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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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gedrängt standen, dass Esmay den Stoff der neuen Uniformen roch. Der Admiral hatte jeden förmlichen Gruß mit einem knappen
    Nicken beantwortet, gefolgt von einem raschen Blick auf den Nächsten in der Reihe.
    »Es ist meine Pflicht, Sie darüber zu informieren, dass Sie alle vor ein Gericht gerufen wurden, um dort, falls Ihnen möglich, die Ereignisse zu erläutern, die zur Meuterei auf der Despite und der folgenden Verwicklung des Schiffes und der Besatzung in die Schlacht von Xavier führten.«
    Esmay hörte nichts hinter ihr, aber sie spürte die Reaktion ihrer Offizierskameraden; obwohl sie es alle schon gewusst hatten, trafen sie die formellen Worte eines Admirals der Flotte mit furchtbarer Wucht. Ein Kriegsgericht. Manche Offiziere 51
    leisteten ihren Dienst vom Erhalt des Patents bis zum
    Ruhestand, ohne auch nur von einer Untersuchung bedroht zu werden, geschweige denn der Anhörung vor irgendeinem
    Komitee … und sicherlich ohne jemals vor einem Kriegsgericht zu stehen. Ein Kriegsgericht war die absolute Schande, falls man verurteilt wurde; es blieb selbst nach einem Freispruch ein Makel auf der Karriere.
    »Aufgrund der Komplexität dieses Falles«, fuhr der Admiral fort, »hat der Judge Advocate General, der Militäranwalt, beschlossen, ihn mit äußerster Umsicht, aber auch äußerstem Ernst zu behandeln. Die genauen Anklagen gegen jeden von Ihnen wurden noch nicht festgelegt, aber im Allgemeinen
    können die Junior Lieutenants mit Anklagen sowohl des Verrats wie der Meuterei rechnen, wobei der JAG nicht der Meinung ist, dass einer dieser Punkte den anderen rechtfertigt. Das heißt: Falls Sie an einem Akt des Verrats beteiligt waren, schützt Sie das nicht vor einer späteren Anklage wegen Meuterei und
    umgekehrt.« Die schwarzen Augen des Admirals bohrten sich in die Esmays. Hatte sie damit etwas Besonderes gemeint? Esmay wäre gern damit herausgeplatzt, dass sie keine Verräterin war und niemals eine gewesen war, aber die Disziplin hielt den Unterkiefer gesperrt.
    Der Admiral hustete feinfühlig, eindeutig eine soziale
    Lautgebung, ein Satzzeichen zwischen ihren Worten. »Man hat mich bevollmächtigt, Ihnen mitzuteilen, dass der Grund für diese Maßnahme in den großen Sorgen liegt, die uns der
    Einfluss der Benignität auf das Offizierskorps bereitet. Die Möglichkeit eines solchen Hintergrundes konnte in diesem Fall unmöglich außer Acht bleiben; Ihre Verteidiger werden Ihnen 52
    das erklären. Die Ensigns werden nur der Meuterei angeklagt, außer in einem Fall, wo die Ermittlungen noch laufen.«
    »Aber wir haben noch gar keinen Verteidiger gesehen!«,
    beschwerte sich Arphan aus dem Hintergrund. Esmay hätte ihn ohrfeigen können; der Idiot hatte gar nicht das Recht, sich zu Wort zu melden.
    »Ensign … Arphan, richtig? Hat irgendjemand Ihnen erlaubt, mich zu unterbrechen?« Der Admiral brauchte nicht die Hilfe einer Jig, um einem unverantwortlichen Junior über den Mund zu fahren.
    »Nein, Sir, aber …«
    »Dann halten Sie den Mund.« Der Admiral wandte sich
    wieder Esmay zu, die sich schuldig fühlte, weil sie Arphan nicht irgendeinen Knebel angelegt hatte; der Blick des Admirals drückte jedoch keinerlei Tadel aus. »Junior Lieutenant Suiza, da Sie ranghöchster überlebender Offizier und ehemalige
    Kommandantin eines Schiffs von Meuterern im Gefecht sind, wird Ihr Verfahren natürlich von dem der Offiziere abgetrennt werden, die Ihnen im Rang untergeordnet sind – obwohl man Sie auffordern wird, als Zeugin in deren Verfahren auszusagen, wie umgekehrt auch. Außerdem müssen Sie sich einem
    Untersuchungsausschuss für Kommandanten stellen, der die Frage behandeln wird, wie Sie die Despite in der Schlacht geführt haben.«
    Esmay hatte das einerseits erwartet und andererseits gehofft, dass die eine Untersuchung und rechtliche Tortur in die andere einbezogen würde.
    »Aufgrund der ungewöhnlichen Umstände der Schlacht von
    Xavier, einschließlich der von Commander Serrano ergriffenen 53
    Maßnahmen, wurde entschieden, dass Sie alle mit einem
    anderen Schiff für das Kriegsgerichtsverfahren zum
    Hauptquartier gebracht werden.«
    Esmay blinzelte. Man schenkte Admiral Serrano wegen ihrer Nichte kein Vertrauen? Dann erinnerte sie sich an die ganzen Gerüchte –jetzt nachweislich falsch – über Heris Serrano und ihr Ausscheiden aus der Flotte.
    »Commander Serrano muss sich natürlich selbst einem
    Untersuchungsausschuss stellen, und man wird drei von Ihnen aufrufen, als Zeugen vor diesem

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