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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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bauen.«
    Das lange Leitungsprasseln, das folgte, übermittelte sowohl Entsetzen wie Respekt. »Natürlich«, sagte jemand leise.
    »Was bedeutet«, fuhr Esmay fort, »dass dieses Ding nicht hochgehen wird, bis die Parameter den Erwartungen der
    Programmierer von der Innenansicht einer Reparaturbucht
    entsprechen, oder bis jemand versucht, die Mine zu entfernen.
    Sie weiß nicht, dass sie entdeckt wurde, bis wir versuchen, etwas gegen sie zu unternehmen.« Vor Erleichterung wurden ihre Knie weich; sie lehnte sich an die ungesehene Person hinter ihr. »Was bedeutet, dass wir weggehen können und sie nicht detonieren wird … solange wir die Wraith nicht in eine Reparaturbucht ziehen.«
    »Nicht so schnell«, übertönte Pitak ein Geschnatter von
    Stimmen. »Sie müssen uns trotzdem noch solide Scanner—
    aufnahmen machen.«
    »Keine aktiven Signale«, sagte Esmay, »aber ja, einen Videoscan kann ich durchführen.« Ohne auf einen Befehl oder die Erlaubnis zu warten, bewegte sie sich und beugte sich über die Mine, um den Scanner darauf zu richten. Da war sie, die
    zylindrische Form mit dem stumpfen Ende, die kleine
    Sensorkapsel auf ihrem Drahtstängel, der jetzt eingezogen war und ein Klümpchen auf dem Zylinder bildete. Esmay entdeckte eine Seriennummer und eines der Wirbelmuster, das in der Sprache von Aethars Welt irgendwas bedeutete. Wahrscheinlich 372
    etwas Unhöfliches; die Schiffe der Bluthorde waren außen gewöhnlich mit Slogans dekoriert, die ihre Nachbarn
    schockieren und erschrecken sollten.
    Sie leitete das Signal des Videoscanners ans Headset weiter und wartete auf Pitaks Durchsage, dass genügend Daten
    vorlagen. Endlich hörte sie: »Das reicht – der Bursche hinter Ihnen zieht sich jetzt zurück …» Ein letztes Tippen auf die Schulter, und sie sah, wie der von den Lampen der Koskiusko geworfene Schatten schwankte, als sich der Mann entfernte. Die Sensorkapsel der intelligenten Mine rührte sich nicht.
    Merkwürdig, aber schön. Esmay wartete noch ein wenig,
    verfolgte dabei, wie ihre Sauerstoffanzeige die Sekunden und Minuten zählte, und hob schließlich einen der Magnetstiefel vom Rumpf an. Die Sensorkapsel rührte sich; sie rotierte auf dem Drahtstängel.
    »Die Sensorkapsel bewegt sich«, meldete Esmay. »Wie wäre es damit, die Lampe auszumachen, während ich mich hier
    löse?«
    »Wir fürchteten, die Veränderung könnte etwas auslösen«, sagte die Stimme.
    »Falls sie auf Reparaturbuchten programmiert ist«, sagte Esmay, »wird Licht das Vergleichsprogramm starten, während Dunkelheit den Sensor ausschaltet.«
    Das Licht hinter ihr ging aus, und damit verschwand auch der schroffe Schatten, den sie geworfen hatte. Sie drehte die Empfindlichkeit des Helmscanners hoch und konnte die Mine gerade noch erkennen… die Sensorkapsel bewegte sich nicht.
    Langsam bückte sich Esmay, so weit es der Raumanzug duldete, damit sie die Sicherungsleine dicht am Stift packen und den 373
    anderen Stiefel losreißen konnte. Kein Mucks von der
    Sensorkapsel. Langsam arbeitete sich Esmay Hand über Hand rückwärts vor und folgte der Rumpfkrümmung, bis sie außer Sicht der Mine war. Dann setzte sie die Stiefel wieder auf den Rumpf und ging zu der Leine zurück, die die Wraith mit der Koskiusko verband. Dort erwarteten sie die Spezialisten der Bombentruppe in diesen seltsamen unförmigen Raumanzügen, die sie bislang nur in Schulungswürfeln gesehen hatte.
    »Suiza, kehren Sie auf die Koskiusko zurück«, hörte sie.
    »Ja, Sir.« Sie interessierte sich dafür, was die Bombentruppe im Hinblick auf die Mine vorhatte; jetzt, wo Esmay schon mal hier war, hätte sie eigentlich auch bleiben können, aber die Stimme im Ohr ließ ihr keine Wahl. Und sie hätte einen
    weiteren Hilfstank gebraucht, um länger draußen zu bleiben.
    »Guter Job, Lieutenant«, sagte einer von den Bom—
    benspezialisten. »Schön von Ihnen, auf die Idee zu kommen, dass ich ungefährdet zurückgehen konnte.«
    »Finde ich auch«, sagte Esmay, hakte sich an der Trans—
    ferleine ein und stieß sich ab.
     
    Als sie endlich aus ihrem Raumanzug gestiegen war, wäre sie am liebsten schlaff auf dem Deck zusammengebrochen. Der
    Unteranzug klebte scheußlich an ihr; sie verabscheute es, so herumzustehen, während der für die Raumanzüge zuständige Chief die zurückgegebene Montur untersuchte und abzeichnete.
    Nach einem kurzen Blick ignorierte Esmay den Spiegel am
    Ende der Bucht; ihr Haar sah aus wie schmutziger, an ihrem Kopf klebender

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