Heldin wider Willen
Filz.
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Nachdem sie geduscht hatte und wieder ordentlich angezogen war, nahm sie Kurs auf die Sektionsnummer, die sie in ihrem Nachrichtenkasten vorgefunden hatte. T-l, Deck 9, Nummer 30
… Das lag in der Verwaltungszone der Technischen
Führungsschulen, von Admiral Livadhis Büro aus noch weiter unten am Korridor.
Als sie sich zu der Konferenz gesellte, stellte sie fest, dass hier Captain Hakin, Admiral Dossignal, Admiral Livadhi,
Commander Seveche und Major Pitak von Rumpf und Architektur versammelt waren, ebenso zwei Lieutenant Commanders, die Esmay nicht kannte. Einer trug die Abzeichen des 14. Schweren Wartungsverbandes mit den Kragenwappen der
Waffensysteme; der andere zeigte ebenfalls die Kragenwappen der Waffensysteme, dazu jedoch das Armband der
Schiffsbesatzung. Der Captain meldete sich als Erster zu Wort.
»Nun, Lieutenant, schön, dass sich Ihre Vermutung über die Programmierung der Mine als richtig erwiesen hat. Zumindest, soweit es Sie anbetraf.«
»Geht mir genauso, Sir.« Sie hoffte, dass die Schärfe im Ton des Captains ebenso viel mit der Situation zu tun hatte wie mit ihr persönlich.
»Ich schätze, Sie hatten noch nicht die Zeit, sich zu überlegen, wie wir die Wraith evakuieren und reparieren können, ohne das Erkennungsprogramm der Mine auszulösen?«
»Nein, Sir.« Er war eindeutig unzufrieden mit ihr; dieser finstere und frostige Blick konnte nichts anderes bedeuten.
»Was ich gern wissen würde: Wie viel Zeitverzögerung ist wohl in dem Programm berücksichtigt?«, mischte sich
Commander Seveche nach einem kurzen Blick auf Dossignal
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ein. »Haben die ein offenes Ende programmiert oder eine
Detonation nach einem maximalen Zeitraum – im Vorgriff auf genau so eine Situation, wie sie jetzt besteht?«
Blicke wurden auf Esmay gerichtet, aber sie hatte nichts zu sagen. Es wäre nicht ratsam gewesen, zwischen all diesem Lametta mit den Achseln zu zucken, also reagierte sie einfach überhaupt nicht.
»Haben wir irgendwelche Analytiker für die Bluthorde an
Bord?«, fragte Dossignal und sah Admiral Livadhi an.
»Eigentlich nicht, Sy. Die besten Leute wurden für eine Art politisch/strategisches Planungsseminar auf Rockhouse
abgezogen, und der Nächstbeste hält sich bei Admiral Gourache auf dem Flaggschiff auf. Ich habe hier einen Lehrer für den Taktikkurs, aber sein Spezialgebiet ist die Geschichte der Benignität. Er kümmert sich um die Datenbänke …«
»Die Wraith aufzugeben kommt nicht in Frage«, sagte der Captain. »Der Admiral hat eindeutig festgestellt, dass wir der Bluthorde keine Chance geben dürfen, an fortschrittliche Technologie zu kommen, und selbst im ausgeräumten Zustand weist der Schiffsrumpf da drüben zu viele Leckerbissen auf, um ihn der Bluthorde zu überlassen oder auch nur einem beliebigen Piraten. Falls wir die Wraith nicht ausreichend reparieren können, um sie in Sicherheit zu bringen …«
»Wir können es«, sagte Admiral Dossignal. »Das sind
Schäden genau der Art, die wir reparieren können. Die einzige Frage lautet, wie wir es tun können, ohne die Integrität unseres Schiffes zu gefährden.« Er warf Commander Seveche einen
Blick zu, und Seveche übernahm.
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»Wir müssen den Rumpfbruch reparieren und die Triebwerke neu einstellen, oder die Wraith kann keinen Sprung mehr ausführen … Und das bedeutet, in Gegenwart der Mine zu
arbeiten, selbst wenn wir das Schiff nicht in die Reparaturbucht holen. Ich möchte dazu gern die Meinung der Waffenexperten hören.«
Der Captain nickte, und der Waffenoffizier aus der
Schiffsbesatzung ergriff das Wort. »Bei dieser Art Mine haben wir die Wahl zwischen verschiedenen Ansätzen, je nachdem, wie viel Schäden an der Wraith toleriert werden könnten …«
»Die Wraith ist schon genug beschädigt…« Pitak klang aufgebracht. Dossignal hob die Hand, und sie wurde wieder still.
»Uns ist klar, dass Sie weitere Schäden möglichst begrenzen möchten, aber wir müssen hier einen Ausgleich zwischen
Schnelligkeit und Sicherheit finden. Wir können die Reparatur an den Resten der Wraith schneller einleiten, falls gewisse zusätzliche Schäden akzeptabel sind. Falls nicht, müssen wir mit einer langen Vorbereitungszeit in einem schon beschädigten Schiff rechnen – eine gefährliche Zeit sowohl für die Arbeiter wie für beide Schiffe –, um etwas zu probieren, was sich vielleicht als unmöglich erweist.«
»Erläutern Sie, welche Verfahren Sie nutzen könnten«, sagte der Captain.
»Im
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