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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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der vermeintlichen Statuen mehr zu streifen. »Wo müssen wir überhaupt hin?«
    »Na, das hat Diantis doch klipp und klar gesagt«, befand Rukabo. »Die letzten Worte der ersten Zunge. Sie hat eindeutig Gurdas letzte Worte gemeint. Die erste Prophetin. Kein sehr kniffliges Rätsel.«
    »Rukabo?« Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich ihm erzählt hätte, wen Carda getroffen hat. Vielleicht hat er es sich nur zusammengereimt, aber er hat eben genau dieselben Worte verwendet wie Diantis … haargenau dieselben Worte! »Warst du vorhin die ganze Zeit bei Nesca?«
    Rukabo hielt kurz inne, hüstelte und legte weiter die Salzspur aus, die die Würmer verscheuchte. »Sagen wir, im Geiste war ich stets bei ihr, ja?«
    »Du warst das hinter dem Strauch an der Rosenlaube!« Teriasch hatte nicht übel Lust, dem Halbling die Laterne über das verlogene Mundwerk zu ziehen. »Und ich dachte schon, da jagt mir gleich einer einen Bolzen in die Brust.«
    »Ja, ja. Vergossene Milch. Wasser unter der Brücke. Ein Furz im Wind.«
    Teriasch nahm von dem Laternenhieb Abstand und begnügte sich mit einem sachten Tritt in Rukabos Hintern. »Du neugieriges Wiesel!«
    Rukabo quiekte erschrocken auf. »Bist du irre? Willst du, dass ich in die Würmer falle? Jetzt stell dich mal bitte nicht so an! Du bist ja noch schlimmer als unsere Glatzenrose. Und überhaupt, das war nur ein kurzer Abstecher, den ich zu dieser verbockten Laube gemacht habe.« Er schnupperte an seinen Händen. »Ich hatte anderweitig in den Gärten zu tun.«
    »Lass mich raten.« Teriasch schüttelte den Kopf. »Du hast deine Sippe gepiesackt.«
    »Fast.« Rukabo gab keine weitere Erklärung ab, sondern zeigte ein Stück weiter den Gang hinunter. »Ah, da ist der Stein.« Salzstreuend nahm er Kurs auf den Felsbrocken.
    Teriasch musste zugeben, dass es sich in der Tat um einen höchst wundersamen Gegenstand handelte. Seine Oberfläche war von der gleichen Beschaffenheit wie das versteinerte Fleisch der Wurmopfer, doch seine Farbe war eine andere, ein stumpfes Graublau, das jedes Licht zu verschlucken schien. Trotz der Tatsache, dass die Würmer offenkundig aus diesem merkwürdigen Geschenk des Himmels hervorgekrochen waren – die Löcher waren nun wirklich nicht zu übersehen –, war er völlig frei von Schleim.
    »Willst du ihn mal anfassen?«, schlug Rukabo vor, als sie vor dem Stein angelangt waren.
    »Ich verzichte.« Es gibt Dinge, mit denen treibt man keine Späße … was für Geister auch immer in diesem Stein wohnen und von den Würmern umsorgt werden, sie sind bestimmt nicht zu Scherzen aufgelegt.
    »Dann eben nicht. Suchen wir Gurdas Rolle. Sie müsste gleich hier drüben sein«, sagte Rukabo, vollführte eine Vierteldrehung, stolperte über die eigenen Füße, suchte nach Halt – und stützte sich mit beiden Händen auf dem Raunenden Stein ab.
    Teriasch erstarrte. Beim Stab der Wanderin!
    Rukabos Augenlider flatterten. Unter ihnen war nur noch das Weiße zu sehen. Seine Lippen bebten, und er zitterte am ganzen Leib. »Der Häuptling aus der Steppe reitet ein kleines Pferd«, flüsterte er heiser. »Das feuerhaarige Weib öffnet die Schenkel weit für ihn. Alle Fesseln fallen von ihm ab. Des Drachen Zahn … des Drachen Zahn …« Er stockte. »Des Drachen Zahn … Verbockt!« Er hieb sich die Fäuste auf die Oberschenkel und lachte dreckig. »Ich hab keinen Schimmer, was du mit dem Ding überhaupt vorhast.«
    »Das ist nicht lustig«, zischte Teriasch durch zusammengebissene Zähne.
    »Wie man’s nimmt.« Pfeifend griff Rukabo in seine Salzbeutel. »Also, dass du darauf reingefallen bist! Sehe ich wirklich aus wie ein großer Prophet?«
    »Nein, du siehst aus wie ein kleiner Mann, dem die Sehne gleich ins Auge schnalzt, weil er nicht weiß, wann er den Bogen überspannt hat.«
    »So, so«, murmelte Rukabo und verteilte großflächig Salz. »Da ist man im Angesicht schlimmster Widrigkeiten einmal heiter, und schon wird einem ein Strick daraus gedreht. Was für eine grausame Welt!« Er kletterte auf das Podest, das am nächsten am Stein stand. »Wenn wir lange rollen müssen, übernimmst du das gefälligst, ja? Du könntest nämlich auch mal etwas mehr zum Gelingen unseres Unterfangens beitragen, als für mich das Glühwürmchen zu spielen.« Er besah sich die Abroller und klatschte in die Hände. »Schau an! Jemand war so freundlich, an genau die richtige Stelle zu spulen. Mehr Licht bitte!«
    Teriasch trat neben ihn auf den Absatz und starrte auf die

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