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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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auffordern, sich doch bitte ein wenig zu beeilen. Die Zuschauer dankten es ihm mit Beifall und Gelächter.
    Zehn, fünfzehn Schritte trennten Teriasch noch von dem Aufeinandertreffen mit dem stachelbewehrten Koloss, da tauchte Rukabos Pferdekopfhut plötzlich ganz im Gras unter. Ein paar Halmbüschel wackelten noch einmal, dann sah Teriasch keine Spur mehr von seinem Leidensgenossen. Er blieb stehen. »Rukabo!«, rief er. »Rukabo!«
    »Oh, hast du etwa dein Pferdchen verloren?«, höhnte Demeto Karis. »Keine Sorge, Wilder, du musst nicht lange traurig sein.«
    Der Krebskrieger bewegte sich mit einer flinken Geschmeidigkeit, die seiner massiven Erscheinung spottete. Binnen vier Herzschlägen hatte er die Distanz zu Teriasch überbrückt, und das Publikum jauchzte förmlich auf.
    Demeto Karis’ Attacke setzte mit einem seitlich geführten Hieb ein, der zwar auf Teriaschs Hals zielte, aber von einer geradezu spielerischen Langsamkeit war. Teriasch hatte keine Mühe, die Keule hochzureißen und den Schlag abzufangen. Als er aus dem Augenwinkel eine huschende Bewegung von der anderen Seite bemerkte, ahnte er jedoch, dass er einer plumpen Finte aufgesessen war. Demetos zweites Schwert erwischte ihn am Knöchel, und die Wucht des Treffers fegte ihn von den Beinen.
    Teriasch krachte auf den Rücken, und der Aufprall drückte die Luft aus seinen Lungen. Einen Moment lang sah er nur Gras, Himmel und seinen drohend aufragenden Gegner. Mein Fuß! Mein Fuß! Er schaute an sich herunter, hob das Bein und versuchte sich verzweifelt gegen den Anblick zu wappnen, der ihn wohl erwartete: Blut, das aus einem Stumpf hervorschoss. Was? Seinegrausige Erwartung erfüllte sich nicht. Sein Fuß war noch da. In seinem Knöchel pochte ein dumpfer Schmerz, aber an diesem Knöchel war nach wie vor ein Fuß. Und da war nicht einmal Blut. Er hat mit der flachen Seite zugeschlagen!, durchzuckte ihn eine erleichternde Erkenntnis. Aber wieso?
    »Steh auf!«, knurrte Demeto und tippte ihm mit der Schwertspitze auf den Brustschmuck. Seine Helmmaske verbarg sein Gesicht, doch die Augen in den schmalen Schlitzen funkelten amüsiert, als würde er unter dem stacheligen Stahl breit lächeln. »Die Leute wollen doch was zu sehen kriegen, nicht wahr?«
    Ein unruhiges Murmeln kam von den Rängen.
    »Steh endlich auf!«
    Ein Teil Teriaschs flehte und bettelte, er möge einfach liegen bleiben und sich in sein unausweichliches Schicksal fügen. Es war der erschöpfte, gedemütigte Teil seiner selbst, der auf ein rasches Ende seines Elends hoffte. Doch es war nicht der Teil, der Teriasch zu dem machte, was er war. Er biss die Zähne zusammen und wuchtete sich in die Höhe. Das dumpfe Pochen in seinem Knöchel wurde zu einem scharfen Beißen, als er den Fuß belastete.
    Die Zuschauer jubelten und heulten vor Blutdurst.
    »Geht doch«, lautete Demetos spöttisches Lob. Er machte zwei Schritte zurück und hob die Klingen. »Hast du auf der Steppe noch etwas anderes gelernt als Pferdebocken und faul herumzuliegen, du blöder Affe?«
    »Ja.« Teriasch humpelte nach vorn und schwang die Keule. »Wie man die Schalen von Krebsen knackt!«
    Es war ein törichter Angriff, ungezielt und aus Bitterkeit geboren. Demeto parierte ihn mit der einen Klinge und hieb mit der anderen erneut seitlich zu, nur dass er diesmal keinen Bogen nach unten beschrieb, sondern sein Schwert waagerecht durch die Luft schnitt. Teriasch hörte den scharfen Stahl über seinen Kopf hinwegpfeifen. Sacht rieselten die Spitzen von Federn auf seine Schultern.
    Demeto brach in heiteres Gelächter aus, und die anderen Harten Menschen in der Arena stimmten darin ein. »Ich kann dir gerne noch die Zöpfe schneiden, wenn du magst.«
    Dieser feige Hund spielt nur mit mir! Teriasch hätte sich am liebsten den gestutzten Kopfputz heruntergerissen. Stattdessen ging er trotzig zu einem neuerlichen Angriff über, die Keule mit beiden Händen gepackt und hoch über den Kopf gehoben. Er geriet ins Straucheln, als sein verletzter Knöchel unter seinem Gewicht wegknickte, und taumelte auf seinen Gegner zu.
    Demeto wich ihm mit einer Drehung aus, die er mit einem weiteren Doppelhieb verband. Ein sanfter Ruck ging durch den Schaft der Keule, dann spürte Teriasch seine Waffe leichter werden. Womit er nun auf das Gras eindrosch, war nur noch ein nutzloses Stück Knochen, gerade halb so lang wie sein Unterarm. Er keuchte und fiel auf die Knie, starrte ungläubig auf den zersplitterten Schaft.
    Verzückte Schreie hallten

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