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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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mal die Nerven durch, und sie musste ein Beispiel geben. Endlich ging der 48
    Meckerer, und sie lehnte sich ans Wandschott, das sichere graue Wandschott, und überlegte.
    Sie hatte solche Träume seit Jahren nicht mehr erlebt, schon nicht mehr, seit sie von zu Hause weg und auf die Flotten-Vorbereitungsschule gegangen war. Selbst zu Hause waren diese Träume schon seltener geworden, während Esmay älter wurde, wenn auch insgesamt häufig genug, um der Familie
    Sorgen zu bereiten. Stiefmutter und Vater hatten ihren Ursprung in ermüdendem Detail erklärt. Esmay war nach dem Tod ihrer Mutter einmal weggerannt – ein dummes und verantwortungs-loses Handeln, gemildert durch die Jugend und die Tatsache, dass Esmay wahrscheinlich schon an dem gleichen Fieber litt, das ihre Mutter getötet hatte. Die Ausreißerin geriet auch in Schwierigkeiten, eine kleine Schlacht im Rahmen des
    Aufstands, der heute als Califer-Rebellion bekannt war. Die Truppen ihres Vaters fanden und retteten sie, aber sie starb beinahe an dem Fieber. Irgendwie vermischte sich in den Tagen des Komas das, was sie gesehen und gehört und gerochen hatte, mit dem Fieber und ließ sie später mit den Träumen von etwas zurück, das nie wirklich passiert war. Jedenfalls nicht so, wie sie es träumte.
    Es schien plausibel, dass die Teilnahme an einer echten
    Schlacht diese alten Erinnerungen und die Verwirrung wachrief, wie das Fieber sie erzeugt hatte. Esmay hatte wirklich schon mal den Geruch ausgeströmter Eingeweide wahrgenommen;
    Gerüche riefen besonders leicht Erinnerungen zurück… so hieß es in den Psychologiebüchern, die sie heimlich in Papa Stefans Bibliothek gelesen hatte, damals, als sie noch geglaubt hatte, sowohl verrückt zu sein als auch faul und feige und dumm. Und jetzt, wo sie verstand, wohin die Albträume sie zu führen 49
    versuchten –nämlich dazu, die früheren Erfahrungen mit den gegenwärtigen zu verbinden –, konnte sie bewusst damit umgehen. Sie hatte Albträume gehabt, weil für sie nötig war, dass sie diese Verbindung herstellte, und jetzt, wo das geschafft war, brauchte sie keine Albträume mehr.
    Abrupt schlief sie wieder ein und hatte keine weiteren
    Träume, bis die Glocke signalisierte, dass der Zeitpunkt zum Wecken gekommen war. An diesem Tag beglückwünschte sie
    sich dazu, dass sie der Sache auf den Grund gekommen war, und wies sich an, keine Albträume mehr zu haben. Als die Schlafenszeit kam, war sie angespannt, redete sich aber gut zu und befreite sich so wieder davon. Falls sie in dieser Nacht träumte, so konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, und niemand beschwerte sich über Geräusche, die sie gemacht hätte.
    Vor der Ankunft am Sektor-Hauptquartier hatte sie nur noch einen einzigen Albtraum, und dieser war noch leichter zu verstehen. Sie träumte davon, wie sie vor das Kriegsgericht trat und erst in dem Augenblick, als der Vorsitzende Offizier das Wort ergriff, feststellte, dass sie völlig nackt war. Als sie zu flüchten versuchte, konnte sie sich nicht bewegen. Alle sahen sie an und lachten, gingen dann hinaus und ließen sie allein zu-rück.
    Es war fast eine Erleichterung zu entdecken, dass sie auch normale Albträume haben konnte.
     
    Im Sektor-HQ waren die Ersatzuniformen bereit und wurden direkt in die Quarantänesektion an Bord des Schiffes gebracht –
    von Wachen, die das eindeutig für unter ihrer Würde hielten.
    Die neuen Sachen fühlten sich steif und sperrig an, als hätte sich Esmays Körper auf eine Art und Weise verändert, die sich nicht 50
    in den Maßen widerspiegelte. Schließlich hatte sie die in der Quarantänesektion vorhandene minimale Fitnessausrüstung
    täglich benutzt und somit auch keinen Speck angesetzt, der den Unterschied hätte erklären können. Es war … eher etwas
    Mentales als etwas Körperliches. Peli und Liam stöhnten
    dramatisch, als sie ihre Schneiderrechnungen sahen; Esmay schwieg über die eigene und wurde sich erst später darüber klar, dass man wohl davon ausging, sie verfügte über keine weiteren Mittel als ihren Sold.
    Zum ersten Mal wurden die jungen Offiziere als Gruppe vor den Admiral zitiert. Esmay trug eine neue Uniform, wie alle anderen auch. Ein bewaffneter Begleiter führte sie hinein, ein weiterer folgte ihnen dichtauf. Esmay versuchte, normal zu atmen, war aber trotzdem besorgt – war noch etwas schief gegangen? Was konnte es sein?
    Admiral Serrano wartete ausdruckslos ab, während sie
    nacheinander ihr Büro betraten, wo sie so dicht

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