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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Kalvakorum ist leider nicht von so beeindruckender Länge wie sein Schwanz«, sagte Rukabo und ließ sich auf sein Bett fallen.
    Zumindest reicht sie offenbar nicht länger als drei Monde. Bei dem Gedanken daran, wie lange er nun schon unter den Harten Menschen war, war ihm nicht mehr nach Lächeln zumute. »Ich kann nirgendwohin zurück«, sagte er leise. »Für meine Leute bin ich tot. Aber du …« Er zeigte auf die Tür. »Ich habe immer noch nicht verstanden, warum du nicht einfach gehst.«
    »Nicht schon wieder«, maulte Rukabo. »Nur weil es hier keine Ketten und keine Schlösser und keine Riegel gibt, heißt das nicht, dass wir keine Sklaven wären. Wie oft soll ich dir das noch erklären?« Er tippte sich vorsichtig gegen seinen Halsreif. »Solange wir das da um haben, können wir bis ans Ende der Welt fliehen und Silicis könnte uns trotzdem töten. Er müsste sich nicht einmal die Mühe machen, uns nachzulaufen. Das Kollare erledigt diese Drecksarbeit ganz von allein.«
    »Aber wie?« Teriasch ließ nicht locker, weil das Rätsel um den Reif ihn davon ablenkte, an die Steppe und seine Sippe zu denken. Bewegt sich das Kollare plötzlich von allein, so wie wenn man es umgelegt bekommt? Zieht es sich zu und schnürt einem die Luft ab? »Wie kann es uns töten? Und sag jetzt nicht, dass es Unglück bringt, darüber zu reden.«
    »Es bringt Unglück, darüber zu reden.« Rukabo senkte die Stimme. »So lockt man den Tod nur an.« Er legte eine Hand an die Wand und sprach noch leiser weiter. »Und sei es nur, weil da nebenan jemand lauschen und bei Silicis petzen könnte, dass wir uns über Fluchtmöglichkeiten unterhalten.«
    »Haben wir das eben nicht auch schon getan?« Teriasch sah keinerlei Veranlassung zu flüstern. »Als du mich nach den Geistern gefragt hast?«
    »Das ist etwas anderes«, protestierte Rukabo zwar, doch er schien dankbar für die Gelegenheit, das Gespräch vom Kollare wegzulenken. »Warum habe ich dich in all der Zeit eigentlich noch kein einziges Mal einen Geist beschwören gesehen?«
    »Weil das nicht so einfach ist, wie du anscheinend denkst.« Teriasch drehte sich zur Wand. »Diese Rituale sind aufwendig. Man braucht viel Zeit dafür und eine Menge andere Dinge, je nachdem, nach welcher Art Geist man ruft. Knochen. Kräuter. Ganz bestimmte Steine. Die Innereien von Tieren. Pilze. Federn. Bl…«
    »Hör mal, Junge«, unterbrach Rukabo. »Wir hocken hier mitten im pulsierenden Herzen des gesamten Dominums. Das hier ist Kalvakorum. Hier lässt sich alles besorgen, hier kann man sich jeden Wunsch erfüllen. Jeden Wunsch. Ich weiß sogar von einer Schänke für die Reichen, wo man in Duftöl eingelegte Pflaumen in Hüten serviert. Da brauchst du dir wegen deines Krimskrams keine Sorgen zu machen. Und selbst wenn wider Erwarten mal etwas nicht vorrätig sein sollte, findest du jemanden, den du dafür bezahlen kannst, dass er in die Welt hinauszieht und es für dich holt. Die Mönche Nundinors haben sogar einen eigenen Orden dafür, weil der Meister der vollen Säcke sich daran ergötzt, wenn mit ungewöhnlichen Waren Handel getrieben wird. Mit deiner Ausrede, du bräuchtest irgendwelche Paraphernalien für deine Beschwörungen, kommst du bei mir jedenfalls nicht durch, klar?«
    »Spar dir deine Worte«, sagte Teriasch. »Ich werde hier keine Geister rufen.«
    »Und warum nicht?« Rukabo hörte sich an wie ein zurückgewiesener Liebhaber, der bereits blank gezogen hatte, ehe man sich ihm doch noch verweigerte.
    »Weil alle Geister hier Lügner sind, die einen auf verbotene Wege führen wollen.« Teriasch wälzte sich herum und blies die Kerze aus, die zwischen ihren Betten auf dem Schemel brannte. »Schlaf jetzt!«
    Gerade als Teriasch hoffte, Rukabo würde sich fügen, und die Atemzüge des Halblings ruhig und gleichmäßig geworden waren, wisperte es in die Stille: »Und wie bitteschön willst du wissen, dass die Geister hier Lügner sind, wenn du noch nie einen beschworen hast?«
    Ich weiß es nicht. Ich kann mich nur auf das verlassen, was mich Pukemasu gelehrt hat, aber das werde ich dieser haarigen Kröte nicht auf die breite Nase binden. Teriasch beschloss, Rukabo mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. »Es bringt Unglück, darüber zu reden«, murmelte er und drückte den Kopf fester in sein Kissen.
    Sie stand am anderen Ende des Saals, winzig klein und verloren zwischen den wuchtigen Säulen, die die spitzen Bögen des Deckengewölbes trugen. Ihr Kleid schien aus dem schwarzen

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