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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Publikum ihr plötzlich in gespannter Erwartung an den Lippen hing. »Dieser Wilde spricht unsere Sprache.«
    Die Menge verfiel in ein unruhiges Gemurmel.
    Die Spitze des Knochenstabs huschte vor Teriaschs Lippen auf und ab. »Komm, mein Junge, sag was.«
    Ich bin kein Tier, das Kunststücke vorführt! Einen Augenblick nur flammte der Zorn in Teriasch auf. Das einzige Geschöpf, auf das seine Hitze übersprang, war das Hündchen in Sudatrix’ Achselhöhle. Es zwickte seinem Besitzer kräftig in den speckigen Kehlsack. Dafür fing es sich einen Klaps auf den Kopf ein, der von einem erschrockenen Aufschrei untermalt war.
    »Willst du uns für dumm verkaufen?«, kam es irgendwo aus der Menge zurück.
    Varia sah zur Treppe hinunter und schenkte Spuo einen vernichtenden Blick. Der Löwenhelmträger hatte vor Verblüffung den Mund offen stehen. »Er redet. Wenn ich es dir sage, er kann reden, so wie wir reden.«
    Teriaschs Wut schlug in bittere Belustigung um. Das sind sie also. Die Harten Menschen, die glauben, die ganze Welt gehört ihnen. Alles, was man tun muss, um sie aus der Fassung zu bringen, ist einmal nicht das zu tun, was sie von einem verlangen. Wer hätte gedacht, dass sie so leicht zu erschüttern sind? Er hob den Kopf. »Ich bin Teriasch von den Schwarzen Pfeilen, und ihr, ihr seid gar keine Harten Menschen.« Laut und klar hallte seine Stimme über den Platz und versetzte die Menge in ein neuerliches Raunen. »Unter euren Panzern seid ihr weicher und schlaffer als der Schweif eines alten Hengstes.«
    Teriaschs grobe Beleidigung prallte am Unglauben seiner Zuhörer ab. Sie starrten ihn an, die Augen und Münder weit aufgerissen. Manchen wich sämtliches Blut aus dem Gesicht, andere schlugen die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Da habt ihr’s, da habt ihr’s«, jubelte Varia. »Habe ich euch zu viel versprochen? Er spricht. Er spricht wie ein richtiger Mensch!«
    Sudatrix rieb sich eine rote Stelle an seinem Hals. »Ich würde ihn nehmen!«, rief er. »Aber ich will erst sehen, dass er mir keine Würmer ins Haus schleppt. Er soll sich umdrehen und die Backen spreizen.«
    »Untersteh dich, Varia!«, brüllte jemand von ganz hinten. »Hier braucht niemand was zu sehen, was er nicht sehen will!«
    Ein Mann bahnte sich den Weg durch die Menge. Schwankend durchbrach er Reihe um Reihe mit ungelenker Kraft. Auf seinem kantigen Schädel sprossen nur an den Schläfen und im Nacken graue Borsten. Über seine massige Brust und seinen noch massigeren Bauch spannte sich ein schwarzes Hemd, dessen oberste Knöpfe aufgesprungen waren. Er zerrte einen Umhang aus klirrenden Kettengliedern hinter sich her, der nur noch von einer Fibel gehalten wurde. Auf seinem Weg schloss er mal das eine, mal das andere Auge, und er wäre mehrfach gestürzt, wenn er nicht Rücken und Schultern der anderen als Stütze missbraucht hätte.
    Varia trippelte ein paar Schritte hin und her wie eine fluglahme Taube. »Der hat mir gerade noch gefehlt.«
    »Ich nehme ihn!« Sudatrix wuchtete einen seiner fleischigen Arme in die Höhe. »Ich nehme ihn. Ich biete fünfzig Rota.«
    »Sechzig!«, überbot ihn die Rosenkriegerin sofort.
    »Vergesst es!«, grölte der Betrunkene. »Heute habe ich den dicksten Sack!«
    Ein prall gefüllter Beutel von der Größe einer Rübe landete auf dem Podest. Er platzte auf, und kleine Metallscheiben rollten daraus hervor. Varia eilte zum Rand der Bühne und schlug mit ihrem Stab nach einigen Händen, die versuchten, nach den Scheiben zu greifen. »Bietet jemand mehr?«
    »Bin ich vom blinden Probaska gestoßen?«, ereiferte sich die Rosenkriegerin. »Dafür kriege ich für jedes Paar Stiefel in der Rüstkammer einen eigenen Knecht.«
    Sudatrix schob die Unterlippe vor und kraulte sein Hündchen. »Das ist so ungerecht. Dieser grobe Klotz wird ihn nur umbringen.«
    »Blasloch zu, du Bleichwal!« Der Betrunkene grinste breit, was kein sonderlich schöner Anblick war, weil seine Schneidezähne aus spitz zugefeiltem, grauem Stein bestanden. »Wenn Onkel Silicis einen Häuptling braucht, braucht Onkel Silicis einen Häuptling.«
    »Wenn das ein Häuptling ist, bist du der Dominex – gepriesen sei er!«, meckerte die Rosenkriegerin.
    »Was noch nicht ist, kann ja noch werden.« Der Mann mit den Steinzähnen lachte, rülpste und lachte weiter. »Das mit dem Häuptlingsein geht bei mir jedenfalls schneller als auf der Steppe. Worauf du einen lassen kannst!«
    Teriasch stand in der Ecke des kleinen Hauses am Rande des

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