Heldenzorn: Roman (German Edition)
Kinn, der ihn von den Beinen holte. Teriasch landete sanft auf einem der Kissen, doch vor seinen Augen zerplatzten funkelnde Sterne.
»Eher würde ich sterben, als dich jemals in mein Bett zu lassen!«, schrie sie, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Zelt, das keines war.
Teriasch versuchte sich aufzurappeln. Ein Tritt gegen die Schulter machte seine Bemühungen zunichte.
»Pass auf, du Hund!«, zischte ihn Carda an. Die Ordenskriegerin setzte ihm einen Stiefel auf die Brust und nagelte ihn so am Boden fest. »Ich habe mir das lange genug mit angesehen. Wenn du ihr das Herz brichst, breche ich dir sämtliche Knochen im Leib. Verstanden?«
»Ihr … Herz?«, presste Teriasch hervor.
»Dafür, dass du ihr Leichtgläubigkeit vorwirfst, bist du auch nicht gerade das schärfste Schwert in der Waffenkammer.« Carda beugte sich zu ihm hinab und verstärkte den Druck auf seinen Oberkörper. »Sie hat dich nicht wegen irgendwelcher Legenden haben wollen, du Einfaltspinsel. Sie will dich, weil du von der Steppe kommst. Weil du so aussiehst wie sie. Weil du der erste Kerl von euch Barbaren bist, der unsere Sprache spricht und mit dem sie sich unterhalten kann. Natürlich will sie dich um sich haben.«
Kann das sein? Nein, das glaube ich nicht. Teriasch bäumte sich auf, und Carda ließ zu, dass er sich unter ihrer Stiefelsohle hervorzwängte.
»Du tust so, als würdest du sie kennen«, sagte sie voll Abscheu. »Als hätte sie deinen ganzen Hass verdient. Du bist so selbstgerecht in deinem Glauben, der Held in dieser Geschichte zu sein, nur weil sie dich aus deiner Heimat geholt und dir ein Kollare verpasst haben.«
»Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt«, verteidigte er sich. Er wagte es, sich auf die Ellenbogen zu stützen. »Mehr nicht. Was sie damit macht, geht mich nichts an.«
Carda warf einen Blick zur offen stehenden Tür, als kostete es sie große Überwindung, ihrer Schutzbefohlen nicht sofort nachzueilen. »Du bekommst jetzt von mir zwei Dinge zu hören, die du eigentlich nicht verdient hast. Nicht weil ich dich so sehr mag. Aber ich liebe sie , und ich will sie nicht unnötig leiden sehen. Hör zu! Sie weiß sehr wohl, dass die wenigsten Sklaven gerne Sklaven sind. Sie gibt es zwar nicht offen zu, aber sie schämt sich dafür, wie die Dinge im Dominum stehen. Warum sonst schickt sie mich immer wieder heimlich los, dass ich etwas von ihrem Schmuck zu Geld mache, um damit Leute aus Manufakturen freizukaufen? Aber selbst sie ist nicht reich genug, um sämtliche Sklaven auf einmal zu befreien. Und vor allem hat sie nicht die Macht dazu. Die hätte nur ihr Vater.«
Teriasch war nicht sicher, ob er Cardas Ausführungen für bare Münze nehmen konnte. »Darfst du denn überhaupt so lange von ihrer Seite weichen, damit du für sie Geschäfte machen kannst?«
»Das lässt du schön meine Sorge sein. Ich kenne die Eide, die ich geschworen habe«, wiegelte Carda barsch ab. »Denk lieber darüber nach, was geschieht, wenn dem Dominex in absehbarer Zeit kein Sohn geboren wird und die Numates darauf drängen, dass er sich auf einen Nachfolger festlegt.«
Teriasch schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was dann geschieht.«
»Wilde!«, knurrte Carda. »Die Dynastie muss bestehen bleiben, du Holzkopf. Er muss jemanden erwählen, in dessen Adern sein Blut fließt. Die Numates werden vor Empörung ihre Villen zusammenschreien, aber er wird eine seiner Töchter zu seiner Favoritin ernennen. Und dreimal darfst du raten, welche das sein wird.«
»Nesca«, sagte Teriasch tonlos.
Carda nickte. »Das ist auch der wahrscheinlichste Grund, warum man sie aus dem Weg räumen will. Es gibt genügend angeblich ach so treue freie Bürger, die den Gedanken an eine Frau auf dem Thron nicht ertragen können. Und stell dir nur vor, wie sehr die sich freuen werden, wenn Nesca tatsächlich Dominexa wird und verkündet, dass die Sklaverei ein Ende finden muss.«
»Das habe ich nicht gewusst«, gestand Teriasch zerknirscht. Und ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, sie umzubringen, um ihren Vater damit zu treffen …
Carda richtete sich auf und sah wieder zur Tür. »Du bist eben wie alle jungen Männer. Du denkst ungefähr so weit, wie ich ein Probaska werfen könnte. Spielst den Beleidigten, weil du gedacht hast, du wärst bald frei. Und sind dir dabei je die Leute in den Sinn gekommen, die nicht einmal mehr die Hoffnung haben, jemals wieder frei zu sein? Ich vermute nicht.«
»Wen meinst du?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher