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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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Polsterstuhl mit der hohen Lehne, den Silicis für Nesca hatte herbeischaffen lassen. Der Würdenträger hatte keine Augen für die anderen Anwesenden, obwohl bis auf Gigas, der wegen seiner Größe auf dem Hof hatte verbleiben müssen, alle Zeugen des feigen Anschlags auf die Tochter des Dominex versammelt waren. Sein langes schneeweißes Seidengewand raschelte zischend, als er vor Nesca auf die Knie fiel, um ihr beide Hände zu küssen. »Ihr seid unversehrt, Hoheit«, sagte er, eine erstickte Spur der Erschütterung in der volltönenden Stimme. »Der Subveheros sei gepriesen. Euer Großvater muss von seinem Götterthron aus seine schützende Hand über Euch gehalten haben.«
    »Erhebe dich, Kontentio«, bat Nesca, der die Erleichterungsbekundungen des älteren Mannes ein wenig unangenehm schienen. »Es ist doch wieder einmal alles gut ausgegangen.«
    Der Pollox stand auf und sandte einen vorwurfsvollen Blick in Cardas Richtung. »Mag sein, Hoheit, doch es beunruhigt mich, Eure Sicherheit erneut gefährdet zu sehen.«
    Carda schenkte ihm keine Beachtung. Ihre Aufmerksamkeit galt der anderen Scharlachroten Rose, die Teil des Gefolges des Pollox war. Nescas Leibwächterin besaß schon einen garstig kantigen Schädel, aber diese Frau schien einen grob behauenen Felsbrocken auf den Schultern zu tragen. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass sie deutlich mehr Sommer gesehen hat als Carda, dachte Teriasch. Und dass ihre Schultern breiter sind und ihre Augen so tief in den wulstigen Höhlen liegen. Die beiden Ordenskriegerinnen starrten einander unentwegt an. Mundwinkel zuckten, Brauen hoben sich, Kinne wurden vorgeschoben. Teriasch drängte sich der Eindruck auf, dass er einer zweiten, stummen Unterhaltung beiwohnte, einem stillen Austausch von Gedanken und Regungen, der keine Stimmen und keine Worte brauchte. Er bezweifelte jedoch ernsthaft, dass dabei Nettigkeiten oder Schmeicheleien übermittelt wurden.
    Der Pollox umrundete Nescas Stuhl in kleinen Schritten, als müsse er sich noch einmal mit eigenen Augen davon überzeugen, dass ihr auch wirklich nichts zugestoßen war. »Woher wussten diese Hunde, wo sie Euch auflauern können?«
    »Der Palast hat viele Augen und Ohren.« Nesca nahm den Becher Pflaumenwein, den ihr einer von Silicis’ Küchensklaven als Erfrischung serviert hatte, vom Schreibtisch und nippte an dem schlichten Gefäß aus Zinn. »Und nicht alle, denen diese Augen und Ohren gehören, sind meinem Vater derart treu ergeben, um nicht Ränke zu ihrem eigenen Vorteil zu schmieden. Es ist möglich, dass mich in letzter Zeit jemand darüber sprechen gehört hat, wie viel Freude ich an den Spielen habe, die Silicis ausrichtet. Dass ich gedenke, mir anzusehen, wie es mit den Vorbereitungen anlässlich des Thronbesteigungstages vorangeht.«
    Nun richtete der Pollox seinen Blick zum ersten Mal auf einen anderen Menschen als Nesca – auf Silicis, der vornübergebeugt auf einem Schemel saß, dort, wo die von Bögen durchbrochene Wand der Stube auf den Übungshof hinauszeigte. Sein Haar klebte ihm schweißnass am Schädel, sein Atem ging pfeifend und stoßweise, und er hielt den Kopf geneigt, wie wenn er den wohlvertrauten Kampfgeräuschen seiner Arenistas lauschte.
    »Wie konntest du es zulassen, dass die Pupula in solche Gefahr gerät?« Der Pollox brüllte nicht, aber seine kühle Gefasstheit beunruhigte Teriasch beinahe noch mehr. »Wie konntest du es erlauben, dass man ihr auf deinem Grund und Boden nach dem Leben trachtet?«
    »Kontentio …« Nesca stellte ihren Becher ab. »Es lohnt sich nicht, deine aus Sorge um mich geborene Wut gegen diesen Mann zu wenden. Ihn trifft keine Schuld. Er betreibt eine Arena, keinen Kerker, wo ein Schlüsselmeister darauf achtet, dass alle Türen, die verschlossen bleiben sollten, auch verschlossen sind.«
    »Danke … Hoheit«, ächzte Silicis schwach.
    »Was ist los mit dir?« Der Pollox machte einen halben Schritt zurück und hielt sich seinen Schulterumhang vor die Nase. »Bist du krank?«
    »Die Galle.« Silicis würgte die Worte mehr hervor, als dass er sie sprach, und einmal mehr musste Teriasch an die zerbrechlichen Flaschen und die schweren Felsblöcke in der kleinen Kammer nebenan denken. »Nicht mal mehr Perlen helfen.«
    »Ich verstehe.« Offenbar beruhigt, dass er sich nicht in unmittelbarer Nähe eines Seuchenherds befand, straffte der Pollox seinen Umhang. »Ein unschönes Gebrechen, mit dem ich mich auch gelegentlich plage.« Er schlug einen sanften,

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