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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Reichen und Schönen Kalvakorums mit Komplimenten bedacht, auf die sie mal mit einem Lächeln, mal mit einer grüßend gehobenen Hand reagierte.
    Teriasch wollte nicht länger warten. Er trat von hinten an sie heran, vorsichtig darauf bedacht, dabei nicht auf ihre Schleppe zu steigen. Er hätte fast der Versuchung nachgegeben, ihr über das verlockend glänzende Haar zu streichen, das sich als roter Sturzbach über ihre Schultern ergoss. »Ich habe eine Bitte an dich«, sagte er stattdessen.
    »Jetzt nicht.« Ihre Stimme war kühl, auch wenn sie weiterhin ein freundliches Gesicht zur Schau trug, um die Numates um sich herum zufriedenzustellen. »Ich bin beschäftigt.«
    »Doch, jetzt.« Sein Anliegen war ihm viel zu wichtig, als dass er sich von ihr vertrösten lassen konnte. »Es ist dringlich.«
    »Ich verstehe.« Sie nickte einem dicken Mann zwei Ränge unter ihr zu, der nicht müde wurde, ihren Liebreiz zu loben. »Hast du mir deshalb den Hengst geschenkt, den du gestohlen hast? Damit ich dir deine Bitte nicht abschlagen kann?«
    »Was? Nein.«
    »Tu nicht so unschuldig.«
    »Ich habe dir Nivalis mitgebracht, weil er es bei dir besser hat als in der Arena.« Er biss sich auf die Zunge, bevor er seinen zweiten Beweggrund aussprach. »Und weil ich dich gekränkt habe. Ich wollte nicht schlecht über deine Mutter reden, und ich wusste nicht, dass du die Sklaverei abschaffen willst, sobald du die Herrscherin der Harten Menschen bist.«
    »Wer hat …?« Einen Wimpernschlag lang fiel die Maske der Gefasstheit von ihrem Gesicht. »Nicht so laut«, zischte sie ihm dann aus dem Mundwinkel zu. »Das hier ist nicht der richtige Ort für solche Gespräche.«
    »Carda hat mir alles erzählt.« Er schluckte. »Es tut mir leid.«
    »Aha. Und jetzt verlangst du bestimmt, dass ich dich freilasse«, sagte sie spitz. »Doch da muss ich dich enttäuschen. So leicht lasse ich mich nicht von dir überlisten, Teriasch von den Schwarzen Pfeilen. Falls das dein richtiger Name ist …«
    »Das war keine List von mir«, beteuerte er. »Und es geht mir auch nicht um mich. Silicis wird sterben, und mit ihm alle seine Sklaven. Niemand will sie mehr kaufen, weil Silicis schon jetzt mit einem Bein auf der Reise zu seinen Ahnen ist. Aber du, du könntest sie kaufen. Dir wird niemand widersprechen.«
    »Ich kann sie nicht kaufen«, widersprach ihm Nesca, und er wünschte sich inständig, dass es gereizte Verzweiflung und nicht Teilnahmslosigkeit war, die ihre Stimme zum Schnarren brachte. »Das würde zu viel Aufsehen erregen. Was soll ich mit einer Bande Arenistas anfangen? Zu viele Leute würden zu viele Fragen stellen.«
    Teriasch dachte an Dropaxvir, wie er auf der Bank im Übungshof gesessen und den Schmerzenslauten seines dahinsiechenden Besitzers gelauscht hatte. »Dann willst du sie einfach so sterben lassen?«
    »Teriasch, ich …« Sie schwieg einen Moment und faltete die Hände vor der Brust. »Ich kann dir höchstens versprechen, mit meinem Vater über diese Leute zu sprechen, sobald ich ihn das nächste Mal sehe.«
    »Wann wird das sein?«
    »Ich sehe ihn, wann ich ihn immer sehe. Einmal im Jahr, zum Thronbesteigungsfest.«
    Teriasch hätte am liebsten laut aufgeheult. »Da sind sie vielleicht schon tot.« Sein Zorn regte sich spürbar in ihm. »Du musst früher zu ihm gehen.«
    »Nein!« Sie drehte sich halb zu ihm um, und Teriasch sah, wie einige Numates sofort tuschelnd die Köpfe zusammensteckten, weil anscheinend ein einfacher Sklave mehr Aufmerksamkeit erhielt als sie. »Du verstehst das nicht. Er ist der Dominex. Er entscheidet darüber, wann er Besuch in seiner Kammer an der Spitze der Großen Kuppel empfängt. Und jetzt halt besser den Mund, bevor ich ihn dir noch einmal stopfen muss.«
    Teriasch gab sich geschlagen und trollte sich auf seinen Platz neben Rukabo, dem der kleine Zwist offenbar völlig entgangen war. Mit mürrischer Miene schnupperte der Halbling an seinen Händen, beäugte sie kritisch, roch wieder daran, leckte sich über die Fingerkuppen.
    »Was machst du da?«, fragte Teriasch.
    »Wonach sieht es denn aus?«, grantelte Rukabo.
    »Als ob du dich nicht entscheiden kannst, ob du dir die Hände abhacken oder sie doch lieber auffressen willst«, entgegnete Teriasch ehrlich.
    »Ich überprüfe ihre Sauberkeit«, sagte Rukabo. »Ich will nicht, dass sie gleich Feuer fangen.«
    »Feuer fangen? Warum sollten sie Feuer fangen?« Dann dämmerte es ihm. »Ah. Ist es vielleicht, weil du dich so viel bei den

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