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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Was kann ich zu ihr sagen? »Es ist nicht deine Schuld.«
    Sie schwieg, wie wenn sie nichts auf seinen Trost gäbe.
    »All das«, fuhr er fort, »wäre nie geschehen, wenn der Pollox dich nicht hätte ermorden wollen. Und es reicht sogar noch viel weiter zurück. Du wärst nie hier geboren worden, wenn man deine Mutter nicht von der Steppe geraubt hätte.«
    Sie gab ihm eine sonderbare Antwort. »Dort.« Sie zeigte auf ein Kind in einem roten Umhang, das sich auf einem weißen Pferd einen Weg durch die Ausschreitungen bahnte, indem es mit der flachen Seite eines Dolches, der in seinen Händen fast wie ein Schwert wirkte, um sich hieb. Halt! Ich kenne diesen Schimmel! Und das ist kein Kind. Das ist – »Rukabo!«
    Der Halbling hob den Kopf, winkte ihnen zu und trieb Nivalis sachte an, indem er dem Hengst die Hacken in die Seite drückte. »Da seid ihr ja!« Sein Grinsen hätte breiter nicht sein können. »Was für eine wunderbare Nacht! Ich nehme an, ich habe es euch zu verdanken, dass der Kater von Kalvakorum kein Halsband mehr trägt.«
    »So ist es.«
    Mit einem Zungenschnalzer brachte er Nivalis zum Stehen. »Hervorragende Arbeit.« Er nickte Nesca zu und schwang dazu galant seinen Umhang. »Hoheit. Es war mir eine Ehre, Euch dienen zu dürfen.« Er räusperte sich. »Vor allem, weil dabei so einiges für mich herausgesprungen ist. Beispielsweise dieses feine Stück Tuch oder dieser formidable Dolch. Ganz zu schweigen von diesem Prachtexemplar.« Umständlich hob er seine Wampe an und präsentierte die kleine Arkakrux, die er sich in den Gürtel geschoben hatte. »Damit treffe ich auf zwanzig Schritt einen Fliegenschiss. Beim Kacken!«
    »Was ist mit Silicis? Was ist mit den anderen aus der Arena?«, fragte Teriasch und wappnete sich innerlich für schlechte Neuigkeiten.
    »Oh, Silicis ist … wie nennst du das noch, mein Häuptling? Ach ja … Er ist zu seinen Ahnen gegangen. In den Armen eines süßen Traums.« Rukabo zuckte mit den Achseln. »Und die anderen? Nun, wenn sie schlau sind, und das sind die meisten von ihnen leider nicht, dann betätigen sie sich bei der Umverteilung von Besitztümern, so wie ich.«
    Teriasch atmete auf. Sie leben.
    »Das ist mein Pferd, auf dem du da sitzt«, merkte Nesca an. »Teriasch hat es mir geschenkt. Erinnerst du dich?«
    »Betrachtet es doch als kleine Belohnung für besondere Dienste, hm?«, schlug Rukabo vor.
    »Warum lässt er überhaupt zu, dass du auf ihm reitest?«, wollte Teriasch wissen. »Silicis hat uns erzählt, er würde keinen Menschen auf seinem Rücken dulden.«
    »Das stimmt wohl.« Rukabo tätschelte dem Hengst den Hals. »Nur gut, dass ich kein Mensch bin, nicht wahr? Ich habe ihn in den Gärten gefunden. Er war sehr tapfer. Das Feuerwerk hat ihn kein bisschen verängstigt.« Rukabo seufzte gekünstelt. »Ich habe es gerade noch rechtzeitig von der Arena zurückgeschafft, bevor der Spaß losging.« Er rieb sich keckernd die Hände. »Jetzt hat’s sich was mit Gärtnerspielen.«
    »Das warst du«, stellte Nesca fest. »Die Feuer in den Gärten. Du hast die Arbeit der Pyromanten sabotiert.«
    Teriasch erlaubte sich ein schwaches Lächeln. »Das meintest du also, als du sagtest, du hättest dort noch etwas anderes zu erledigen, als nur Carda zu belauschen.«
    »Das kann schon sein.« Rukabo roch an seinen Fingern. »Wobei es natürlich so ist, dass man ein solches Meisterwerk nicht in einer Sitzung zustande bringt. Sei’s drum. Habt ihr nicht drängendere Fragen an mich? Wie wäre es mit: ›Woher wusste ich, wo ich euch finde?‹ Halt, sagt nichts. Es ist ganz simpel.« Er zwinkerte Teriasch zu. »Ich hab doch nicht vergessen, dass du immerzu nach den Türmen gefragt hast. Und als ich dann gesehen habe, wie der Turm des Wassers plötzlich gedampft hat, war die Sache klar. Das hätte sich sogar jemand so Engstirniges wie Carda zusammengereimt, vermute ich.« Er runzelte die Stirn. »Wo steckt die Rose überhaupt? Ich hätte da eine Nadel zurückzugeben.«
    Teriasch sah seinen Freund ernst an und schüttelte nur den Kopf.
    »Oh«, machte Rukabo. »Was für eine Schande! Mein Beileid, Hoheit. Ich habe sie wirklich gut leiden können.«
    »Was?« Teriasch zeigte sich verwirrt. »Gut leiden?«
    »Natürlich.« Rukabo nickte eifrig. »Solche Prinzipientreue findet man heutzutage nur noch selten.«
    »Als ob dir etwas an Prinzipien liegen würde …«
    »Durchaus!«, ereiferte sich Rukabo. »Es sind womöglich nicht die, die die arme Rose hochhielt, aber ich

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