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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Admiral war nicht
    glücklich über die beiden, um es milde auszudrücken. Der Captain … Darüber möchte ich nicht mal reden. Gerüchte
    wollen wissen, er wäre vor über zwanzig Jahren einmal mit einem Serrano aneinander geraten. Falls dieser Junge auf seinem Schiff umkommt, hat er die ganze Familie am Hals.«
    »Aber Bar … Ensign Serrano ist doch sicherlich wichtiger als irgendeine Fehde!« Noch während sie das sagte, wurde ihr klar, dass es nicht stimmte. Familie war Familie, aber eine Familie gefährdete ihre Stellung nicht wegen einer einzelnen Person.
    Ihre hatte es nicht getan.
    Pitak zuckte die Achseln. »Er ist ein einzelner Ensign auf einem Schiff mit einer Besatzung von über 25.000. Der Captain darf Serrano zuliebe nicht seine Hauptaufgabe vergessen: die Sicherheit seines Schiffes.« Ihr Blick wurde schärfer. »Sie haben zuletzt einige Zeit mit ihm verbracht, nicht wahr?«
    »Ja, Sir.«
    »Mmm. Geht da irgendwas vor?«
    Esmay spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. »Eigentlich
    nicht… Wir sind nur Freunde.« Es klang so lahm und falsch, wie es sich anfühlte. Was hatte sie wirklich in Barins
    Gesellschaft empfunden? Sie hatte nichts von alldem getan, was zwischen ranghöheren und rangniederen Offizieren derselben 444
    Hierarchie verboten war, obwohl sie gar nicht derselben
    Hierarchie angehörten. Aber falls sie ehrlich war: Sie hatte sich gewünscht, einige dieser Dinge zu tun. Falls er es auch wünschte. Er hatte jedoch nie einen Hinweis darauf gegeben.
    Sie zwang sich dazu, Pitak in die Augen zu blicken. »Nachdem er mir bei diesem Vortrag für die taktische Diskussionsgruppe der Führungsoffiziere geholfen hatte, haben wir uns ein paar Mal unterhalten. Ich mochte ihn, und er wusste viel über die Flotte, was man uns in der Schule nie beigebracht hatte.«
    »Mir sind einige Veränderungen aufgefallen«, sagte Pitak, ohne sich näher darüber auszulassen. »Er hat Ihnen geholfen, sich einzuleben, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Esmay. »Admiral Serrano und andere hatten davon gesprochen, dass ich bei anderen Verwirrung erzeugte –
    das war, glaube ich, der Begriff, den sie benutzten –, und zwar durch Eigenheiten, die auf Altiplano als normal gelten. Barin konnte genau erklären, was ich falsch machte …«
    »Ich würde es nicht direkt als falsch bezeichnen«, brummte Pitak.
    »… und mir zeigen, wie die Bräuche der Flotte sind.«
    »Ich verstehe.« Pitak wiegte sich eine ganze Weile lang auf ihrem Stuhl vor und zurück und starrte an Esmays Ellbogen vorbei. »Suiza, alles in Ihrer Dienstakte spricht dafür, dass Sie eine ausgeglichene Person und keine Unruhestifterin sind. Aber Sie hatten nie einen Partner, von dem irgendjemand gewusst hätte. Hatten Sie?«
    »Nein.« Die direkte Frage hatte ihr die Antwort schon
    entlockt, ehe ihr klar wurde, dass sie sie gab. »Nein, ich … Ich hatte einfach keinen.«
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    »Ahm. Und Sie erhalten keine Medikamente, die das erklären würden?«
    »Nein, Sir.«
    Pitak seufzte schwer. »Suiza, Sie sind zehn Jahre zu alt für diesen Rat, aber falls ich es nicht besser wüsste, würde ich Sie in mancherlei Beziehung für zehn Jahre jünger halten. Also versuchen Sie, ihn als gut gemeint zu betrachten. Sie sind reif zur Eroberung, und Barin ist das einzige männliche Wesen, mit dem Sie mehr als eine Arbeitsschicht zusammen verbracht
    haben. Ob Sie es wissen oder nicht, Sie sind in Gedanken woanders …«
    »Nein.« Das war nur ein leises Flüstern. »Ich würde nicht…«
    »Daran ist nichts verkehrt, Suiza«, entgegnete Pitak scharf.
    »Sie sind nur ein Lieutenant, er ein Ensign – das ist ein recht verbreiteter Rangunterschied. Sie sind nicht seine
    Befehlshaberin. Das einzige Problem ist… Er ist in der Hand des Feindes, und wir haben eine Notsituation. Ich brauche Sie mit klarem Kopf und gefühlsmäßig ausgeglichen. Ich kann nicht gebrauchen, dass Sie losstürmen, um nutzlose Heldentaten zu vollbringen und Ihren Liebhaber zu retten.«
    Liebhaber? Ihr Herz klopfte; der Magen stürzte im freien Fall in die Stiefel hinunter. »Er ist nicht…«
    Pitak schnaubte, es klang so sehr nach einer Leitstute, dass Esmay lächeln musste. »Junge Frau, ob Sie nun schon direkten Hautkontakt hatten oder nicht, er ist der erste Mann, aus dem Sie sich etwas machen, seit Sie erwachsen geworden sind. Das ist ziemlich deutlich. Gestehen Sie es sich ein, und Sie kommen gleich besser damit klar.«
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    Konnte sie sich das eingestehen? Stimmte es denn? Sie hatte diese vagen

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