Heldin wider Willen
anschließend den für
SCHLOSS drücken. Dann den Luftdruck mit Hilfe des Schalters für DRUCKPRÜFUNG kontrollieren. Sie führte diese Schritte aus, um dann die Anweisungen für die restliche Sequenz
durchzulesen und auszuführen. Die Lampen sprangen jedoch nicht auf Grün, und die Schleuse öffnete sich nicht.
»… eine manuelle Überbrückung?«, fragte Seska. Sie hatte nicht mal bemerkt, wie er sich ihr näherte und den Helm an ihren legte.
Sie sah nach und entdeckte nichts, was ihr vertraut erschienen wäre. »Habe keine gefunden … Ich habe die automatische
Sequenz zweimal probiert.« Sie machte Platz.
Frees fand die Überbrückung, die mit eigenen Instruktionen versehen war, unter einer separaten Abdeckung. Es handelte sich um eine mechanische Vorrichtung, die einen kräftigen Schub im Uhrzeigersinn verlangte, wodurch eine Anordnung 513
Drehschalter freigelegt wurde. Diese wiederum musste man drehen, bis man eine Zahlenfolge hatte, die auf die Innenseite der Abdeckung gedruckt war. Seska und Frees kämpften mit dem Hebel. Esmay konnte sich vorstellen, was sie sagten.
Dieses Ringen mit dem Hebel kostete viel Sauerstoff.
Esmay starrte auf die Instruktionen für die automatische Sequenz und fragte sich, warum diese nicht funktionierte.
Verriegele die Innenluke, teste den Druck, tippe die Zahl der Personen ein, die einsteigen möchten, dann die Öff-nungssequenz für die Außenluke. Das hatte sie getan. Sie las weiter, über die Warnhinweise vor nicht genehmigter Nutzung hinweg bis zum Kleingedruckten, in der Hoffnung, irgendwas zu finden, das sie bislang übersehen hatte und das die Schleuse öffnen half.
Und das Kleingedruckte ganz unten lief letztlich auf ein Nein hinaus: ZU BEACHTEN: DIE ÄUSSEREN LUFT-SCHLEUSEN KÖNNEN WÄHREND DER ÜBERLICHTFAHRT NICHT BENUTZT WERDEN. Und noch kleiner
gedruckt: Diese Einschränkung stellt keine Gefährdung von Personal dar, da das Personal während der Überlichtfahrt keine Weltraumspaziergänge unternimmt.
Sie beugte sich hinüber und legte den Helm an den Seskas.
»Irgendein Idiot muss dieses Ding mit Farbe verklebt haben«, sagte dieser gerade.
»Nein«, sagte Esmay. »Die Schleuse funktioniert bei
Überlichtfahrt nicht. Das steht ganz unten.« Die anderen stellten ihren Kampf ein.
»Steht tatsächlich dort«, sagte Frees, nachdem er sich an ihren Helm gelehnt hatte. »Auch auf dieser Abdeckung: Wir 514
brauchen die Schleuse nicht, weil wir bei Überlichtfahrt natürlich gar nicht hier draußen sind. Dumm von uns, das Unmögliche zu tun.«
»Ich wünschte, sie hätten Recht«, sagte Bowry. »In Ordnung, Suiza – was jetzt?«
Esmay öffnete schon den Mund, um zu protestieren –die
anderen hatten schließlich höhere Ränge und hätten die
Entscheidungen treffen müssen –, aber sie klappte ihn wieder zu und dachte nach. Der Sauerstoff ging ihnen allmählich aus, mit einer Geschwindigkeit, die sie nicht bestimmen konnten. Die Zeit verging … irgendwo, zumindest im Schiffsinnern, verging die Zeit. Konnten sie ihr ursprüngliches Ziel erreichen, ehe der Sauerstoff zu Ende war? Konnten sie an Bord vordringen, wenn sie es schafften? Falls alle Luftschleusen bei Überlichtflug gesperrt waren, konnten sie wenigstens die Luftauslässe der Reparaturbuchten benutzen … falls die funktionierten.
Dann kam ihr der Gedanke, dass diese Luftschleuse vielleicht selbst über einen externen Sauerstoffanschluss verfügte …
manche Luftschleusen taten das, um Personen zu versorgen, die warten mussten, bis sie mit der Durchquerung der Schleuse an die Reihe kamen. Esmay drehte sich wieder der Steuertafel zu und sah nach. Da war er: der traditionelle grüne Nippel; an dieser Schleuse allerdings nur einer. Ob er wohl funktionierte?
Oder war auch er automatisch gesperrt, weil ihn auf
Überlichtfahrt ohnehin niemand benutzen würde?
»Ein Sauerstoffauslass«, sagte sie und tippte Bowry, der neben ihr war, auf die Schulter. Er nickte und drehte sich um.
Sie entdeckte den Nachfüllschlauch auf seinem Rücken und machte ihn für ihn frei.
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Die Durchflusslampe für den Sauerstoff ging an, als er den Schlauch einstöpselte; also glaubte zumindest die entsprechende Schiffsanlage, dass sie Sauerstoff lieferte.
»Anzeige rührt sich immer noch nicht«, sagte Bowry. Was es schwierig, wenn nicht unmöglich machte einzuschätzen, wann die Tanks nachgefüllt waren. »Zähle den Puls«, sagte er dann.
»Nicht stören!«
Esmay hatte kein Vertrauen in die Annahme, ihr
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