Heldenzorn: Roman (German Edition)
durch die Arena, wie von jungen Jägern, die nicht an sich halten konnten, wenn der Leitbulle einer Büffelherde zur Strecke gebracht wurde.
Teriasch fuhr halb herum. Demetos Tritt erwischte ihn an der Brust und schleuderte ihn ganz zu Boden. Der Keulengriff glitt ihm aus den Fingern. Etwas Spitzes presste sich ihm in den Rücken. Er wälzte sich davon herunter, tastete instinktiv danach, fühlte Holz unter seinen Fingerspitzen. Er griff nach dem Gegenstand und hob ihn auf. Es war einer der Hufe, die Rukabo an den Händen getragen hatte. Er kam nicht dazu, sich Gedanken darüber zu machen, warum der Halbling den Huf abgestreift hatte. Sirrend bohrte sich eine breite Klinge neben seiner Hüfte in den Boden.
»Es wird Zeit für das große Finale, findest du nicht?«
Demeto bückte sich, packte Teriasch an den Zöpfen und zog ihn daran hoch wie eine Lumpenpuppe. Teriasch versuchte, den Griff des Kriegers zu lösen, aber er bohrte sich dabei nur die Stacheln von Demetos Panzerhandschuh in die Finger. Das Publikum – arm wie reich, jung wie alt – war nun aufgesprungen, schüttelte die Fäuste, ahmte Schwertstiche nach.
Demeto drehte sich breitbeinig einmal um die eigene Achse, als wollte er allen noch einmal zeigen, wie ohnmächtig sein Opfer war. Die Spitze seines Schwerts wippte dicht vor Teriaschs Bauch auf und ab. Teriasch wand sich, auch wenn er das Gefühl hatte, seine Kopfhaut würde ihm jeden Moment vom Schädel abreißen.
»Halt doch still«, raunte Demeto. »Dann ist es schnell vorbei. Dann …« Demeto ächzte und erstarrte, die Augen in den Schlitzen seiner Maske so weit aufgerissen, dass sie nur aus Weiß zu bestehen schienen. Er krümmte sich. Die Schwertspitze stieß gegen Teriaschs Bauch, ritzte die Haut. Er hörte ein nasses Schmatzen und Kratzen, ein helles Keckern. Plötzlich hatte er wieder Boden unter den Füßen. Er warf sich mit aller Kraft nach hinten. Seine Zöpfe rutschten einer nach dem anderen durch Demetos Finger, dann war er frei. Er plumpste auf den Hintern, roch Blut.
Das Publikum war in ein Schweigen verfallen, das lauter wirkte als all sein vorheriges Lärmen.
Teriasch saß im Gras und blickte erschrocken auf das, was sich zwischen Demetos Beinen abspielte. Dort hockte Rukabo und bohrte dem Krebskrieger den Stumpf von Teriaschs Keule in einen Spalt in der Rüstung zwischen Oberschenkel und Leiste. Blut schoss schwallweise daraus hervor, tränkte Rukabos Pferdekopfhut, umspülte seine Hände, spritzte ihm ins feiste Gesicht, das zu einem bösen Grinsen verzerrt war.
Demetos Schwert fiel ins Gras. Er grunzte gurgelnd und presste schwach beide Hände in seinen Schritt, wo der Halbling ihn aufgespießt hatte. Rukabo fletschte die Zähne, stieß noch kräftiger zu und rüttelte sein Mordwerkzeug dann so wild hin und her, wie es der Spalt, durch das es gedrungen war, zuließ.
Teriasch krabbelte rücklings nach hinten. Keinen Augenblick zu spät, denn Demeto sackte vornüber. Seine Rüstung schepperte, als er aufschlug, und er hob noch einmal den Unterleib, dann lag er still.
»Haha!« Rukabo streckte die blutigen Hände zum Himmel. »Sieg! Sieg!« Er kletterte auf den Gefallenen, indem er die Stacheln in dessen Rüstung wie Sprossen einer Leiter benutzte. »Sieg!« Er beugte sich vornüber, wackelte mit dem Schweif an seinem Hintern und sah frech über seine Schulter zum Publikum hinauf. »Na, wie schmeckt euch das, hm? Wie schmeckt euch das? Dicker Pferdearsch, nur hier und heute. Greift zu! Beißt ruhig hinein!«
»Feles!«, schrie eine einzelne Stimme von den Rängen. »Feles!«
»Was?« Rukabo stellte das Schweifwackeln ein, richtete sich auf und suchte mit seinen Blicken das Rund nach dem Rufer ab. »Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Ich habe ihn ehrlich bezwungen!«
»Feles! Feles! Feles!« Immer mehr Zuschauer schlossen sich der rätselhaften Forderung an, bis sie aus unzähligen Kehlen rhythmisch wiederholt wurde. »Feles! Feles! Feles!«
Rukabo setzte den blutverschmierten Pferdekopfhut ab und begann, verzweifelt damit in Richtung der Plattform zu winken, auf der Silicis stand. »Und was ist da dran?«, kreischte er wie ein ungezogenes Kind. »Mein Saft oder seiner? Ihr habt doch nicht mehr alle Speichen am Rad!«
Die tobende Menge auf den Rängen schleuderte angebissenes Obst, Sitzkissen und leere Weinschläuche in die Arena hinunter. »Feles! Feles! Feles!«
Teriasch schützte seinen Kopf vor dem weichen Hagel, der auf ihn, Rukabo und Demetos Leiche
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