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Heldenzorn: Roman (German Edition)

Heldenzorn: Roman (German Edition)

Titel: Heldenzorn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Wolf
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jetzt kommt mir zu Ohren, dass du dein Leben gern für die Pupula gegeben hättest. Interessant …« Er drehte sich um und sprach Silicis an, dem die Hoffnung auf baldige Linderung seines Leids immerhin so viel Kraft geschenkt hatte, dass er sein Stöhnen merklich unterdrückt hatte. »Wo bewahrst du deine Ampullarien auf? Dort?«
    Teriasch hatte das seltsame Wort noch nie gehört, doch der Fingerzeig des Pollox verriet ihm seine Bedeutung sofort. Der oberste Berater des Dominex zeigte auf die Tür aus schwarzem Glas, auf der das unheimliche Wappen aus ineinander verschlungenen Ketten prangte.
    Teriasch gefror das Blut in den Adern, und er glaubte, sein Kollare in der grausigen Stimme des Kala Hantumanas flüstern zu hören. Du wirst lernen, uns zu lieben. Wer uns nicht liebt, ist tot. Einen Moment lang gab sich Teriasch der düsteren Vorstellung hin, der Pollox plane nichts anderes, als die Ampullarien von ihm und Paetus und Rukabo unter seiner Ferse zu zertreten, weil er sie aus irgendeinem abwegigen Grund für Mitverschwörer der Letzten Seufzer hielt.
    Dann sagte der Pollox: »Der Schmaläugige und der Felesbändiger haben sich ihre Freiheit mehr als verdient. Wir sollten ihnen die Möglichkeit geben, ihren größten Traum wahr werden zu lassen. Sie sollten endlich ihre ferne Heimat wiedersehen, findest du nicht, Silicis?«
    »Oh … ja … ja …« Silicis kämpfte sich von seinem Schemel hoch und schwankte keuchend auf die Glastür zu.
    Paetus nahm in einer abwehrenden Geste die Hände hoch. »Ich bin so frei, wie ich frei sein möchte. Ich habe einen Freund, der mich braucht und der ohne mich verloren wäre wie ein Bärenjunges ohne seine Mutter. In meinem Dienst an ihm liegt meine Heimat.«
    Der Pollox nickte. »Ich kann dich gut verstehen, und ich werde jedem Narren, der zukünftig zu mir sagt, Sklaven hätten keine Ehre, von dir berichten.«
    Rukabo hüpfte in die Höhe, um auf sich aufmerksam zu machen. »Ich möchte noch dringend etwas zu bedenken geben: Mir ist als Erstes aufgefallen, dass der Käfig der Echse leer ist. Ohne mich hätte sie die Pupula vielleicht gefressen. Ist das etwa nichts wert?«
    Der Pollox achtete nicht weiter auf ihn. »Tuitio, stütz den armen kranken Mann!«, wies er seinen verbliebenen Gardisten an. Diantis trug er auf, Funkenstaub und eine Schüssel zu holen, um ein Feuer darin zu entzünden.
    Dank Tuitios kräftiger Schulter fiel der Rest seines kurzen Weges Silicis um einiges leichter. Nur wenige gehumpelte Schritte trennten ihn von der Tür, und er hatte bereits die rechte Hand gehoben, um gleich den roten Skaldatring einzusetzen, der als Schlüssel zu der Kammer diente.
    Teriasch schlug das Herz bis zum Hals, als wollte es das Kollare von allein sprengen. Es war keine Furcht mehr, die es so pochen ließ, nur freudige Erregung. Es ist wie in der Geschichte, die mir Arka von seinem Vater erzählt hat. Von dem Sklaven, der die Tochter seines Besitzers vor einer Schlange rettete und dafür seine Freiheit erhielt. Mir geht es genauso. Ich kann zurück auf die Steppe, zurück zu meiner Sippe. Sie werden sehen, dass ich nicht tot bin. Er lächelte. Fulmar hat nicht gelogen. Es war das Feuersprechen, das Lenken meines Zorns, das die Echse dazu gebracht hat, den Attentäter anzufallen. Meine Gabe hat mich freigemacht.
    Dann zerschlug Nesca mit einem einzigen Satz sämtliche Hoffnungen: »Ich will, dass der Häuptling und sein dickes Pferd mir gehören!«

14

     
Manchmal reicht ein fauler Apfel,
um die ganze Stiege zu verderben.
Sinnspruch des Talvolks von den Immergrünen Almen
     
    Teriasch fand die Sprache erst wieder, als er und Rukabo die Arena schon längst verlassen hatten und hinter der Sänfte hertrotteten, in der sich Nesca und Carda von einem halben Dutzend kraftstrotzender Sklaven durch die Straßen tragen ließen. Er hatte völlig fassungslos dabei zugesehen, wie Silicis die Kammer mit den Ampullarien geöffnet und zwei der Flaschen vorsichtig an die Tochter des Dominex übergeben hatte. Selbst sein Zorn war von der Wendung der Ereignisse derart überrumpelt gewesen, dass er sich zu einem winzigen heißen Klumpen in seinem Magen zusammengeballt hatte. Der Hass, den er nun verspürte, wenn er zu der Sänfte sah, war von einer sonderbar kalten Natur. Womöglich hätte er sich gestern noch von ihrer Pracht überwältigt gezeigt, doch nun erkannte er klar, wie abscheulich sie wirklich war. Alles an ihr ist von Sklaven gemacht. Das schwarze Holz. Von Sklaven geschlagen.

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