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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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besetzen. Wir sollen auf alle Fremden achten, auf jeden, den wir normalerweise nicht zu sehen
    bekommen, obwohl das auf einem Schiff dieser Größe nicht viel hilft. Ich jedenfalls kenne nicht mal die Hälfte der Ausbilder in T-l vom Sehen, geschweige denn die Schüler.« Sie seufzte.
    »Das wird eine haarige Aufgabe: Jeden Tag Tausende von IDs neu einstellen und immer wieder die Personen überprüfen, 449
    denen die Schilder ausgehändigt werden. Und wir rennen alle mit Namensschildern herum und immer nur rudelweise.«
    »Werden wir zum Schlafen in offene Räume umziehen?«
    »Das hoffe ich nicht.« Pitak rieb sich den Kopf. »Ich kann unter solchen Umständen nicht mehr schlafen; ich bin
    inzwischen alt genug, um vom Schnarchen aufzuwachen. Aber es kann durchaus so weit kommen, obwohl es bedeuten würde, viele Kabinen leer stehen zu lassen – was den Eindringlingen nur helfen kann. Jedenfalls hat der Captain die Flaggoffiziere um mehr Personal für den Sicherheitsdienst gebeten, und so viel ich gehört habe, hat unser Admiral mit Livadhi darüber
    gesprochen. Aber wir müssen die Wraith wieder einsatzfähig bekommen! Falls unsere Vermutung zutrifft und eine
    Kampfgruppe der Bluthorde hierher unterwegs ist, um uns alle abzuschießen, brauchen wir jede Hilfe, die wir nur kriegen können.«
    »Ist das möglich? Ich meine, Sie sagten, der Zeitaufwand wäre …«
    »Größer, als wir uns leisten können. Ich weiß. Die
    Rumpfreparatur allein müsste sechzig bis siebzig Tage dauern
    … dann kommt die Wiederherstellung der internen Systeme an die Reihe, die Installation der Geschütze, die Tests. Aber uns bleibt nichts weiter zu tun. Vielleicht verspätet sich der Feind, vielleicht verirrt er sich. Vielleicht kehrt unsere eigene Flotte zurück. Oder vielleicht schaffen es unsere Leute, die
    Selbstvernichtungsanlage zu reparieren, und wir brauchen uns um überhaupt nichts weiter Gedanken zu machen – wenigstens die unter uns, die nicht an ein Nachleben glauben. Tun Sie es?
    Ist das der Grund, warum Sie es für eine gute Idee halten?«
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    »Nicht… ganz.« Sie glaubte nicht an das Leben nach dem
    Tode, wie es ihr die Urgroßmutter geschildert hatte, wo die Toten je nach ihren Verdiensten aufgestellt wurden wie
    Topfpflanzen auf einem Marktstand. Es fiel Esmay jedoch
    schwer, sich ein Nichts vorzustellen, ein absolutes Ende.
    »Mmm.« Pitak sah aus, als hätte sie gern noch etwas gesagt, aber jemand rief vom Flur aus nach ihr, und sie ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Esmay blickte einen Augenblick lang auf ihren Monitor und dann aufs Schott. Barin eine
    Geisel… vielleicht tot? Sie konnte sich beides nicht vorstellen
    … nicht bei Barin, so voller Energie, so sehr ein Serrano. Das war nicht ihre Aufgabe, hatte Pitak sie gewarnt. Aber … Unter allen Menschen an Bord war sie die Einzige, die schon einmal auf einem Schiff gekämpft hatte.
    Es musste noch mehr geben. Die Sicherheitsleute brachten Erfahrung mit; man hatte sie schließlich für dergleichen ausgebildet. Esmay hatte keine entsprechende Ausbildung. Sie hatte keine Waffen.
    Sie dachte in den falschen Bahnen. Sie dachte überhaupt nicht richtig nach. Aus dem Gedächtnis schössen Bilder des Kampfs an Bord der Despite herauf… Esmay konnte sich richtig vorstellen, wie hinter der Trennwand zwischen ihrer Kammer und dem Rest des Büros jemand mit einer Waffe lauerte.
    Lächerlich! Trotzdem konnte sie nicht einfach hier herumsitzen; es juckte sie … irgendwo anders zu sein, etwas zu tun
    … irgendetwas. Sie schalt sich dafür aus, dass sie zuließ, sich von einer kurzen Erfahrung mit der Kommandogewalt den Kopf verdrehen zu lassen. Auf einem Schiff voller Admirals würde man einem Lieutenant der Abteilung Rumpf und Architektur 451
    nichts weiter zu tun gestatten, als Statistiken in Computerdateien nachzuschlagen.
    Barin war eingenickt, kam aber wieder zu sich, als er ein Ge-räusch näher kommen hörte. Vielleicht Hilfe? Es war jedoch ein weiterer Eindringling, begleitet von zwei Männern und einer Frau in Zivilkleidung. Barin wusste in allgemeinen Begriffen, wen er da vor sich hatte: zivile technische Berater, Experten, die man angemietet hatte, um die Waffensysteme zu checken. Er hatte bislang keinen von ihnen richtig kennen gelernt, obwohl er ihnen hier und dort auf den Korridoren und in Liftröhren begegnet war. Normale Zivilisten mittleren Alters, hatte er gedacht. Für ihn völlig uninteressant, da sie nicht in seinem Bereich arbeiteten. Jetzt

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