen mit ihren Körben, eine Handvoll Straßenfeger und vereinzelte Kutscher, die pfeiferauchend auf den Böcken ihrer Gefährte hockten.
    Namakan ließ sich auf das Kopfsteinpflaster plumpsen und streckte alle viere von sich, und Eisarn machte es genauso. Ammorna löschte das Licht ihres Stabes erst, als sie Kjell daran erinnerte. Morritbi und Tschumilal waren zwar ebenfalls erschöpft, strahlten aber beide schelmisch.
    »Woher hattest du das Gold?«, fragte die Hexe.
    »War es Gold?«, fragte Tschumilal zurück.
    »Wie? War es Gold?«
    »Sie ist eine Elfentochter.« Dalarr, der an der nächsten Hauswand lehnte, lächelte anerkennend. »Meinst du, sie hätte nicht von ihrer Mutter gelernt, wie man eine Sache wie eine andere aussehen lässt?«
    Die Steine! Namakans Bauch hüpfte unter seinem einsetzenden Gelächter. »Wie gut, dass deine Tasche so schwer war, was, Tschumilal?«
    Es war kein langes Bad, das die Wanderer wenig später in einem Badehaus unweit des Platzes nahmen. Sie hockten gemeinsam in einem großen Zuber im heißen Wasser und versuchten hastig, sich den Dreck aus jeder Falte ihrer Körper zu schrubben. Namakan war sicher nicht der Einzige unter ihnen, der gern alle Seifen und Duftöle ausprobiert hätte, die das Haus zu bieten hatte. Dalarr jedoch drängte sie zur Eile.
    Nachdem Ammorna ihm unmissverständlich klargemacht hatte, dass sie auf keinen Fall ihre schmutzige Robe wieder anziehen würde, zeigte Dalarr in dieser Frage jedoch Erbarmen. Er schickte einen der Bediensteten des Badehauses los, ihnen frische Kleidung und neues Schuhwerk zu kaufen. Das alte Zeug hingegen, so stellte es ihm Dalarr frei, durfte er ruhig verbrennen. Der feingliedrige Mann, dessen Oberlippe von einem sorgsam gezupften Bärtchen geziert wurde, hatte ein ausgezeichnetes Auge für die Maße von nackten Körpern: Die Sachen, die er ihnen brachte, passten tatsächlich wie angegossen, und zumindest Dalarrs Geschmack traf er genau: Hemd, Hose und Stiefel waren pechschwarz.
    Auch Ammorna war damit zufrieden, ihre geflickte dunkle Robe gegen eine unversehrte auszutauschen, und sie hatte außerdem um Handschuhe gebeten, die sie auch bekam. Ganz elegante aus Echsenleder, die ihre kalten Finger allerdings kaum wärmen würden.
    Sowohl für Eisarn als auch für Kjell hatte der Einkäufer ein geckenhaftes Grün mit gelben Streifen gewählt. Angesichts der Tatsache, dass Kjells Rüstung im Grunde eine einzige Delle und die des Zwergs ein einziger Rostfleck war, wirkten die feinen Schnitte an ihnen umso

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