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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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üblich, als verzichteten noch mehr Leute auf den Gebrauch der Liftröhren und Gleitbänder. Sie mussten fünf Decks mit Leitern ersteigen; als sie das letzte hinter sich gebracht hatten, entdeckte Esmay zwei weitere Sicherheitsleute – diesmal mit den Waffen in der Hand – vor einer gesicherten Luke. Eine tragbare ID-Kabine war unweit davon aufgestellt worden, und Esmay fielen auch die schweren grauen Kästen und Kabel eines leistungsstarken Abschirmfeldes auf, das am Schott entlanglief. Worum immer es hier auch ging, man hatte es so gut wie nur möglich gegen jeden Lauscher abgesichert.
    Sie und Atarin durchliefen eine komplette ID-Prüfung mit Netzhautscan, Handflächenabdrücken und Blutprobe. Danach ließen die Wachtposten vor der Tür sie hindurch.
    Im Innern war der mittelgroße Konferenzraum von noch mehr scannerschützender Ausrüstung gesäumt; in der Mitte beugten sich mehrere Offiziere über einen großen Tisch mit einem 3-D-Modell der Koskiusko darauf. Esmay kannte bereits die Admirals Dossignal und Livadhi vom Sehen, ebenso Captain Hakin, aber sie war noch nicht dem schmalen grauhaarigen Commander begegnet, den man ihr als Kommandanten der Wraith vorstellte, und auch nicht seinem Stellvertreter, Lieutenant Commander Frees. Ein weiterer Lieutenant Commander namens Bowry war zugegen; er trug keinen
    Schiffssticker, sondern eine Kragennadel, der zufolge er irgendeinen Kurs auf der Technischen Führungsschule besuchte.
    Was war hier los?
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    »Gentlemen.« Das war Admiral Dossignal, der sich jetzt an eines der Kopfenden des Tisches setzte. Esmay sah, dass die Plätze namentlich reserviert waren … und fand ihren nahe dem anderen Ende.
    »Sie wissen«, sagte Dossignal, noch bevor der letzte Stuhl zurechtgerückt war, »dass wir uns in einer schwierigen Lage befinden. In wenigen Minuten erhalten Sie Gelegenheit, sich die Einzelheiten dieser Situation anzusehen, aber zunächst müssen Sie erfahren, dass Sie alle mit sofortiger Wirkung von Ihren bisherigen Aufgaben entbunden sind. Sie sind unter meinem direkten Befehl für einen schwierigen und gefährlichen Einsatz eingeteilt; das hier ist die erste der Konferenzen, die Sie abhalten werden, um diesen Einsatz zu planen.« Er legte eine Pause ein, als wartete er auf Kommentare, aber niemand war so unklug, einen abzugeben. »Sie müssen auch wissen, dass Captain Hakin mit dem Ziel dieses Einsatzes nicht
    einverstanden ist und plant, eine Protestnote einzureichen. Ich respektiere den moralischen Mut, den er mit diesem Ausdruck der Ablehnung zeigt, und auch seine Loyalität, die es ihm ermöglicht zu kooperieren, sei es auch unter Protest.«
    Esmay warf einen Blick auf den Captain, dessen Gesichts—
    farbe im Zuge dieser Ausführungen von dunkelrot zu bleich gewechselt hatte.
    »Ich übernehme«, fuhr Admiral Dossignal fort, »die volle Verantwortung für das, was hier geschieht, wie auch für seinen Ausgang. Ich habe Captain Hakin darüber in Kenntnis gesetzt und es auch so ins Logbuch eingetragen. Ist das klar?«
    Er wartete, bis alle genickt hatten.
    474
    »Gut. Nun, unsere Aufgabe ist es, ein Schiff der Bluthorde zu kapern und durch Einsatz dieses Schiffes und der Wraith zu verhindern, dass die Koskiusko gekapert wird. Sie sind die Offiziere, die den Befehl über die einzelnen Elemente dieses Plans führen werden, weshalb Sie alle hier sind, um die Planung vorzunehmen.«
    »Aber die Wraith ist schwer beschädigt«, wandte jemand ein – ein Lieutenant Commander, dessen Namen Esmay schon
    vergessen hatte.
    »Korrekt. Die Triebwerke der Wraith sind ausgebaut, und sie kann nicht manövrieren. Aber wir können sie ins Gestell für Triebwerkstests schleppen; dadurch werden wir in die Lage versetzt, ihre Geschütze auf die Schiffe der Bluthorde oder auf die Koskiusko auszurichten, wie es sich jeweils als nötig erweist.«
    »Die Koskiusko …«, murmelte jemand zu laut.
    »Falls eine Kaperung unausweichlich erscheint, muss die
    Koskiusko zerstört werden. Ihre Fähigkeiten dürfen nicht in die Hände der Bluthorde fallen – ebenso wenig wie ihre Tausende von fähigen Technikern.«
    Esmay spürte die schwere Stille im Raum geradezu körperlich. Sie vermutete, dass die anderen diese Gleichung schon vorher ausgerechnet hatten: Soweit bekannt, hatte die Bluthorde noch nie Gefangene freigelassen oder ausgetauscht; man hatte lediglich einige aus fürchterlichen Bedingungen befreit. Daher war ein schneller – oder relativ schneller – Tod eine Gnade, verglichen mit

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