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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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ungeachtet ihrer scheinbaren Massivität und Unbeweglichkeit niemals wirklich unbeweglich gewesen war: Alle Schiffe bewegten sich ständig, und Esmay würde ihren Halt auch nicht leichter verlieren und herunterfallen, wenn die Kos unter Eigenantrieb fuhr, anstatt nur den alten Gesetzen der Physik zu folgen. Die Kos war kein Kriegsschiff; sie erreichte nicht mal die Beschleunigungswerte des kraftlosesten zivilen Frachtschiffs, das mit dem systeminternen Antrieb fuhr.
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    Bowrys bemüht gelassene Stimme unterbrach ihre Gedanken:
    »Lieutenant – ich schätze, Sie wissen auch nicht, ob der Überlichtantrieb irreparabel beschädigt ist?«
    Der Überlichtantrieb. Sofort wusste sie, was die Bluthorde plante, und sie versetzte sich in Gedanken einen Tritt dafür, dass es ihr nicht früher eingefallen war. Natürlich wollten sie ihre Beute vor möglicher Rettung in Sicherheit bringen, ehe sie sie zu knacken versuchten, wie es ein Eichelhäher mit einer
    Süßnuss tat. »Nein, Sir«, antwortete Esmay auf Bowrys Frage.
    »Die Leute von Antrieb und Manöver dachten anscheinend, dass es sich am ehesten um Sabotage handelte, aber die Sprungfolge nach hier draußen könnte auch etwas gelockert haben.«
    »Diese Geleitschiffe könnten ruhig etwas Nützliches tun«, fand Seska. »Zum Beispiel uns wegpusten, wenn sie sehen, dass wir Fahrt aufgenommen haben.«
    Esmay hatte auch nicht mehr an die Geleitschiffe gedacht. Ihr Mund wurde trocken. Hier klammerte sie sich an die
    Außenflanke eines fahrenden Raumschiffs, das wahrscheinlich unter Feuer geraten würde … Der Raumanzug vermittelte ihr ungefähr so viel Sicherheitsgefühl wie die Gesichtshaut.
    »Es sei denn, unsere Besatzung hat das Schiff in Fahrt gebracht und steht in Funkverbindung mit der Eskorte.« Bowry klang nicht wirklich hoffnungsvoll. »Ich vermute, sie möchten vielleicht etwas Distanz zum Sprungpunkt haben und näher an die Geleitschiffe kommen.«
    »Nein …« Das war Frees. »Für mich sieht es danach aus, als näherten wir uns eher dem Sprungpunkt… Ohne Navcomputer
    kann ich es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber – hat dieser Sprungpunkt nicht vier abgehende Vektoren?«
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    »Ja«, antwortete Seska. »Ich kann den Anflug auch nicht
    richtig abschätzen, aber du hast wahrscheinlich Recht, Lin. Wir haben weniger als eine halbe Stunde bis zum Sprung, schätze ich, und sind viel mehr als eine halbe Stunde von jeder Stelle des Schiffes entfernt, die wir erreichen könnten. Das dürfte interessant werden … Schade, dass wir keine Möglichkeit
    haben, die Erfahrungen der ersten Leute aufzuzeichnen, die dabei sterben, ungesichert durch einen Sprung zu gehen.«
    »Das feindliche Kommando hat überlebt«, entfuhr es Esmay.
    Stille folgte auf ihre Worte; sie vermutete, dass die anderen das rotierende Sternenmeer betrachteten, den Nachweis, dass die Kos Fahrt aufgenommen hatte.
    »Sie waren auf der Wraith«, gab Seska zu bedenken.
    »Aber dort lag ein Rumpfbruch vor, und die vorderen Schilde waren ausgefallen. Die Schilde der Kos hingegen sind in Ordnung.« Sie hatte keine Ahnung von Schildtechnik und
    wusste lediglich, dass alle überlichtschnellen Schiffe mit Überlichtschilden ausgestattet waren. »Falls wir von diesem Ding herunter auf den Rumpf kommen …«
    »Gute Idee, Suiza.«
    Der Abstieg vom hohen, glatten Bogen des Material—
    transportgleises auf den eigentlichen Schiffsrumpf dauerte fast eine halbe Stunde, angefüllt mit vorsichtigem Anklemmen und Lösen von Sicherungsleinen. Unten angekommen, spürte Esmay zum ersten Mal einen leichten seitlichen Zug durch die
    Schuhsohlen, ein weiterer Beweis dafür, dass die Kos aus eigener Kraft in Bewegung war und sich dabei mit der Trägheit ihrer bisherigen Bahn auseinander setzte.
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    Sie hatten vielleicht zwei Drittel des Weges von der Herstellungsanlage für Spezialstoffe über die Brückenkuppel hinweg zurückgelegt, und die Wölbung verbarg T-l und fast die gesamte Abteilung für Spezialstoffe, abgesehen nur von der äußersten Spitze, vor ihren Augen. Plötzlich flammte hinter ihnen Licht auf, ein greller Schein, der sich ausweitete und eine leuchtende Decke über ihnen bildete. Esmay duckte sich
    instinktiv und blickte nach oben. Das Transportgleis flammte an seinem höchsten Punkt zu blendend hellem Dampf auf und
    verstreute brennende Trümmer auf einer Bahn, die den Kurs des Schiffes offenbarte.
    »Mal sehen«, sagte Seska. »Wir befinden uns auf der Au-
    ßenseite eines Schiffes kurz zu einem Sprung,

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