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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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benutzte.
    Teriasch spürte verwundert, dass sein Mund sich wie von selbst zu einem Lächeln verzog. Ein schmales nur, aber immerhin ein Lächeln. Arkas Gesicht dagegen zeigte tiefe Sorgenfalten.
    »Hör zu«, sagte er und zeigte auf die andere Seite des Platzes. Menschen drängten sich dort vor einem Podest, und in der Menge herrschte eine Unruhe, wie Teriasch sie nur von den aufregenden Momenten kannte, bevor ein Brautpaar sich nach seiner ersten Nacht dem Rest des Lagers zeigte. »Da drüben entscheidet sich dein weiteres Schicksal. Sieh also zu, dass du einen guten Eindruck machst. Dann findest du auch einen guten Käufer.«
    »Käufer?«
    »Der, der bereit ist, genügend Rotas springen zu lassen, damit du ihm gehörst.«
    Teriasch streckte die Hände ins Brunnenwasser, um seine wunden Handgelenke zu kühlen. Das ist ein Abschied … »Kannst du nicht mein Käufer sein?«
    »Ha!« Ein flüchtiges Grinsen spaltete Arkas Bart. »Schön wär’s. Aber erstens wüsste ich nicht, was ich mit dir anfangen soll, und zweitens kann ich mir keinen Sklaven leisten. Du würdest mir nur die Haare vom Kopf fressen, und dann müsste ich dich selbst verkaufen, ohne einen einzigen Radius Gewinn zu machen. Nein, mein Junge …« Arka tätschelte Teriasch die Schulter. »Nein, nein. Aus uns beiden wird nichts.« Er wandte sich ab, ging ein paar Schritte davon und drehte sich dann noch einmal um. »Kopf hoch, ja? Du wirst deine verbockte Steppe schon noch vergessen, und das ist gut so, glaub mir.«
    Vor dem Podest wurden die Gefangenen in die Obhut von Harten Menschen übergeben, die keine Soldaten, aber dennoch unübersehbar Krieger waren. Die, die keine Handschuhe mit Metalldornen auf den Knöcheln trugen, hatten Knüppel aus glänzendem schwarzem Holz hinter die breiten Gürtel gesteckt. Männer wie Frauen hatten die Haare geschoren, muskelbepackte Oberarme und Gesichter ohne jede Spur von Mitgefühl oder sonst einer nennenswerten Regung.
    Die Frau, mit der Spuo in Teriaschs Hörweite eine angeregte Unterhaltung führte, war da etwas ganz anderes. Grün, blau, schwarz, rot, weiß – jede ihrer Locken schien eine andere Farbe zu besitzen. Ihr schmaler Leib steckte in einem wallenden Gewand aus silbrigen Rüschen. Sie gestikulierte beim Reden wild mit ihren langen Fingern, sodass die Ringe daran klackend gegeneinanderschlugen. Auf ihrem Gesicht wurde ein regelrechter Reigen aus Stirnrunzeln, Lächeln, Augenaufreißen und Lippenspitzen aufgeführt.
    »Spuo, du bist ein grausamer Hund«, krähte sie gerade. »Willst du etwa sehen, wie ich mich demnächst selbst da oben versteigere? Wie kannst du nur so einen hohen Anteil von mir verlangen?«
    »Du kannst schreien, so viel du willst, Varia.« Spuo hatte eine lässige Haltung angenommen und klopfte sich beiläufig ein wenig Staub aus dem Umhang. »Akzeptier meine Bedingungen oder lass es bleiben. Du bist nicht die Einzige, bei der ich diese Wilden loswerden kann. Und ich hätte da noch ein kleines Vermögen in Haarschöpfen, das ich heute noch machen will. Halt mich dabei bitte nicht unnötig auf.«
    »So, so.« Varia verschränkte die Arme vor der Brust. »Nicht die Einzige, bei der man Wilde loswerden kann, wie? Gut, das sehe ich ein. Aber ich bin doch hoffentlich die Schönste, oder?«
    »Zweifelsohne.«
    »Sag es«, verlangte sie.
    Spuo verdrehte die Augen. »Muss das sein?«
    »Sag es, und es soll dein Schaden nicht sein.« Sie hielt ihm eine flache Hand hin. »Und vergiss den Kuss nicht.«
    Spuo blies die Backen auf, doch er neigte den Kopf und küsste Varia einzeln die Fingerspitzen. »Du bist die schönste Frau, mit der man in ganz Kalvakorum Geschäfte machen kann«, sagte er dann laut. »Zufrieden?«
    »Sehr.« Varia nickte eifrig. »Siehst du? Es hat überhaupt nicht wehgetan. Im Gegensatz zu dem Loch, dass der Hunger in meinen Bauch fressen wird, sobald sich herumspricht, zu welchen Konditionen ich dir deine Ware abgenommen habe.« Sie winkte mit den Fingern. »Die Schlüssel bitte.«
    Aus einer Ledertasche an seinem Gürtel holte Spuo einen dicken Ring, an dem gut und gerne drei Dutzend Schlüssel hingen. Er gab ihn Varia, die ihn sofort zu einem ihrer Krieger weiterwarf, als handelte es sich um ein Stück glühende Kohle.
    »Schön.« Varia strahlte Spuo an und wedelte mit der Hand in die Richtung der gefangenen Steppenbewohner. »Ich würde vorschlagen, ich biete die alle auf einmal an. Das beschleunigt die Angelegenheit, und du kommst früher dazu, dein kleines

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