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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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nicht einfach.« Nach seinem Ton zu
    urteilen, wollte er das nicht näher erklären, und Esmay fragte auch nicht. »Dann hatten wir mal ein Kid, das ziemlich clever war, solange es sich auf seine Arbeit konzentrieren konnte, das jedoch immer wegen irgendwas emotional aufgewühlt war.
    Oder eher wegen irgendjemandem. Endlich bekamen wir ihn
    zum Medizinischen Dienst, und er wurde dort behandelt, aber danach wollte er versetzt werden. Später hörte ich, dass er drüben in Sektor 8 gute Arbeit leistete.« Er lächelte Esmay an, während er sich aufrichtete und zum Gehen anschickte. »Lassen Sie nur nicht locker, Lieutenant; Sie schlagen sich gut.«
    Also wusste sogar er, dass sie auf diesem Gebiet nicht sonderlich gut war. Esmay widerstand dem kindischen Drang, mit irgendwas nach seinem breiten Rücken zu werfen.
    Als sie an diesem Abend zu Tisch saß, sagte sie noch weniger als üblich und lauschte lieber der Konversation an ihrer Tafel.
    Das selbst ernannte Genie für die Erforschung von Spezialstoffen sagte ebenfalls nichts; er zeigte diesen entrückten 332
    Gesichtsausdruck eines Menschen, der sich den Kopf über die Lösung eines Problems zerbricht. Barin Serrano schilderte seinen Versuch, einen Gravoscanner zu rekalibrieren, bei dem, wie er es ausdrückte, »jemand auf den Verbindungen gesteppt hatte«. Er klang recht glücklich, und die Jig am anderen Ende der Tafel, die über ihre aktuelle Liebesaffäre plauderte, klang noch glücklicher.
    Vielleicht war nur der Schlafmangel der Grund, warum sich Esmay am liebsten unterm Tisch verkrochen hätte. Sie hatte die ganze Nacht über Albträume gehabt sowie ein verwirrendes und enttäuschendes Gespräch mit ihrer Vorgesetzten; natürlich fühlte sie sich jetzt niedergeschlagen. Sie verzichtete aufs Dessert und entschied, früh zu Bett zu gehen.
    *
    »Ich habe es gefunden«, sagte Axhos. »Ein wirklich riskantes Ding.«
    »Hoffentlich weicht es nicht zu sehr von dem ab, was man uns erzählt hat«, sagte Losa.
    »Nein … aber anscheinend ist der Captain ein bisschen
    paranoid und verlagert es von Zeit zu Zeit. Und kontrolliert die Schaltungen in Abständen, um sicherzustellen, dass es noch funktioniert.«
    »Also müssen wir eine Testschaltung einbauen, die die
    Ergebnisse einer solchen Prüfung fälscht?«
    »Ja. Ich habe mir die Einzelheiten besorgt… Erstaunlich, wie viel manche dieser Leute reden, wenn sie denken, dass man 333
    ihnen ihre Probleme nachfühlt. Da gibt es einen kleinen
    Unteroffizier, der überzeugt ist, der Captain hätte ihn wegen eines Streichs auf dem Kieker, den jemand anderes ausgeheckt hatte … Er war so darauf erpicht, mich davon zu überzeugen, wie unfair und unvernünftig Hakin ist, dass er mir praktisch den ganzen Mechanismus auf einem Chip überreichte.«
    »Wann können wir es dann machen?«
    »Der Captain hat das Ding vor zwei Tagen getestet. Er folgt dabei einem selbst entwickelten Zeitplan, aber er hat noch nie einen Test innerhalb von fünf Tagen seit dem vorherigen
    durchgeführt. Falls wir uns also morgen den Hauptteil
    vornehmen, sollte uns das ein paar Tage verschaffen, um
    sozusagen den Test zu testen.«
    »Ich hoffe, das funktioniert«, sagte Losa stirnrunzelnd.
    »Ich meine – wir sitzen jetzt auf diesem Schiff fest und können nicht so tun, als wüssten wir nicht, wozu es dient…«
    »Ich kann es«, entgegnete Arhos. »In Erwartung der Unsterblichkeit kann ich Unmögliches in beliebiger Zahl vor-geben.«
    »Aber falls die Bluthorde auftaucht…«
    »Hier? Wo unsere sehr wirkungsvolle Eskorte sie gleich in die Arme der Kreuzer nebenan treibt? Ich weigere mich, mir darüber Sorgen zu machen; es gibt nichts, was wir in dieser Beziehung tun können. So weit es mich angeht, haben wir einen gefährlich paranoiden Captain auf diesem Schiff, der jederzeit einen Staubflecken auf einem Videoscanner sehen und
    entscheiden könnte, es handelte sich um eine feindliche Flotte –
    und es anschließend für seine Pflicht hält, uns alle wegzupusten.
    Solange ich mich auf diesem Schiff aufhalte, möchte ich dieses 334
    Gerät ganz besonders seiner Kontrolle entziehen, damit ich nicht die Chance auf ein langes glückliches Leben verliere, nur weil irgendein Captain nicht richtig tickt.«
    »Du bist auch nicht glücklich darüber«, stellte Losa zufrieden fest.
    »Doch, bin ich.«
    »Nein … Jedes Mal, wenn du so eine blumige Aus—
    drucksweise benutzt, heißt das, dass du Zweifel hegst. Ernste Zweifel. Ich denke, wir sollten die

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