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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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gefangen, nichts außer dem Wahnsinn, den der Wurm der alles umschlingenden Liebe in den Harten Menschen entfesselt hat. Diese Leute sterben umsonst.
    Drunten an der Grube wurde dem Pollox eine lodernde Fackel gereicht.
    Nein! Nein!
    Teriaschs Kollare zuckte. Kalte Blitze schossen durch seinen Leib, und eisige Würmer krochen durch seine Adern. In seiner Brust. In seinem Kopf. »Siehst du, was geschieht, wenn du uns nicht liebst?«, brüllte der Kala Hantumanas hinter Teriaschs Stirn. »Warum willst du uns nicht lieben, wenn es doch so vielen nichts bringt als den Tod? Dabei lieben wir das Leben. Dabei lieben wir dich.«
    Teriasch brach in die Knie. Der Pollox ließ die Fackel durch eine der Maschen des Netzes gleiten, auf dem die Gelosten lagen.
    »Warum liebst du uns nicht?«, kreischte der Kala Hantumanas.
    Dann wurde sein Toben vom Fauchen der riesigen Flamme übertönt, die aus der Grube emporschoss und alles in ein grelles gelbrotes Licht tauchte. Teriasch spürte ihre Hitze über sein Gesicht streichen, hörte die Schreie der Gelosten, als ihnen das Fleisch von den Knochen gebrannt wurde, den erleichterten Jubel der Menge. Um ihn herum öffnete sich eine gierige Schwärze – und er warf sich hinein wie ein verängstigtes Kind in die Arme seiner Mutter.

17

     
Der Unterschied zwischen Meister und Schüler
offenbart sich in jedem Handwerk
bereits oft an der Wahl des Werkzeugs.
Merkspruch der Letzten Seufzer, der wohlweislich auf eine Weisheit aus den Tagen der Geschuppten Könige zurückgeht
     
    Als Teriasch erwachte, saß eine Frau mit feuerrotem Haar neben seinem Bett, und in dem schwebenden Zustand zwischen Träumen und Wachen war er sich mit einem Mal sicher, dass sie schon einmal an seinem Krankenlager gewacht hatte. Vor so langer Zeit, dass seine Erinnerung daran nicht mehr als ein blasser Geist war. In einer Zeit, in der sie das gleiche Gesicht, aber einen anderen Namen besessen hatte. »Tamni?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich bin es. Nesca.«
    »Nesca …« Er setzte sich auf. Ein feuchter Lappen rutschte ihm von der Stirn und landete in seinem Schoß. »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Die Wasseruhr draußen auf dem Gang sagt fast acht Stunden.« Rukabo erhob sich von einem Schemel am Fußende des Bettes und hielt ihm eine Schüssel hin. »Traube?«
    Teriasch schüttelte den Kopf.
    »Hat dich das Opfer so erschüttert?«, fragte Nesca, nahm den Lappen, stand auf und wrang ihn in dem Becken an der Wand aus.
    »Ja«, log Teriasch, weil ihm die Wahrheit viel zu kompliziert vorkam, um sie ihr zu erklären.
    Carda, die am Fenster ins Abendrot hinausgeblickt hatte, drehte sich zu ihm um. »Du solltest dir überlegen, ob du die richtige Abmachung mit Ihrer Hoheit getroffen hast. Wie willst du einem Behemoth allein gegenübertreten, wenn du schon bei einem einfachen Opfergang in Ohnmacht fällst?«
    Teriasch streckte die Beine aus und stellte fest, dass er zwar sein Hemd trug, aber seine Beine unter der Decke nackt waren. »Wer hat mir die ausgezogen?«, fragte er Nesca. »Du?«
    »Ich«, sagte Rukabo und steckte sich eine Traube in den Mund. »Aus gebotenem Anlass. Du hast dich eingenässt.«
    »Oh …«
    »Und gewaschen habe ich dich auch«, fügte der Halbling schmatzend hinzu.
    »Danke.«
    »Das Vergnügen war ganz meinerseits.«
    »Ich habe nachgedacht.« Nesca setzte sich und reichte Teriasch den Lappen. »Vielleicht war es falsch von mir, dich in meine Dienste zu zwingen. Vielleicht hätte ich von Anfang an mit offenen Karten spielen sollen. Doch diese Chance ist vertan.« Sie lächelte versonnen. »Jetzt haben wir eine Abmachung getroffen, und es ist wichtig, dass du mir vertraust.«
    »Ich vertraue Euch auch ohne Abmachung«, warf Rukabo ein.
    »Ruhe, du haarige Kröte!«, maßregelte ihn Carda.
    »Du hast Glück«, fuhr Nesca fort. »Vor ein paar Stunden erst ist Dentilegus gestorben, ein altes Kriegsprobaska, das im Gnadenstall meines Vaters stand. Ein Veteran vieler Schlachten und eines meiner liebsten Tiere hier im Palast.«
    »Wieso …« Teriasch stockte und fischte nun doch in Rukabos Schüssel nach einer Traube, weil er einen widerlich fischigen Geschmack im Mund hatte. »Wieso ist es ein Glück für mich, dass diese Rüsselschnauze, die dein Freund war, tot ist?«
    »Nun, das Tor zum Turm des Windes mag versiegelt sein. Der Behemoth, der darin lebt, hat aber mehr Hunger, als dass es mit dem Opfer einmal alle vier Jahre getan wäre.«
    »Er muss also öfter fressen?«, fragte

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