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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Fingernagel des Riesen weg. Ob er wirklich verstanden hat, was Paetus meinte?
    Paetus fasste sanft nach der Hand seines großen Freundes und drückte sie ebenso sanft zur Tischplatte hinunter. »Lass gut sein. Wenn die Zeit reif dafür ist, wird er wissen, warum er so viel Zorn in sich hat, dass das Feuer durch ihn sprechen will«, sagte der Alte. »Bis dahin müssen wir alle warten.«
    »So ein Humbug!«, schnarrte Rukabo und hüpfte von der Bank. »Mich führst du nicht hinters Licht, Paetus! Dir geht es wie mir. Du kannst vor dich hin salbadern, so viel du willst: Du weißt auch nicht, wie er das mit den Feles gemacht hat.« Äußerst geschickt ahmte der Halbling den ungewöhnlichen Zungenschlag und den gelassenen Tonfall fester Überzeugung nach, mit denen Paetus seine Ansichten vorgebracht hatte. »Wenn die Elemente müde oder gelangweilt sind, suchen sie sich manchmal einen Menschen, in den sie einfahren können. Leider müssen sie oft feststellen, dass schon etwas anderes durch diesen Menschen spricht. Wein, Einfältigkeit, Altersstarrsinn.«
    »Menschen sind nicht das Einzige in dieser Welt, durch das die Elemente sprechen können, wenn man sie lässt«, erwiderte Paetus ruhig. »Das Metall, das man in diesem Land Skaldat nennt, birgt ebenfalls die Macht der Elemente in sich. Mal ist es rot wie Feuer, mal blau wie Wasser«
    »Skaldat? Das ist etwas völlig anderes«, sagte Rukabo und zwinkerte Teriasch schelmisch zu. »Wir hatten es vorhin doch schon davon, wie es mit dem Glauben und dem Wissen ist. Dass du so eine Art lebendiges Sprachrohr für Feuer bist, das müsste ich der alten Gelbhaut hier glauben. Dass man mit Skaldat der Welt seinen Willen aufzwingen kann, wenn man darin eingeweiht ist, wie man es zu schmelzen und zu schmieden hat, das weiß ich eben. Das weiß jeder, und deshalb ist es wahr. Und überhaupt? Was ist mit den Formen des Skaldats, die nicht so hübsch zu den Elementen passen? Mit dem grünen etwa? Oder habt ihr am Weltenwall noch mehr Elemente, von denen wir hier noch nie etwas gehört haben?«
    Paetus’ Mundwinkel zuckten. »Ich nehme an, der kurze Mann hat sich viele Jahre in seine Gedanken versenkt, um das wahre Wesen der Dinge zu ergründen.«
    »Nein.« Rukabo schüttelte den Kopf und zupfte sich eine Fluse von der Hose. »Der kurze Mann hat einfach nur die Augen und die Ohren aufgemacht, sobald es etwas Wichtiges zu hören und zu sehen gab. Und dabei ist ihm aufgefallen, wie man mit Elementen umspringt.« Er kletterte zurück auf die Bank und zeigte auf einen der vier Türme, die den Himmel über Kalvakorum herausforderten. »So nämlich. Man bezwingt sie und macht sich ihre Kraft zunutze, um sein eigenes Reich unbesiegbar zu machen. Wie es der Vater des Dominex vor langer Zeit getan hat. Man geht mit ein paar Tausend Mann los und sucht einige Jahre in der Wildnis nach gigantischen Kreaturen, die der Sage nach die körperlich fassbaren Manifestationen der Elemente sind, fängt sie ein und sperrt sie in die Türme, die man eigens zu diesem Zweck erbaut hat. Einen Behemoth nach dem anderen. Erst einen für das Wasser, dann einen für die Erde, dann einen für die Luft und zu guter Letzt einen für das Feuer. Und schon hat man genügend Macht, um das Haus zu bauen, in dem alle Häuser sind. Ende der Geschichte.«
    »Dann war der Vater des Dominex also ein Schamane, der sich gleich vier mächtige Geister Untertan gemacht hat?«, fragte Teriasch erschüttert.
    »Du hörst mir nicht zu«, beschwerte sich Rukabo. »Die Behemoth sind keine Geister. Sie sind Geschöpfe aus Fleisch und Blut. Sie leben bis heute als Sklaven in diesen Türmen, und weil sie Sklaven sind, sind auch all ihre Kinder Sklaven. Was glaubst du, warum jedes Probaska und jede Flugechse einen Kollare trägt wie wir? Und warum diese Kollare aus Skaldat sind? Der Vater des Dominex hat etwas vollbracht, was vor ihm noch niemandem gelungen ist. Indem er die Behemoth mit Skaldat zähmte, zähmte er auch die Elemente, und sie verliehen ihm die Macht, in den Himmel aufzufahren und zum Gott der Götter zu werden. Und nun ist es an seinem Sohn, die Elemente gebändigt zu halten, bis er eines fernen Tages selbst zum Himmel auffährt.«
    »Das sind die Lügen, die euer Herrscher verbreitet, damit niemand an seiner Macht zweifelt.« Zum ersten Mal schwang in Paetus’ Worten eine innere Regung mit, die verdächtig nahe an bitterster Verachtung lag. »Kein Mensch kann die Elemente zähmen.«
    »So?« Rukabo zeigte sich

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