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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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deuten zu können glaubte und das zum Schluss hin fragend anstieg. Er 435
    vernahm das rhythmische Tappen von Schritten, die sich ihm näherten.
    »… alles okay mit Ihnen?«
    »Prima«, antwortete Barin aus seiner luftigen Position acht Regalstufen weit über dem Deck. Er sah einen braunen Kopf zwischen den Regalen, dann eine vertraute Uniform, obwohl der Blickwinkel nicht erlaubte, die Abzeichen zu erkennen. »Hier oben«, sagte er.
    Die Person blickte auf und grinste. »Ich sehe Sie. Haben Sie gehört, wie ich über eine Einstiegsluke zur Ventilation
    gestolpert bin, die jemand hat offen stehen lassen?«
    »Eine offen stehende Zugangsluke?« Der Klang dieser Worte gefiel Barin überhaupt nicht. »Wo?«
    »Da hinten.« Der Mann, der inzwischen näher gekommen
    war, deutete in Richtung des Eingangs. Barin erkannte an den Streifen auf der Uniform, dass er es mit einem Sergeant Minor zu tun hatte. »Eine Zugangsluke zur Ventilationsanlage …
    wahrscheinlich ist ein Idiot von Wachmann hindurch, um nach den bösen Jungs zu suchen, und hat vergessen, sie hinter sich zu schließen.«
    »Können wir nur hoffen«, murmelte Barin. Ihm war kalt, und er kannte den Grund nicht. Er blickte sich um. Die Lagerregale reichten bis zur Decke fünfzehn Meter über dem Deck; sie wurden getrennt von Zwischengängen und Quergängen, auf
    denen es normalerweise von Robotkarren nur so summte. Barin konnte in keiner Richtung sehr weit blicken, von seinem
    eigenen Gang mal abgesehen. Die Regalböden, an denen er
    seitlich hinaufstieg, lagen in der Höhe jeweils einen halben Meter auseinander, die Böden ihm gegenüber allerdings jeweils 436
    einen ganzen Meter … einige voll bestückt, andere teilweise leer. Viel Platz, um sich zu verstecken, sogar in den
    Halbmeterregalen.
    »Wonach haben Sie gesucht?«, fragte er den anderen.
    »57GD11, Codenummer 3362F-3B«, antwortete dieser
    prompt. »Abdeckungen für die Ports von Luftreinigungsfiltern.
    Müssten hier irgendwo liegen.«
    »Ich bin an 58GD4«, sagte Barin, »falls Ihnen das hilft.« Er sah zu, wie sich der Mann ein Regal nach dem anderen
    anschaute.
    »Ah – da haben wir es.« Der andere Mann machte sich daran, die Leiter zwei Regalblöcke neben Barin zu ersteigen, ohne sich die Sicherungsgurte anzulegen. Barin wollte schon etwas sagen, zuckte dann aber die Achseln. Das eigene Geschirr hatte er bislang gar nicht gebraucht. Er wandte sich wieder zur eigenen Leiter um; er hatte noch einen langen Weg vor sich.
    Als er zehn weitere Ebenen erstiegen hatte, atmete er schwer.
    Vertikale fünfzehn Meter waren etwas anderes als die kurzen 3-Meter-Leitern, an die er gewöhnt war. Die Kletterwand war nur zehn Meter hoch. Trotzdem … er hatte mehr als die Hälfte geschafft. Er blickte hinauf; die restlichen Regale schienen turmhoch über ihm aufzuragen. Er drehte sich nach dem
    anderen Kletterer um.
    Keine Spur von ihm. Hatte er seine Sachen gefunden und war wieder gegangen? Barin beugte sich vor, so weit die Gurte es erlaubten, um besser zu sehen … nichts. Als er nach unten blickte, war dort im Zwischengang nur das nackte Deck zu sehen. Seltsam. Er hätte eigentlich erwartet, dass der andere noch etwas sagte, ehe er verschwand. Barin stieg eine weitere 437
    Regalebene empor und streckte die Hand nach oben aus, um die Sicherungsleine neu einzuhaken.
    Als seine Augen auf einer Höhe mit der Regalkante waren, fand er gerade noch Gelegenheit, »wie seltsam« zu denken, ehe ihm die kalte runde Mündung einer Betäubungspistole unters Kinn gedrückt wurde. Sie sah genauso aus wie die Waffen, die die Schiffssicherheit benutzte.
    »Keinen Mucks!« Die Stimme war ausdruckslos. Barin wurde einen Augenblick lang steif, ein Augenblick, den er im
    Rückblick als entscheidend erkennen sollte, und dann packte ihn jemand an den Knöcheln. Er beugte sich nach hinten und
    versuchte sich freizustrampeln; der Lauf der Pistole wurde ihm seitlich an den Kopf geknallt, heftig genug, um ihn benommen zu machen. Er wehrte sich, aber jemand hatte jetzt das Gurtwerk gepackt und zog ihn fest an die Leiter; erst die Füße, dann die Arme. Schließlich erfolgte ein weiterer Schlag auf den Kopf, der ihn in ein dunkles Loch stürzte, aus dem heraus er nur noch vage mitbekam, wie man ihn von der Leiter zerrte und auf das kalte Metallgitter des Regals packte.
     
    Er spürte zu vieles, um sich mühelos orientieren zu können.
    Seine Füße schleiften über eine Fläche und holperten dabei über regelmäßig auftretende

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