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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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spürte, war ein leichter Stoß, unter dem sie nach vorn schwankte. Sie spannte sich dagegen an. Dann tippte etwas an die Rückseite ihres Helms, und eine neue Stimme meldete sich in ihrem Ohr.
    »Sie halten sich gut, Suiza. Nur nicht wackeln … während ich
    … diesen Tank montiere …« Sie spürte aufs Geratewohl
    auftretende Stöße und Knüffe, gegen die sie sich zur Wehr setzte, um sich nicht so stark zu bewegen, dass die Kapsel es bemerkte. Sie blickte auf die Sauerstoffanzeige. Neun. Hatte sie 365
    wirklich mehr als sechs Minuten hier gestanden und gewartet?
    Anscheinend. Die Anzeige sprang wieder eine Zahl tiefer, auf acht. Sie hörte Klick-und Quietschlaute von ihrem Raumanzug, während der ungesehene Retter den Hilfstank mit so wenig Bewegungen wie möglich zu montieren versuchte.
    »Messwert?«, fragte die Stimme.
    Sie sah hin. Die Zahl lautete sieben. »Sieben«, sagte sie.
    »Verdammt!«, sagte die Stimme. »Er sollte doch … oh.« Sie wusste nicht, was »oh« zu bedeuten hatte, und das machte sie wütend. Ein ärgerliches Scharren, das sich in einem fort wiederholte, während Esmay sich bemühte, nicht auf die
    Anzeige zu blicken. Es schien ihr lange zu dauern, aber die Zahl lautete noch nicht sechs, als der Zeiger in den grünen Bereich hinaufschoss.
    »Messwert?«, fragte die Stimme erneut.
    »Grün«, antwortete Esmay.
    »Die Zahl«, sagte die Stimme mit einem Unterton der
    Missbilligung.
    Esmay schluckte das »ah« hinunter, das sie am liebsten von sich gegeben hätte, und blinzelte, um die Zahl klar zu erkennen.
    »Eins vier sieben.«
    »Gut. Ich schalte mich jetzt in Ihre Telemetrie ein – Sie sind schon länger hier draußen, als mit Ihrem Raumanzug eigentlich vorgesehen ist…«
    Wieder eine Folge von Scharrgeräuschen; sie waren Esmay
    egal. Sie atmete; ihr würde der Sauerstoff nicht ausgehen.
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    »Ihre Innentemperatur ist zu niedrig«, sagte die Stimme.
    »Drehen Sie die Anzugsheizung herauf.«
    Sie gehorchte, und Wärme stieg von den Stiefelsohlen aus nach oben. Das Muskelzittern, um dessen Beherrschung sie gerungen hatte, ließ nach … Hatte es letztlich nur an der Kälte und gar nicht an der Panik gelegen? Sie wollte das gern glauben, aber der ranzige Gestank ihres Schweißes sprach dagegen.
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Kapitel dreizehn
    »Wir haben ein Problem, Suiza«, sagte die Stimme in ihrem Ohr. Esmay fand, dass sie ruhig etwas Hilfreicheres hätten sagen können. Sie wusste, dass sie ein Problem hatten – sie selbst hatte ein Problem. »Falls das die einzige Mine ist, wird sie im Fall der Detonation nur die vorderen Sektionen beschädigen, die, soweit irgendjemand weiß, ohnehin evakuiert sind. Und natürlich Sie.«
    Ein Kommentar schien unnötig.
    »Wir haben keine weiteren Minen entdeckt – aber wir können uns auch nicht denken, warum es nur eine geben sollte. Falls es nur eine ist.«
    Erwartete man vielleicht von ihr, eine Antwort zu finden?
    »Eine solche Aktion sieht der Bluthorde nicht ähnlich, aber es besteht kein Zweifel daran, dass die angreifenden Schiffe zur Bluthorde gehörten. Kamen gleich zum Abschuss heran – die Wraith hat eindeutige Messwerte empfangen – und brachen den Angriff ab, als die Sting und die Justice anrückten und sie beharkten.«
    Esmay fand das verwunderlich. Gerüchte wollten wissen,
    dass eine Gruppe der Bluthorde, die Aussicht auf einen
    Abschuss hatte, den Angriff nicht einfach abbrach, nur um weiteren Schiffen auszuweichen. Es sei denn, die eigenen Schiffe bekamen Schwierigkeiten … Sie wünschte sich, sie hätte sich die Scannerdaten selbst ansehen können. War nicht mit zu rechnen, falls die Mine hochging. Aber… Sie riskierte 368
    einen Funkspruch. »Sind sie nahe genug herangekommen, um die Mine von Hand zu platzieren?«, fragte sie.
    »Funken Sie nicht«, sagte die Stimme. »Falls das Ding Sie hört…«
    »Sie wollten es schließlich wissen«, entgegnete sie. »Ist der Scantech der Wraith greifbar?«
    »Warten Sie.«
    Sie konnte sich die Szene im Funkschuppen der Koskiusko vorstellen – vielleicht hielt sich Major Pitak dort auf; sicherlich tat es der Captain. Eine weitere Stimme ertönte, begleitet vom Hauch einer körperlichen Berührung an ihrem Raumanzug. »Sie machen die Leute noch ganz schön nervös, Lieutenant.« Diese Stimme klang amüsiert; Esmay wusste nicht recht, was diese Worte bedeuten sollten. Sie zuckte stark genug die Achseln, um die Schulterteile des Anzugs zu bewegen; ein leises Lachen kam durch die Verbindung. »Sie haben eine

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