Heldin wider Willen
der Krise mal in den Konstruktionsarchiven nachschauen … Dort finden Sie die ganze Auseinandersetzung.« Sie holte die Darstellung auf einem Monitor näher heran und deutete auf die Bündel. »Das ist mal ein guter Satz. Nach einer Weile kann man allein anhand der Oszillationen gute Stränge von schlechten unterscheiden. Falls wir jetzt nicht diese Probleme hätten, würde ich Sie hinüber zur Spezialstoffabteilung schicken, um sich diese Dinger im Augenblick des Abbruchs anzusehen.«
Esmay war nur zu froh, das zu versäumen. Sie hatte schon von anderen gehört, was bei den spektakuläreren Abbruchen geschah, wenn die Testsequenzen eine stärkere Oszillation auslösten, als ein fehlerhafter Kristall verkraften konnte, und Scherben mit ohrenbetäubendem Krach davonflogen.
»Zeigen Sie mal, was Sie da haben«, sagte Pitak. Sie betrachtete die Daten, die Esmay entdeckt hatte, und runzelte die Stirn. »Ich denke nicht, dass es daran liegt. Die Schwerkraft reicht nicht, um die AG-Generatoren zu lockern, und Sie möchten doch andeuten, dass es eine AG-Instabilität war, die das Antriebsversagen herbeiführte, oder?«
»Ja, Sir.«
»Wie soll das aufgehen?«
»Man hat alle Ränge unterhalb der Abteilungsleiter vom
großen Computer verscheucht… und der kleine behauptete, es wäre möglich. Deshalb habe ich Ihnen die Daten gebracht.«
»Oh. Naja, ich mag das Modellprogramm des kleinen
Rechners nicht, außer es geht um rein strukturelle Pläne. Für 470
solche Probleme brauchen wir einfach die Mishnazi-Serie …
aber ich kann mir vorstellen, dass die Leute gerade daran arbeiten, ihre Datenanalyse zu maximieren. Ich denke nicht, dass wir hier eine ausreichende Grundlage haben, um Rechnerzeit für uns selbst einzufordern.« Sie sah Esmay an.
»Sie sollten ausloggen und sich etwas Schlaf gönnen, solange es noch geht… oder wenigstens eine gute Mahlzeit. Sind Sie darüber auf dem Laufenden, wer schon zu Tisch war?«
»Nein, Sir, aber ich kann mich informieren, sobald ich zurück bin.«
»Dann tun Sie das, und danke hierfür … Ich selbst tippe auf Sabotage, aber A&M hat uns gebeten, mal darüber nachzudenken.«
Esmay nickte und zog sich zusammen mit ihrer Eskorte
zurück, einem Corporal, den sie aus dem Bürodienst der R&A abgestaubt hatte, als sie sich auf die Suche nach Pitak hatte machen müssen. Esmay hasste es, sich nutzlos zu fühlen.
Natürlich sollte sie etwas essen; natürlich sollte sie darauf achten, dass alle in der Abteilung das taten. Aber … sie hätte gern mehr getan.
Sie hatte gerade wieder Pitaks Büro erreicht und wollte dem Verbleib aller Personen unter ihrem Befehl nachgehen, als das Sprechgerät piepte. Es war Pitak.
»Wir stecken mitten in einer Krise, und da müssen sie mir Leute wegnehmen. Suiza, was haben Sie nur angestellt, damit sich die Admirals für Sie interessieren?«
»Nichts, von dem ich wüsste«, antwortete Esmay.
»Nun, Sie haben unverzüglich in Admiral Dossignals Büro
vorzusprechen, und dem an mich gerichteten Vermerk zufolge 471
kann ich nicht mit Ihrer baldigen Rückkehr rechnen. Es klappt auch immer wieder. Ich bilde jemanden so weit aus, dass er mir endlich nützt, und die hohen Tiere nehmen ihn mir weg.«
»Tut mir Leid, Major«, sagte Esmay, ehe ihr einfiel, dass sie sich ja nicht entschuldigen sollte. Mit einem Stich dachte sie an Barin. Lebte er noch? War er … okay?
»Gehen Sie jetzt lieber«, sagte Pitak. »Und falls Sie eine Gelegenheit finden, sagen Sie mir, was da vorgeht. Auf dem Schiff herrscht eine merkwürdige Atmosphäre.«
»Ja, Sir.«
Im Vorzimmer des Admirals wartete Commander Atarin auf
sie. »Ah – Lieutenant Suiza! Gut. Wir suchen sofort einen abge-sicherten Konferenzraum in T-l auf; unsere Eskorte erwartet uns vor der Liftröhre.«
»Sir, darf ich fragen …«
»Erst, wenn wir dort sind. Und machen Sie nicht so ein
beunruhigtes Gesicht; Sie haben keine Probleme, und wir
möchten doch niemanden erschrecken.«
»Ja, Sir.«
Zwei bewaffnete Pivot-Majors mit Sicherheitsabzeichen
warteten vor den Liftröhren. »Commander, der Captain sagt, es wäre besser, die Röhren zu vermeiden«, sagte einer von ihnen.
Esmay sah einen Schweißfilm auf seinem Gesicht glänzen.
»Ist irgendwas passiert?«
»Das kann ich nicht sagen, Sir«, antwortete der Mann. Er atmete etwas zu schnell.
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»Dann gehen wir.« Esmay und Commander Atarin folgten
ihm um den Kern herum zur Basis von T-l. In dem breiten Gang ging es geschäftiger zu als
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