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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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er wusste, dass er nicht allein war.
    Die Siegel am Tor – ein paar Klumpen nach Weihrauch stinkendes Wachs über den schweren Riegeln – waren leicht zu lösen. Hinter dem Tor hätte sie Dunkelheit erwarten sollen, doch Teriasch und Nesca wurden von einem warmen Licht begrüßt – und Worten in einer fremden Sprache, wenn auch nicht von einer fremden Stimme.
    Was macht er hier?
    »Aniya bala nayaka, aniyata svatantrata, Ziyamapaksa.« Fulmar, der Geist der Geschichten, verneigte sich so tief vor Schwarzschwinge, dass ihm beinahe seine Laute vom Rücken gerutscht wäre. Dann richtete er sich auf, drehte sich um und kam über das Knochenfeld auf dem Höhlenboden zum Tor geschlendert. »Du hast Glück, mein Freund«, sagte er lächelnd in der Sprache der Steppe. »Ich habe ein Lied des Lichts für mich und die missmutige Echse gespielt.« Er ging an Teriasch vorbei, der ihn aus schierer Verblüffung einfach passieren ließ. »Siehst du wohl? Es ist genau so, wie ich es gesagt habe. Es kommt immer nur auf den richtigen Zeitpunkt an.« Fulmar zog sich seine Kapuze über den Kopf und huschte in eine Nacht voller Schreie und Feuer hinaus.
    »Wer war das?«, fragte Nesca.
    »Ein Geist, der sich für einen Menschen hält«, antwortete Teriasch und schritt mit ihr an der Hand tiefer in die Höhle hinein.
    Das Gebein des Drachenfutters schreckte Nesca anscheinend nicht, doch je näher sie Schwarzschwinge in all seiner kranken, geknechteten Pracht kamen, desto feuchter wurden ihre Finger.
    »Ah, Menschlein. Du hast dir Zeit gelassen.«
    Teriasch ignorierte die Rüge. »Woher kennst du den Geist der Geschichten?«
    »Wen?« Der Drache kniff sein gesundes Auge zu.
    »Fulmar.«
    »Er oder besser seine Art und ich sind im wahrsten Sinne des Wortes uralte Freunde«, erklärte Schwarzschwinge. »Er hat mir erzählt, dass du kommen würdest, noch bevor du selbst es wusstest. Der andere Besuch, den ich unlängst hatte. Erinnerst du dich? Das war kein Traum.«
    »Er ist kein so guter Freund, dass er dich befreit hätte, wie mir scheint.«
    »Nun …« Schwarzschwinge wiegte das hornbewehrte Haupt hin und her. »Sagen wir, er kann schön singen, aber damit hätte er nicht den Kala Hantumanas so zum Schreien gebracht wie du, wenn du verstehst.« Der Drache hob eine Klaue, und seine Ketten klirrten. »Verzeih mir meine Ungeduld, Menschlein, aber ich würde gern zum wichtigsten Teil unserer Abmachung kommen. Befrei mich!«
    »Wie?« Teriasch versuchte, sich seine bange Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. »Wie sprenge ich deine Ketten?«
    »Das ist doch simpel, Menschlein«, ächzte Schwarzschwinge. »Du leihst mir einfach nur kurz deinen Zorn, und ich streife diese verdammten Dinger selbst ab.«
    O Wanderin! Teriasch senkte den Blick und stellte sich schützend vor Nesca, weil er das Schlimmste befürchtete. »Ich kann nicht.«
    »Was?«, fauchte Schwarzschwinge. »Wie? Du kannst nicht?«
    »Mein Zorn ist fort«, erklärte Teriasch. »Gestorben. Zusammen mit dem Wurm der alles umschlingenden Liebe.«
    »Verrat!«, brüllte Schwarzschwinge und zerrte so heftig an seinen Ketten, dass sich ein Felsblock aus der Decke der künstlichen Höhle löste und einen Haufen Knochen zu Staub zermalmte. »Verrat!«
    »Was ist los?«, schrie Nesca Teriasch ins Ohr.
    »Ich habe versprochen, ihn zu befreien. Aber das kann ich nicht, weil ich meinen Zorn verloren habe.«
    »Du musst zornig sein, damit du dein Versprechen halten kannst?«
    »Ja!«
    »Verrat«, tobte Schwarzschwinge weiter und streckte die Klauen nach Teriasch aus, doch seine Ketten waren zu kurz, als dass er ihn hätte packen können. »Verrat!«
    »Dann wollen wir doch mal sehen, wie gut du deinen Zorn versteckt hast.« Nescas Stimme war mit einem Mal eiskalt, kälter noch als die Klinge, die Teriasch plötzlich an seiner Kehle spürte. »Ich lasse nicht zu, dass meine Pläne an dir scheitern.«
    Teriasch erstarrte, weil ihn eine fürchterliche Ahnung lähmte. Sein Puls pochte an dem nackten Stahl. Nein! Das ist nicht wahr. »Welche Pläne?«
    »Bist du so einfältig?«, zischte sie. »Hast du die Bücher auf meinem Bett nicht gesehen? Weißt du nicht, worüber ich so viele Jahre geforscht habe? Über Drachen! Und weißt du auch, wieso? Weil ich einen Drachen brauche, um meinen Vater vom Thron zu stoßen. Und was hält mein Vater sich in diesem Turm? Einen Drachen!«
    Schwarzschwinge stellte jäh sein Toben ein und betrachtete interessiert, was zwischen den beiden Menschen vor sich

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