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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Händler unterwegs, und die kennen sich in der Fremde und allem, was damit zu tun hat, bestens aus. Einer ist angeblich sogar schon am Weltenwall gewesen, und …«
    Teriasch stellte die Schubkarre ab. »Du hast also keine Ahnung, wie es in der Fremde ist.«
    »Unerhört!« Rukabo warf seine Schaufel in die Karre.
    »Ich meine es nicht böse.« Sie schlenderten zu einer schattigen Stelle, wo unter den Ästen einer Zierzeder zwei Bänke und ein Tisch aufgestellt waren. Teriasch goss aus einem Tonkrug zwei Becher Wasser voll und reichte einen davon an Rukabo weiter, ehe er sich setzte. »Du sprichst nur die ganze Zeit von Beweisen, und ich frage mich, ob du Beweise dafür hast, dass sie es nicht gewesen ist, die uns das Leben gerettet hat.«
    Rukabo nahm einen tiefen Zug aus seinem Becher und schüttete sich den Rest in den Ausschnitt seiner grauen Tunika, über deren Kragen dichtes schwarzes Haar wucherte. Er klopfte auf die nasse Stelle und stöhnte auf. »Ganz schöne Hitze so früh am Morgen, was? Glaubst du, es hilft, wenn ich mir die Brust schere?«
    »Lenk nicht ab.«
    Rukabo legte die behaarten Füße auf den Tisch. »Na gut. Dann möchte ich dir gern erklären, nach welcher Methode ich zu meiner Ansicht gelangt bin. Nach der bewährten Hundemethode . Wenn man nachts in einen fremden Garten einsteigt und plötzlich einen schwarzen Schemen vor sich hat, der riecht wie ein Hund und knurrt wie ein Hund und bellend auf einen zurennt wie ein Hund, dann ist der schwarze Schemen auch ein Hund.«
    »Lenkst du immer noch ab?«
    »Pass auf.« Rukabo füllte seinen Becher auf. »Wenn wir es jemandem zu verdanken haben, dass man unsere Leichen nicht schon längst im Turm des Feuers verschürt hat, dann ist es einzig und allein Silicis. Er sieht etwas in uns beiden, mit dem er Geld verdienen kann. Gib dich bitte keinen Illusionen hin, er würde uns wegen unserer ausdrucksstarken Persönlichkeiten schätzen oder so. Silicis tanzt nur zum Klang von klimpernden Münzen. Aber er ist auch ein wenig verunsichert, was genau er mit uns anfangen soll.«
    »Wieso?«
    »Na, weil wir zwei uns völlig anders entwickelt haben, als er es erwartet hat.« Rukabo grinste. »Du und ich, wir waren für ihn doch am Anfang eigentlich nur Folgendes: Ich ein Dieb, der doof genug war, sich schnappen und zur Sklaverei verurteilen zu lassen. Ein echtes Schnäppchen, weil man nur die Gerichtskosten übernehmen muss, um es abzugreifen. Und Diebe werden im Schnellverfahren abgeurteilt. Du warst ein hübsches, exotisches Sammlerstück, das ihm genau im richtigen Moment unterkam, weil er ja dringend nach einem Häuptling für sein dickes Pferdchen suchte. So weit, so gut.«
    »Und dann?«
    »Dann mache ich den ach so grandiosen Demeto Karis kalt und du bringst die Feles irgendwie dazu, sich nicht an uns, sondern an Demeto den Bauch vollzuschlagen.« Rukabos Grinsen wurde breiter. »Damit konnte keiner rechnen, und am wenigsten Silicis. Sein Hirn mag inzwischen aussehen wie eine in Branntwein eingelegte Zwetschge, aber nicht mal er kann so viel saufen, um nicht sofort zu verstehen, dass wir beide etwas ganz Besonderes sind. So ungefähr in der Größenordnung einer schönen Villa am Meer als Altersruhesitz. Er wäre doch bescheuert gewesen, uns abschießen zu lassen.«
    Da ist was dran, aber … Teriasch schaute zum Misthaufen. Das Schwirren der Fliegen dort war weniger heftig als das Schwirren der vielen Gedanken in seinem Kopf. »Warum macht er dann nichts mit uns? Warum lässt er uns die ganze Zeit nur hier in den Stallungen arbeiten?«
    »Willst du dich ernsthaft darüber beschweren, dass er uns nicht jeden Abend in die Arena schickt?«, fragte Rukabo. »Also ich schaufle lieber den ganzen Tag Mist.«
    Teriasch musste eingestehen, dass die Arbeit in den Stallungen einem neuen Auftritt in der Arena vorzuziehen war. Noch dazu bereitete es ihm Freude, sich um die Tiere zu kümmern. Mehr noch: Es spendete ihm Trost, weil er dazu übergegangen war, die Tiere als seine eigene Herde zu betrachten, obwohl nur ein einziges Pferd darunter war, ein stattlicher Schimmel von äußerst reizbarem Wesen. Viele der Kreaturen, die Silicis in den Anbauten rings um die Arena hielt, waren in Kalvakorum ebenso fremd wie Teriasch selbst. Gewaltige Marder mit Flughäuten, die aus Wäldern stammten, wo die Bäume Nadeln anstelle von Blättern trugen. Fleischfressende Hirsche aus dem Tiefen Süden, deren Geweihenden spitz wie Dolche waren. Auf zwei Beinen gehende Raubechsen

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