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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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Bewegung des ausgehenden Atems auf den Wangen. Die
    Helmuhr maß jedoch die Zeit nicht, was bedeutete, dass auch der Sauerstoffverbrauch nicht gemessen wurde, was wiederum bedeutete, dass ihr der Sauerstoff ausgehen konnte, ohne dass sie eine Vorwarnung erhielt.
    Aber war es denn besser, wenn man wusste, dass einem die Luft ausging? Esmay scheute vor dieser Überlegung zurück und dachte lieber über den Ausfall des Helmfunks nach.
    Beleuchtung und Kommunikation funktionierten prima auf
    einem Schiff in Überlichtfahrt… warum dann nicht hier
    draußen, falls sie sich innerhalb der Schilde befanden?
    Falls das nicht der Fall war …
    Ein leises Stöhnen drang aus den Helmlautsprechern und
    dehnte sich in die Länge, wie die Klage einer verirrten Kuh in einer Frühlingsnacht. Esmay kam einfach nicht darauf, was das für ein Laut war, bis es mit einem langen Zischen endete. Ihr Verstand setzte die Laute zusammen wie Puzzlestücke: Es
    konnte ein Wort gewesen sein, zeitlich stark gedehnt. Sie bemühte sich um eine Vorstellung, welches Wort es gewesen sein könnte, aber ein durchdringendes Vibrieren folgte. Sie gab der Anzugssteuerung einen leichten Stoß, um die Lautstärke zu dämpfen – und wenigstens das funktionierte auch. Aber falls der Helmfunk nicht funktionierte, konnten sie sich alle verirren …
    Etwas stieß von hinten an ihren Helm; sie drehte sich
    vorsichtig um. Es musste einer der anderen sein. Ein erneuter 508
    Stoß folgte. Jetzt hörte sie jemanden reden – Seska –, begleitet vom leichten Knirschen dort, wo sich die Helme berührten.
    »Die Funkgeräte laufen nicht. Müssen die Helme aneinander legen. Haken Sie sich ein.« Er klopfte ihr auf den Arm, und sie erinnerte sich an die Sicherungsleine. Natürlich!
    Esmay schaltete die Helmlampe ein und verfolgte erstaunt mit, wie das Licht langsam – langsam! – nach unten vordrang, wie ein viskoser Klebstoff, der aus einer Tube lief. Als das Licht den Rumpf erreichte, kräuselten sich die Ränder der erhellten Stelle unbehaglich und bildeten ein Muster aus seltsamen Farben. Leider beleuchtete es keinerlei hilfreichen Hinweis, nichts, was einen Weg zur nächsten Luftschleuse gewiesen hätte.
    »… Suiza?«
    Falls das Licht schon langsam war, konnte das auch auf den Funk zutreffen, da die Radiowellen verzerrt wurden durch das, was der Überlichtantrieb mit Raum und Zeit anstellte. Esmay hatte das Gefühl, aus einer verwandten Langsamkeit zu
    erwachen, als wäre ein Teil ihres Körpers auf die
    Lichtgeschwindigkeit eingestellt und hinkte ihnen jetzt weit hinterher.
    »Hier«, antwortete sie Seska. Sie senkte den Kopf; der
    Lichtbalken aus der Helmlampe bog sich langsam durch, wellte sich mit der Bewegung. Esmay reichte das Ende ihrer Leine der Hand, die im Licht auftauchte.
    »… kenne jemanden, der einen Blick auf das hier werfen und den nächsten Monat in mathematischer Trance zubringen
    würde, um es zu erklären.« Das war eine andere, schwächere Stimme, und Esmay überlegte sich, dass sie von hinter Seska 509
    von einem Helm an den nächsten übermittelt worden sein
    musste. »Frees eingeklinkt. Bowry eingeklinkt.«
    »… Luftschleuse? Die Uhr funktioniert nicht.« Natürlich
    hatten sich die anderen schon selbst überlegt, was das bedeutete.
    Wo war die nächste Luftschleuse? Esmay starrte in die
    Dunkelheit und versuchte, sich ein Bild von diesem Teil des Schiffes zu machen, vor ihrem geistigen Auge das Modell
    nachzubauen, mit dessen Hilfe sie während ihrer ersten Tage an Bord die Koskiusko erforscht hatte. Für eine Notevakuierung der Brückenbesatzung stand eine Luftschleuse an der Basis der Kuppel gegenüber T-l zur Verfügung, was bedeutete, dass sie auf dem derzeitigen Weg der Gruppe lag und vielleicht noch eine Viertelstunde vorsichtiger Fortbewegung entfernt. In der Dunkelheit hatte Esmay nicht mehr so recht gewusst, welchen Weg sie bislang verfolgt hatten, aber das, was von der
    Schwerkraftanlage heraussickerte, half ihr dabei, die Richtung nach unten zu finden.
    »Folgen Sie mir«, sagte sie und wies mit dem Helm
    hangabwärts. Der Lichtstrahl bog sich durch wie Wasser aus einem Schlauch, der bewegt wurde, und kräuselte sich ungefähr in diese Richtung davon. Esmay begann ihm zu folgen und war sich dabei unbehaglich der Tatsache bewusst, dass sie das Licht aus der eigenen Lampe einholen konnte. Genau wie die
    idiotischen Offiziere, von denen sie auf der Akademie gehört hatte, die mit den eigenen Schiffen Mikrosprünge in die Bahn

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