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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Mitten durch die Rabatten …«
    »Du weißt genau, dass sich Nivalis nicht reiten lässt.«
    Rukabo drehte sich auf den Rücken und wackelte mit seinem ausladenden Gesäß. »Das heißt es auch von vielen Menschen, und irgendwann ist dann trotzdem irgendwie immer das erste Mal. Ich vermute, es kommt darauf an, dass sie den richtigen Reiter treffen.«
    Ohne dass jemand angeklopft hätte, öffnete sich die Tür. Carda streckte ihren kahlen Schädel über die Schwelle. »Ihre Hoheit wäre dann so weit.«
    »Carda!« Rukabo klatschte in die Hände. »Wir haben gerade von dir geredet.«
    Die Ordenskriegerin schob skeptisch das Kinn vor. »Nur Gutes, will ich aber meinen.«
    Rukabo rollte sich vom Bett herunter und verbeugte sich. »Als ob man schlecht von einer Frau reden könnte, die Keuschheit geschworen hat.«
    Vor dem Turm des Feuers, von dessen Spitze an diesem Tag kein Rauch aufstieg, herrschte ein Tumult, dass man fast meinen konnte, ganz Kalvakorum versuchte sich durch das schmale Tor zu zwängen. Die Soldaten, denen die wenig beneidenswerte Aufgabe zufiel, die Menschenmenge im Zaum zu halten, rann der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Bei allzu frechen Dränglern knallten rasch die Peitschen aus rotem Leder, und wenn das nichts half, kamen die flachen Seiten der rubinbesetzten Klingen ihrer Axtlanzen zum Einsatz. Als der Kommandant der Wache Nescas Sänfte herannahen sah, hieß er seine Untergebenen hektisch an, eine Schneise in die Masse zu treiben.
    So fand sich Teriasch recht bald im Innern der untersten Stufe des riesigen Turms wieder. Bei all dem Stimmengemurmel im Gewölbe kam er sich vor, als steckte sein Kopf in einem Bienenstock. Dann hätte er wenigstens den Duft von Honig in der Nase gehabt, hier jedoch roch er nur eine widerliche Mischung aus Schweiß, schalem Atem, Weihrauch und verbranntem Feuerstaub. Die Quelle der letzten Zutat war eine gewiss siebzig Schritt lange, kreisrunde Grube, über die ein engmaschiges Netz aus schwarzen Tauen gespannt war. Weit droben am höchsten Punkt der rußverschmierten Decke öffnete sich ein ebenso kreisrunder Schacht, durch den das Licht der Mittagssonne fiel. Auf den Rängen rings um die Grube fanden wohl kaum weniger Menschen Platz als in Silicis’ Arena, und es gab eine strenge Sitzordnung – nur dass hier die Armen unten und die Reichen oben saßen.
    Unmittelbar nach Passieren des Tors stieg Nesca aus ihrer Sänfte. Zuerst dachte Teriasch, das Lächeln auf ihrem Gesicht gelte ihm, doch sie rauschte in ihrem wallenden Kleid mit der langen roten Schleppe einfach an ihm vorbei, auf einen von vier Sklaven getragenen Baldachin zu, unter dem der Pollox ausgesuchte Gäste des Opfergangs begrüßte.
    »Pupula, Ihr seht reizend aus.« Er verneigte sich tief und küsste die Tochter des Dominex danach sanft auf beide Wangen. »Habt Ihr die Aufregung um den bedauerlichen Vorfall gut verwunden?«
    »Bestens, Kontentio, bestens.« Sie bedankte sich für sein herzliches Willkommen mit einer festen Umarmung.
    Das Wiedersehen zwischen Carda und Diantis verlief um einiges kühler: Die beiden Scharlachroten Rosen tauschten lediglich ein paar finstere Blicke aus.
    Sehr zu Teriaschs Überraschung winkte ihn der Pollox zu sich heran. »Du siehst schon beinahe aus wie ein richtiger Mensch«, sagte er zufrieden, nachdem er Teriasch rasch von oben bis unten gemustert hatte. »Wenn du dir jetzt noch überlegst, diese ungepflegten Zöpfe abzuschneiden … und was ist mit deinem Kinn passiert? Bist du gestürzt?« Er machte einen kleinen Schritt, fasste Teriasch an der Schulter und zog ihn zu sich unter den Baldachin. Nach einem Seitenblick auf Nesca, die ihnen inzwischen schon wieder den Rücken zugewandt hatte, sprach er mit leiser Stimme weiter. »Ich bedaure es wirklich sehr, dass sie dich nicht gehen lassen wollte, mein Junge.« Er verzog kurz sein weiches Gesicht, als litte er nach wie vor unter Gallenbeschwerden. »Du hättest die Freiheit verdient. Ich möchte, dass du das weißt.«
    Teriasch hatte keine passende Antwort, also zuckte er nur mit den Achseln.
    »Versuch bitte ihr Freude zu machen, solange es geht«, empfahl ihm der Pollox noch, ehe er sich um einen neu angekommenen Gast kümmerte.
    Teriasch ging mit Rukabo Nesca und Carda hinterher, eine Treppe zum obersten Rang hinauf, wo man mit einer Absperrung aus Pfosten und Kordeln eigens einen kleinen Bereich für die Pupula und ihr Gefolge geschaffen hatte. Sie nahmen ihre Plätze ein, und Nesca wurde bald von den

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