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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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nicht, was das zu bedeuten hatte. Machte sich eine intelligente Mine die Mühe, ihre Sensoranlage einzuziehen, ehe sie detonierte? Sie konnte die Kapsel jetzt kaum noch über dem Sichtrand des Helms
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    erkennen, und dann gar nicht mehr… Esmay fühlte sich jedoch keineswegs versucht, sich zu bücken und genauer hinzusehen.
    »Verzeihung, Lieutenant«, meldete sich die Stimme in ihrem Ohr zurück. »Unser Scheinwerfer hat Ihren Schatten über die Wahrnehmungsschwelle dieses Dings geworfen. Aber Ihre
    Angaben waren mörderisch genau – es ist eindeutig eine Mine und eindeutig eine feindliche Waffe.«
    Mörderisch genau … Das gefiel ihr überhaupt nicht.
    »Wir haben ein Team von Spezialisten für gefährliche
    Ausrüstung in Marsch gesetzt«, fuhr die Stimme fort. »Bewegen Sie sich einfach nicht.«
    Sie hatte auch nicht vor, sich zu bewegen; sie wusste nicht mal recht, ob sie je wieder fähig sein würde, sich zu bewegen.
    Wenige Augenblicke später setzte das Muskelzittern ein, das von der Rückseite der Knie ausging; sie bemühte sich, es zu beherrschen. Wie empfindlich reagierte die Sensorkapsel?
    Welches kurze Zucken löste sie womöglich aus? Die Vernunft riskierte den Hinweis, dass Esmay sich zuvor ja stärker bewegt und die Kapsel trotzdem nicht reagiert hatte … aber die
    Vernunft hatte keinen Einfluss auf das Hinterhirn, von wo aus sich die Panik ausbreitete.
    Die Stimme meldete sich wieder.
    »Sie haben eine gute Leine ausgelegt, Lieutenant. Nicht
    rühren … Wir sind am nächsten Stift und können Sie jetzt deutlich sehen.«
    Sie hätte sich gern umgedreht, um die Leute zu sehen, um einen freundlichen Anblick zu sehen, selbst wenn es das Letzte war, was sie zu Gesicht bekam … aber sie muckste nicht.
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    »Wir befürchten, dass eine weitere Suchsequenz ausgelöst werden könnte, wenn wir den Scheinwerfer ausschalten, und wir wissen nicht, wie das Ding programmiert ist.«
    Die Stimme brauchte nicht mehr zu sagen; Esmay erinnerte sich daran, dass manche Minen darauf eingestellt waren zu explodieren, sobald eine bestimmte Zahl von Suchaktionen ausgelöst worden war, auch wenn nichts entdeckt wurde.
    Vielleicht hatte Esmay schon vorher ein Suchprogramm
    ausgelöst, als sie vor der Mine zurückgeschreckt war.
    »Falls wir Glück haben, sucht sie nach einem bestimmten
    Muster, dem wir nicht entsprechen, aber …«
    Esmay wünschte sich, die Stimme würde endlich verstummen
    … Was, wenn die Mine auf leichteste Vibrationen reagierte, die durch einen Raumanzug liefen? Sogar ihren? Sicherlich
    verfolgte jemand, was hier geschah … Sicherlich hatte jemand hier einen Plan …
    »Die Wraith hat uns aktuelle Daten über die Lage hinter dem Rumpfbruch durchgegeben … Sie evakuiert jetzt ihre
    Mannschaft.« Eine Pause trat ein. Esmay bemühte sich, nicht nachzudenken. Dann: »Wie steht es um Ihren Luftvorrat?
    Antworten Sie mit einem Buchstaben: R für reichlich, S für spärlich, K für kritisch – und dann eine Zahl für die
    verbleibenden Minuten.«
    Esmay sah hin und stellte erschrocken fest, wie tief die Anzeige gesunken war. »S«, sagte sie. »Sechzehn.«
    »Das würde ich kritisch nennen«, sagte die Stimme. »Wir
    werden Folgendes unternehmen: Jemand wird sich Ihnen von hinten nähern und versuchen, Ihr Profil nachzuahmen und den gleichen Schatten zu werfen, um Ihnen einen Reservetank
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    anzuschnallen. Rühren Sie sich nicht. Er übernimmt die ganze Montage.«
    »Ja, Sir«, sagte Esmay. Ihr Blick ruhte wie gebannt auf der Luftanzeige; die Zahl sprang auf fünfzehn, was eindeutig im roten Bereich lag.
    »Atmen Sie langsam«, schlug die Stimme vor. »Sie leisten keine Arbeit; vielleicht ist Ihr Spielraum größer.«
    Angst verbrennt Sauerstoff; sie erinnerte sich daran und an weitere kernige Merksprüche. Es war erstaunlich schwierig, langsam zu atmen, wenn man Sauerstoff sparen musste … Sie versuchte an andere Dinge zu denken. Ob sie wohl die
    Vibrationen spürte, wenn die andere Person von hinten an sie herantrat? Würde die Sensorkapsel der Mine sie messen?
    Gedanken dieser Art halfen ihr allerdings nicht dabei, langsam zu atmen. Sie bemühte sich, mit den Gedanken in ihr Tal
    zurückzuwandern, ihre liebste und immer zuverlässige
    Entspannungsübung, aber als die Anzeige auf vierzehn sprang, schnappte sie trotzdem nach Luft. Nicht nach Luft schnappen!
    Nicht auf die Anzeige blicken! Sie springt entweder auf null, oder sie tut es nicht.
    Sie spürte die Vibrationen nicht; das Erste, was sie

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