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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Mund.
    »Was soll er damit?«, fragte sie dann, und er fügte hinzu: »Eine Belohnung für treue Dienste. Zu gütig, Hoheit. Was ist ein Süßer Dorn?«
    »Nesca …« Teriasch hob das Buch auf, das sie von sich geworfen hatte, und legte es auf einen Stapel Folianten neben dem Bett. »Ich sehe, was du vorhast.«
    »Wenigstens einer«, raunte Rukabo.
    »Du willst Silicis einen sanften Tod verschaffen, nicht wahr?« Teriasch bändigte mühsam seine aufgebrachten Gedanken. Sie weiß, dass ich ihren Handel nicht ausschlagen kann. Was wäre meine Freiheit wert, wenn ich sie mir mit dem Leben all dieser anderen Leute erkaufen würde? Nichts, und das ist ihr vollkommen klar. Aber ich lasse mich von ihr nicht einfach so benutzen … »Rukabo soll Silicis mit dem Dorn stechen. Dann wird er träumend zu seinen Ahnen gehen, und das ist gut so. Und er wird sich nicht wehren können, wenn Rukabo ihm den Ring vom Finger zieht, der die Kammer mit den Ampullarien öffnet.«
    Rukabo betätigte sich ausgiebig als Speichellecker. »Ein formidabler Plan voller Güte und Weisheit! Wir sollten ihn sofort in die Tat umsetzen. Die Zeit drängt!«
    Nesca streckte Teriasch die Hand entgegen. »Schlägst du ein?«
    »Nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    Er legte so viel Sanftheit in seine Stimme, wie er aufbringen konnte. »Sie wird dir nicht gefallen.«
    »Das war eine dreiste Forderung.«
    »Mag sein.« Teriasch übersah nicht, wie unwohl sich die Scharlachrote Rose in seinem Quartier fühlte: Sie hatte eine Hand an ihrem Streitkolben, mit der anderen massierte sie sich den Nacken, und ihre Blicke blieben fest auf die Tür gerichtet, als überlegte sie, jeden Moment einfach loszuspurten und Nescas Befehl zu ignorieren.
    Die Pupula hatte sich unmissverständlich ausgedrückt: Sie wollte vollkommen allein sein, während sie sich für den Besuch bei ihrem Vater zurechtmachte, und so sehr Carda auch protestiert und auf ihre Eide verwiesen hatte, war sie am Ende dem Wunsch ihrer Gebieterin gefolgt. Etwas verloren war sie einfach Rukabo und Teriasch nachgetrottet. Der Halbling war rasch davongeeilt, um den Süßen Dorn, den Carda ihm widerwillig ausgehändigt hatte, bei Silicis zur Anwendung zu bringen. Sein Abschied von Teriasch war kurz, aber herzlich ausgefallen. Er hatte sich zu einer Umarmung gereckt und dabei feucht geflüstert: »Mach mir ja keine Schande vor dem Dominex, hörst du?«
    »Es könnte sein, dass sie von Anfang an darauf gebaut hat, dass du diese unverschämte Bedingung stellen würdest«, mutmaßte Carda. »Sie ist gerissen. Jetzt gehörst du wieder ihr.«
    Ein Teil von mir wird wohl immer ihr gehören, stellte Teriasch stumm fest, als er sich unter sein Bett beugte, um die Schriftrollenhülle darunter hervorzuholen. Ob ich Carda verraten sollte, dass ich ohnehin vorhabe, alle Sklaven zu befreien, die ein Kollare tragen? Nein, sie würde es nur für Prahlerei halten, und im schlimmsten Fall schlägt sie mir den Schädel ein, weil sie um das Leben Nescas fürchtet, wenn die herrschende Ordnung zusammenbricht … Die düstere Erkenntnis machte es ihm nicht leichter, seine Bitte an die Scharlachrote Rose loszuwerden. »Würdest du mich auch mit einem Süßen Dorn stechen?«
    »Jetzt?« Seine Frage war zumindest interessant genug, dass Carda nun ihn anstelle der Tür anstarrte. »Weshalb?«
    »Du hast gesagt, der Süße Dorn hilft einem, seine Träume so zu lenken, dass sie einem einen Wunsch erfüllen. Ich muss noch einmal träumen, bevor wir zum Dominex gehen.«
    »Du bist ein sonderbarer Mann mit sonderbaren Forderungen. Andererseits habe ich heute meine Eide schon so oft so fahrlässig ausgelegt, dass es auf einmal mehr wohl nicht mehr ankommt.« Ihre Hand schob sich langsam unter ihr Wehrgehänge. Als sie sie wieder hervorzog, war zwischen Daumen und Zeigefinger eine Nadel geklemmt. »Was erhoffst du dir von diesem Traum?«
    »Ich bin es gewohnt, durch Träume zu gehen, als wären sie die wache Welt«, erklärte Teriasch. »Ich möchte jemanden treffen, der sich auch darauf versteht.«
    »Gefährdet das, was du tust, das Leben meiner Blüte?«, fragte Carda kühl.
    »Nein«, antwortete Teriasch, ohne genau zu wissen, ob er eine Wahrheit oder eine Lüge sprach. »Es könnte jedoch unzählige Leben retten.«
    »So?« Carda lächelte. »Hast du es also immer noch nicht aufgegeben, dich als großen Held zu sehen?«
    »Es fühlt sich besser an, als nur ein Sklave zu sein.« Er setzte sich auf sein Bett und nickte in

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