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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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von Altiplano.« Es war das Ehrlichste, was ihr an dieser Stelle einfiel, ohne auf Dinge einzugehen, die sie niemals mit
    irgendjemandem besprechen wollte.
    Pitak funkelte sie beinahe an. »Junge Frau, unsere Flotte ist nicht einfach ein Arbeitsplatz fern der Heimat!«
    »Ich wollte nicht sagen, es wäre nur ein Job …«
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    »Das hoffe ich. Verdammt, Suiza, Sie sind schon so dicht dran – und sagen dann so etwas!«
    »Entschuldigung, Sir.«
    »Und dann entschuldigen Sie sich. Suiza, ich weiß nicht, wie Sie das bei Xavier geschafft haben, aber Sie sollten sich das lieber bald ausrechnen, weil auf diesem Gebiet Ihre Begabung liegt. Und Sie nutzen entweder Ihre Fähigkeiten, oder sie gehen zugrunde. Ist das klar?«
    »Ja, Sir.« So klar wie der Schlamm an einer vom Vieh zer-trampelten Tränke. Sie hatte das unbehagliche Gefühl, dass Barin ihr diesen Punkt nicht erklären konnte, zum Teil deshalb, weil es ihr wohl zu peinlich sein würde, ihn danach zu fragen.
    *
    »Ich habe ihr den Floh ins Ohr gesetzt«, sagte Pitak zu
    Commander Seveche.
    »Und?«
    »Und dann habe ich beinahe die Beherrschung verloren und auf sie eingeprügelt. Ich verstehe diese junge Frau nicht. Sie scheint aus zwei verschiedenen Persönlichkeiten zu bestehen oder vielleicht gar dreien. Man bekommt den Eindruck
    immenser Begabung, echten Charakters, und dann verschwindet er wie Wasser durch einen Abfluss. So etwas habe ich noch nie erlebt, und dabei dachte ich, ich hätte schon jede Variante an Merkwürdigkeit bemerkt, die sich an den Psycholeuten
    vorbeimogeln konnte. Suiza ist einerseits ganz da … und dann wieder nicht. Ich habe versucht, sie zu überreden, dass sie mit 327
    den Meds über ihre Gefechtserfahrung redet, und sie schreckte davor zurück, als hätte ich gedroht, sie dem Vakuum
    auszusetzen.«
    »Wir sind nicht die ersten Kommandeure, die sie vor Rätsel stellt«, erinnerte sie Seveche. »Deshalb war es ja eine solche Überraschung …«
    »Gut, dass sie wenigstens in Gesellschaft einiger weiterer Subalterner aus ihrer Muschelschale hervorkommt«, sagte Pitak.
    »Sie und dieser Ensign Serrano und noch einige.«
    »Der junge Serrano? Ich weiß nicht recht, ob das eine gute Idee ist. Bei Xavier waren zwei Serranos beteiligt.«
    Pitak zuckte die Achseln. »Ich sehe da kein Problem. Dieser Serrano ist zu jung; die beiden anderen waren Suiza im Rang weit voraus. Außerdem hecken sie keine Intrigen aus; sie ersteigen die Kletterwand und spielen gelegentlich in
    Mannschaftsspielen mit. Mein Gedanke war, dass die Serrano-Arroganz vielleicht Suizas Schale knackt, woraus immer die besteht, und ihre natürliche Kommandobegabung freisetzt.«
    »Vielleicht. Sie trifft doch nicht nur ihn, oder?«
    »Nein. Das meiste erfahre ich von der jungen Zintner, die mit ihnen Wandball spielt. Sie sagt, Suiza würde Vario-G-Spiele hassen, wäre aber sonst kein Frosch. Ich habe gar nicht danach gefragt, aber Zintner hat mir auch erzählt, dass zwei oder drei junge Männer hinter Suiza her sind, ohne viel Erfolg zu haben.
    ›Im Grunde kein kalter Fisch, wenn man sie erst mal kennen gelernt hat, aber reservierts lautet Zintners Schilderung.«
    Seveche seufzte. »Sie muss irgendwas verstecken; das tun sie immer, die Jungoffiziere, selbst wenn sie selbst glauben, sie täten es nicht.«
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    »Und wir tun es nicht?«, fragte Pitak.
    »Wir tun es, aber wir wissen auch, dass wir es tun. Die
    Vorteile der Reife: Wir wissen, wo unsere Leichen vergraben liegen, und wir wissen, dass alles, was vergraben wurde, auch wieder ausgegraben werden kann. Normalerweise im falschen Augenblick.«
    »Aber Suiza?«
    »Lassen Sie sie für eine Weile gewähren; warten Sie ab, ob sie aus eigener Kraft etwas erreicht, jetzt, wo Sie ihr die Idee in den Kopf gesetzt haben. Wir sind uns darin einig, dass sie nicht dumm ist. Sie bleibt ohnehin zwei Jahre hier, und falls sie sich bis zum Ende des nächsten Begutachtungszeitraums nicht
    freigeschwommen hat, probieren wir es noch mal. Falls ihr nicht, wie wir schon sagten, das Leben den nötigen Tritt in den Hintern versetzt.«
    *
    Esmay starrte ihre Arbeit an und empfand Widerwillen. Sie wusste, dass das für keinen Subalternoffizier ein hilfreiches Gefühl war … unproduktiv und nutzlos, selbst wenn es gerechtfertigt war. In diesem Fall war es nicht mal gerechtfertigt.
    Sie mochte Major Pitak und vertraute in deren Aufrichtigkeit; falls Pitak sagte, dass Esmay nicht in technischen Begriffen dachte, dann dachte sie nicht in technischen

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