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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Teriasch.
    »Ich muss nach ihr sehen.« Carda trat ihm zum Abschied noch einmal vor die Brust, wenn auch etwas sachter als zuvor, dann ließ sie ihn einfach liegen.
    Er setzte sich hin, rieb sich das geschwollene Kinn und betrachtete lange die Haut von Nescas Mutter, ehe er gewahr wurde, auf wessen Schicksal ihn Carda gerade verwiesen hatte.
    Teriasch brach allein zu seinem Besuch bei den Arenistas auf. Da ihm niemand ausdrücklich verboten hatte, den Palast zu verlassen, ging er davon aus, dass er sich frei in Kalvakorum bewegen konnte. Nesca wird mich ohnehin heute nicht mehr sehen wollen, redete er sich ein. Und solange ich das Kollare trage und sie das Ampullarium dazu hat, weiß sie auch, dass ich ihr nicht entkommen kann. Und ich habe Rukabo gesagt, wo ich hin will …
    Der Halbling zog es vor, die Familie, die ihn verstoßen hatte und nun mit seiner unerwarteten Rückkehr konfrontiert war, dadurch zu piesacken, dass er durch die Herrschaftlichen Gärten schlenderte, als wäre nie etwas gewesen. »Ich bin zu einem günstigen Zeitpunkt wieder daheim«, hatte er gefeixt. »Ich habe mich schon immer brennend für die Arbeit von Feuerwerkern interessiert, und Wuplesch und dem ganzen Pack werden sich die Fußhaare kräuseln, wenn sie mich in der Nähe von Sprengpulver und Feuerstaub herumlungern sehen.«
    Am Löwenmaultor ließ sich Teriasch von einer der dort stationierten Wachen den Weg zur Arena erklären. Der Soldat behandelte ihn mit einer geduldigen Freundlichkeit, die wohl dem Silberreif um sein Handgelenk geschuldet war.
    Teriasch fand die Arena, ohne in dem lärmenden Treiben auf Kalvakorums Straßen die Orientierung zu verlieren. An dem Ort, an dem er den Großteil seiner bisherigen Zeit unter den Harten Menschen verbracht hatte, herrschte hingegen eine sonderbare Ruhe. In der kleinen Kammer neben dem Seitentor saß niemand, um Besucher zu begrüßen, der Speisesaal war verwaist, und erst auf dem Übungshof begegnete Teriasch einer anderen Menschenseele: Dropaxvir saß auf einer Bank, nackt bis auf einen Lendenschurz und sein Kollare. Der Pechmann lauschte dem leisen, jämmerlichen Stöhnen, das aus den Fenstern von Silicis’ Schreibstube drang.
    »Gegrüßt seist du, Häuptling«, sagte er ruhig, als er Teriasch bemerkte.
    »Wo sind die anderen?« Teriaschs Mund war staubtrocken.
    »Sie sind in ihren Gemächern geblieben.«
    »Ist das Silicis, der da so leidet?«
    »Wer sonst?« Ein feines Lächeln, das nur Trauer in sich barg, geisterte über die Lippen des Kriegers. »Mein Herr liegt im Sterben.«
    »Was?« Teriasch wurden die Knie weich, und er setzte sich rasch neben den Hünen. »Aber der Pollox hat doch einen Herrschaftlichen Heiler geschickt, der sich um seine Galle kümmern sollte.«
    »Und wenn mein Herr an der Galle litt, so wäre es der richtige Heiler für ihn gewesen«, sagte Dropaxvir. »Alldieweil ist es leider die Leber, die ihn in den tiefsten Abgrund hinabzieht. So stellte es sich heraus, als der Heiler den Leib meines Herrn betastete. Sie ist hart und kaum noch größer als ein Kieselstein. Die berauschenden Tränke aller Art, an denen er sich viele Jahre labte, üben grausamste Rache an ihm.«
    »Dann müsst ihr einen anderen Heiler holen«, schlug Teriasch vor und versuchte, nicht an die grässliche Tür mit den Ampullarien und den Felsblöcken zu denken. Wenn Silicis stirbt …
    »Die Stunden, in denen ein anderer Heiler sein linderndes Werk hätte verrichten können, sind verstrichen.« Dropaxvir malte mit dem Fuß Kreise in den Sand. »Erlebt mein Herr noch den Thronbesteigungstag, so wäre es wohl durchaus als Wunder zu bezeichnen.«
    »So bald schon?« Teriasch rang um Fassung. Da fiel ihm ein, was ihm Carda gerade erzählt hatte, und er schöpfte neue Hoffnung. »Was wäre, wenn euch jemand Silicis abkauft? Dann müsstet ihr nicht mit ihm sterben.«
    »Ach, Häuptling.« Dropaxvir tätschelte Teriasch das Knie. »Es ehrt dich, dass du dich um uns sorgst. Es ist indes zu spät, dass sich ein neuer Herr unserer annimmt.«
    »Wieso?«
    »Silicis’ Geist ist bereits getrübt, sein Verstand vernebelt. In seiner Pein spricht er zu Menschen, derer nur er ansichtig wird, und Furcht vor Stimmen, die allein sein Ohr erreichen, lässt ihn klagen und ächzen. In einem solchen Zustand ist kein Geschäft, das er einginge, mehr rechtens. Ein Erbe, der an seiner Stelle handeln könnte, ist ihm nicht gegeben.« Dropaxvir griff nach einem Schwert, das neben ihm an der Bank lehnte. »Ist es

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