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Heldenwinter

Heldenwinter

Titel: Heldenwinter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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sah, wie sich die Muskeln im Nacken des Händlers anspannten. Verflucht! Er weiß, dass ich hier bin!
    Es klirrte, rappelte und klapperte leise in seinem Bauchladen, als der Händler sich umständlich umdrehte. Er zuckte zusammen und plumpste auf den Hintern, als er Namakan bemerkte. Wäre die Kiepe nicht gewesen, wäre er vermutlich ganz umgekippt. Sein Blick haftete auf der Dolchspitze, und seine Augen weiteten sich vor Schreck, so weit es seine speckigen Wangen zuließen. »Ich … ich … ich …«
    Schnell! Stoß zu!, flüsterte eine garstige Stimme in Namakan. Eine Stimme, erweckt von Zorn, Trauer und Erschütterung. Schnell, bevor er schreit!
    »Ich … ich …« Der Händler zog die Oberschenkel an und stieß die Füße in die weiche Erde des Wegesrands, um so ein Stück von Namakan wegzurutschen. Das Unterfangen endete damit, dass die Kiepe gegen den Felsen stieß. Ein paar der geflochtenen Weidenruten knackten bedenklich. »Ich tu dir nichts. Steck doch den Zahnstocher weg, mein Junge! Kennst du mich denn nicht mehr? Ich bin’s. Wikowar aus Brückheim. Wir haben geredet.«
    Namakan fiel auf, dass er die Finger so fest um den Griff des Dolchs geschlossen hatte, dass sich seine Nägel in den Handballen bohrten. »Warum verfolgst du uns? Warst du dabei? Hast du sie umgebracht?«
    Wikowar leckte sich nervös die Lippen. »Was? Ich weiß nicht, was du mir sagen willst, Junge. Ich habe niemanden umgebracht. Und auch niemanden verfolgt. Es ist doch nicht verboten, den gleichen Weg zu gehen wie jemand anders, oder?«
    »Namakan!« Dalarr kam den Weg heruntergelaufen, die Brauen düster zusammengezogen, das kürzere seiner beiden Schwerter in der Hand. »Du sollst den Kerl kaltmachen und kein beschissenes Schwätzchen mit ihm halten.«
    »Er sagt, er hätte uns nicht verfolgt!«, rief Namakan ihm entgegen.
    »Das würde ich an seiner Stelle auch behaupten«, rief Dalarr grimmig zurück. Er war im Nu am Felsen angelangt und trat mit erhobener Waffe um ihn herum.
    »Nicht, nicht«, bettelte der Händler und streckte Dalarr flehentlich die Arme entgegen. »Ich geb’s ja zu. Ich geb’s ja zu. Ich bin euch nachgelaufen, ja.«
    »Siehst du wohl?«, knurrte Dalarr in Namakans Richtung.
    »Aber ich habe niemanden umgebracht«, beteuerte Wikowar. »Ehrlich nicht. So was käme mir nie in den Sinn. Ich wüsste auch gar nicht, wie das geht. Ich bin doch nur ein einfacher Händler, der mit seinen Waren durch die Lande …«
    »Halt die Fresse!«, herrschte ihn Dalarr an, aber er schlug nicht zu.
    Namakan war die Miene, die sein Meister inzwischen aufgesetzt hatte, wohlvertraut. Er hat sein Gesicht für schwierige Entscheidungen. Wie beim Abwiegen von Skaldat für eine neue Legierung. »Was ist, wenn er die Wahrheit sagt, Meister? Wenn er nur zufällig in die gleiche Richtung unterwegs war?«
    »Es ist die Wahrheit«, jammerte Wikowar. »Nichts als die reinste Wahrheit. Reiner als das Frühlingswasser in den Bächen, reiner als die erste Wolke des Win…«
    »Du sollst die Fresse halten, habe ich gesagt.« Dalarr wandte sich an Namakan. »Warum hat er dann versucht, sich vor uns zu verstecken? Hm? Was meinst du?«
    »Es spielt keine Rolle, was ich meine, Meister.« Das tut es für dich ja sonst auch nie. Namakan ließ den Dolch ein Stück sinken und zeigte damit auf den vor Angst bibbernden Händler. »Wir können ihn fragen.«
    »Dann frag ihn.«
    »Und?« Namakan sah dem Händler in die gehetzten Augen. »Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    Wikowar öffnete und schloss mehrfach tonlos den Mund, als wäre er ein an Land geratener Karpfen, und schaute misstrauisch zu Dalarr auf. Erst als der große Mensch nickte, fasste er sich ein Herz. »Ich verfolge euch nicht. Verfolgen ist das falsche Wort. Ich bin euch nachgelaufen, aber nicht, weil ich es auf euch abgesehen habe oder so.« Er legte die Hände behutsam auf dem Bauchladen ab. »Ich muss meine Waren loswerden. Und jetzt, wo die Brücke Geschichte ist, kann ich nicht mehr von den Almen herunter. Ich habe zufällig gehört, wie ihr euch darüber unterhalten habt, dass es noch einen anderen Weg gibt. Da dachte ich mir, ich gehe euch nach.«
    Dalarr schüttelte den Kopf. »Ich und mein großes Maul.«
    »Und wieso wirst du deine Waren nicht auf den Almen los?«, wollte Namakan wissen.
    »Da kaufe ich sie doch ein«, erklärte Wikowar. Die zittrige Verzweiflung in seiner Stimme verwandelte sich in eine geradezu überhebliche Festigkeit, vermutlich weil er

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