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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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ihr erzählen, was du herausgefunden hast«, schlug er vor. »Du hast doch etwas Wichtiges herausgefunden, oder?«
    »Wo wart ihr genau in den Gärten?«, wollte Rukabo wissen. »Ich dachte, ihr wolltet nur spazieren gehen.«
    »Tu nicht so unschuldig«, warnte die Kriegerin den Halbling.
    »Wieso nur tun?«, plusterte Rukabo sich auf. »Ich bin unschuldig!«
    Teriasch suchte ihren Blick. »Carda, bitte …«
    »Na gut.« Sie schenkte sich Wein nach und setzte sich dann auf die Bettkante. »Ich weiß jetzt, wo wir einen Hinweis darauf finden können, ob und warum der Pollox tatsächlich derjenige ist, der Nesca tot sehen möchte.«
    »Als ob daran noch irgendwelche Zweifel bestünden …«, motzte Rukabo, während er quer über das Bett an Carda vorbei zur Karaffe auf dem Nachttisch krabbelte.
    Teriasch wagte sich vorsichtig näher an Nesca heran und ließ eine Strähne ihres Haars durch seine Finger gleiten. »Warum weckst du sie dann nicht auf, damit wir dort hingehen können?«
    »Das ist es ja. Wir können da jetzt nicht hingehen.« Carda deutete mit dem Becher zum Oberlicht. »Es ist schon dunkel. Niemand geht in die Kammer des Raunenden Steins, wenn es dunkel ist.«
    Rukabo, der an der Tülle der Karaffe genippt hatte, horchte auf. »Die Kammer des Raunenden Steins? Was wollen wir da? Bist du etwa versessen darauf, ein paar Prophezeiungen auszustoßen, hm?«
    »Was ist diese Kammer?«, fragte Teriasch.
    »Oh, darf ich bitte?«, bettelte Rukabo und stellte flugs die Karaffe ab. »Bitte!«
    Carda brachte die Neige in ihrem Becher zum Schwappen, schaute hinein und zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen.«
    »Das wird eine Geschichte ganz nach deinem Geschmack«, versprach Rukabo. »Wo du doch so gern mit Geistern sprichst.« Er hockte sich im Schneidersitz neben Nesca und zog Teriasch neben sich aufs Bett. »Sie beginnt in einer Zeit, als noch niemand an Kalvakorum, geschweige denn das Dominum gedacht hat. Da gab es in dieser Gegend gerade einmal ein paar Dörfer voller abergläubischer Bauern. Und ihre Felder litten unter einer schrecklichen Dürre. Wochenlang beteten sie zu den Göttern um Regen. Nichts. Kein Tropfen.« Rukabo rieb sich vergnügt die Hände. »Doch dann kam der Morgen, an dem sie glaubten, ihre Gebete seien endlich erhört worden. Der Himmel zog sich urplötzlich mit schwarzen Wolkenbergen zu. Doch was dann runterfiel, war kein Wasser. Nur ein einziger großer Stein, der mit viel Getöse einschlug und unglaubliche Mengen an ausgetrockneter Erde aufwirbelte. Manche der Bauern dachten erst, die Götter wollten sie verhöhnen, so von wegen ›Wir flehen um Regen und sie schicken uns einen Stein‹. Zum Glück waren nicht alle Bauern so doof. Einige waren …« Er räusperte sich. »Bauernschlau. Das trifft es wohl am besten. Die sagten nämlich: ›Na, wenn uns die Götter dieses Ding schon gesandt haben, sollten wir wenigstens so höflich sein, es uns genauer anzusehen.‹ Und das taten sie dann auch.« Er beschrieb mit den Armen einen großen Kreis. »Der Stein war recht rund und ziemlich groß, ungefähr wie der Kopf eines Probaskas, sag ich mal. Aber keine glatte Kugel oder so, obwohl er die Farbe von Stahl hatte.« Sein kleiner Finger wackelte vor Teriaschs Nase. »Nein, er hatte viele winzige Löcher. Ein wirklich absonderliches Ding. Die Bauern standen davor und kratzten sich die Köpfe, bis eine Magd schließlich losstiefelte und den Stein anfasste. Die Geschichte verrät uns leider nichts darüber, ob sie nun besonders blöde oder besonders schlau war, doch immerhin ihr Name ist uns überliefert: Gurda hieß die Gute. Gurda legt also ihr Patschehändchen auf den Stein, und dann passiert es.« Er senkte die Stimme. »›Um die Mittagszeit weint der Himmel‹, flüstert sie plötzlich und verdreht dabei die Augen. ›Eine Flut der Tränen, eine Flut von Blut.‹ Danach kippt sie einfach um, und als sie wieder zu sich kommt, will sie nicht gemerkt haben, was sie da von sich gegeben hat. Die Bauern zanken noch untereinander, ob Gurda sie nur verscheißern möchte oder ob sie ernsthaft nicht mehr alle Lämmchen auf der Weide hat, da fängt es zu regnen an. Aber es ist nicht irgendein Regen. Es gießt, als würden alle Götter zur selben Zeit ihr Wasser abschlagen, und damit nicht genug. Der Regen ist rot wie Blut. Verstehst du?«
    Teriasch runzelte die Stirn. »Wer den Stein berührt, sagt die Zukunft voraus?«
    »Sehr gut!« Rukabo klopfte ihm auf die Schulter. »Damit hättest du in jedem

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