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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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habe sehr wohl meine festen Grundsätze.«
    »Als da wären?«, erkundigte sich Nesca skeptisch.
    »Zum Beispiel der, dass man mitten in einem frisch ausgebrochenen Sklavenaufstand keine Maulaffen feilhalten sollte. Will meinen: Wohin jetzt?«
    »Zum Turm des Windes«, sagte Teriasch.
    »Natürlich.« Rukabo beäugte ihn von oben bis unten. »Du siehst müde aus, mein Häuptling.«
    »Das bin ich auch.«
    »Ich würde dir ja meinen Platz auf Nivalis anbieten, aber du bist eben ein Mensch.« Er wendete sein Pferd. »Lasst uns gehen.«
    Auf dem Weg zum Turm des Windes schlüpfte Rukabo in die Rolle des Gassenhauers. Der Kater von Kalvakorum fauchte, knurrte und wedelte mit seinem Dolch, als gäbe es kein Morgen mehr, doch Teriasch vermutete, dass es eher die Imposanz des Schimmelhengstes war, die sie vor unschönen Zwischenfällen mit Plünderern und Mordbrennern bewahrte.
    Je näher sie dem Turm kamen, desto mehr richtete sich Teriaschs gesamte Aufmerksamkeit auf ihn und die Aufgabe, die ihm noch bevorstand. Im Gegensatz zu seinem ersten Besuch an diesem Turm waren vor dem Tor weit und breit keine Wachen zu sehen. Wo sind sie? Geflüchtet? Tot und in irgendeine Gasse gezerrt? Es war ihm gleich, da ihm ein anderer Umstand wesentlich größere Sorgen bereitete. Schwarzschwinge hat mir nie gesagt, wie ich ihn befreien kann. Erwartet er, dass ich seine Ketten sprenge? Aber wie? Ich kann sie doch nicht einfach durchschlagen. Gibt es einen Schlüssel für sie? Und wenn ja, wer hat ihn? Weiß Nesca das? Seine Gedanken kreisten zurück zu jenen Menschen, die ihm eben noch nichts bedeutet hatten. Die Wanderin sei mit mir! Was mache ich, wenn nur die Wachen wissen, wie man die Ketten lösen kann? Oder nur der Dominex? Oder der P…
    Der harte Stoß traf ihn völlig unerwartet, er stürzte auf die Straße, prallte mit der Stirn auf das Pflaster, die kleine Wunde in seiner Handfläche, die er sich selbst zugefügt hatte, platzte wieder auf. Bunte Lichter flirrten vor seinen Augen. Er wälzte sich auf den Rücken. Beinahe hätte er den Mann, der auf Nesca eindrang, für einen Fremden gehalten, ein dem Wahnsinn verfallenes Opfer der Aufstände. Das graue Haar stand in öligen Spitzen in alle Richtungen vom runden Schädel ab, seine schmutzige Robe klebte ihm blutig am Rücken, seinen Schulterumhang hatte er verloren. Sein Dolch war dem Pollox allerdings nicht abhandengekommen. Stoßbereit lag er in seiner Hand. »Ihr müsst sterben, Pupula!«, brüllte er. »Ihr müsst …« Er brach plötzlich ab, blinzelte, drehte den Kopf erst zu Rukabo, dann zu Teriasch. Sein Blick war unstet, als erwachte er gerade aus einem viel zu langen Traum. Dann bemerkte Teriasch das Gefieder eines Bolzens, der dem obersten Diener des Dominex aus der Schläfe ragte. Der Pollox wandte sich wieder Nesca zu, der Dolch rutschte ihm aus den Fingern, fiel ihm vor die Füße. »Ich …«, sagte er zu Nesca, die ihre eigenen Klingen gezückt hatte. »Hoheit … Ihr …« Er schloss die Augen, wankte noch kurz, ehe er schließlich zusammenbrach.
    »Ich hab’s euch doch gesagt. Einen Fliegenschiss auf zwanzig Schritt.« Rukabo, der nun verkehrt herum auf Nivalis saß, lud seine kleine Armbrust nach. Er spuckte recht zielsicher einen Batzen Rotz auf die Leiche des Pollox. »Das ist für Carda, du Hund.«
    Nesca half Teriasch auf die Beine. Er wischte sich die zitternde, blutige Hand an seiner Hose ab. »Weiß denn in dieser verfluchten Stadt jeder, wo wir sind?«
    »Die Türme«, sagte Rukabo lapidar. »Sie standen doch auch in seiner verbockten Prophezeiung. Und nach dem, was mit dem Turm des Wassers und dem Turm der Erde passiert ist, sind ja nur noch zwei übrig. Die Chancen standen fünfzig-fünfzig. Und er hatte Glück.« Er tippte sich an die Schläfe. »Oder Pech. Wie man’s nimmt.« Er nickte in Richtung des Turms. »Ich nehme mal schwer an, du willst da rein.«
    »Ja.«
    »Tja, dann …« Rukabo korrigierte seinen Sitz auf Nivalis’ Rücken zu der Position, in der man für gewöhnlich ein Pferd ritt. »Viel Glück.«
    »Du kommst nicht mit?«
    »Ich war da schon drin, und es hat mir nicht sonderlich gefallen. Aber ich warte hier auf euch, wenn es sich einrichten lässt. Das ist kein Versprechen, wohlgemerkt. Ich habe sehr schlechte Erfahrungen mit voreiligen Versprechen gemacht.«
    »Was soll ich da erst sagen?« Teriasch fasste nach Nescas Hand, um sich zu vergewissern, dass wenigstens sie ihn begleiten würde. Sie erwiderte den sanften Druck, und

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