Heldin wider Willen
wie von einem Scheinwerfer, das von einem der 204
Arme ausging, einen anderen Lichtbalken und zeigte dabei, dass die Rumpfoberfläche knubbelig und dunkel war … und groß.
Esmay konnte sich an diesen Maßstab nicht gewöhnen.
»Das Dock für die Passagierkapsel liegt unweit der Nabe«, erklärte der Pilot. »Dadurch haben Passagiere leichten Zugang zu Personenlifts und den meisten Verwaltungsbüros.
Frachtshuttles und spezielle Frachtkapseln docken neben den Lagerbuchten für die jeweilige Fracht an. Das minimiert den internen Verkehr.« Er beugte sich vor und drückte eine weitere Steuertaste; das Bremsmanöver hob Esmay an die Gurte. Näher
… näher … Sie blickte zur Deckenluke hinauf und sah, wie die gewaltige Masse des DSR den größten Teil der Sterne verdeckte
– und dann alle.
Als Esmay aus der Kapsel stieg und die Passagierbucht betrat, schritt sie über die roten Streifen, die markierten, wo das Schiff offiziell begann.
»Ah … Lieutenant Suiza.« Der Sergeant am Docksemgang
blickte mehrere Male zwischen ihrer ID und ihrem Gesicht hin und her. »Ah … willkommen zu Hause, Sir. Der Captain hat die Nachricht hinterlassen, dass er Sie sprechen möchte, sobald Sie an Bord kommen … Soll ich Sie anmelden?«
Esmay hatte geglaubt, man würde ihr erst Zeit geben, um ihre Reisetasche zu verstauen, aber Kommandanten genossen nun einmal gewisse Vorrechte. »Danke«, sagte sie. »Können Sie mir sagen, welche Unterkunft mir zugewiesen wurde?«
»Ja, Sir. Sie haben Nummer 14 in der Sektion für Subalternoffiziere von T-2, von unserem jetzigen Standort aus auf der anderen Seite des Schiffes. Wir sind hier an der Basis von T-4.
Möchten Sie, dass jemand Ihre Reisetasche hinüberbringt?«
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Sie wollte nicht, dass sich jemand an ihren Sachen zu
schaffen machte. »Nein, danke. Ich stecke sie fürs Erste in einen Spind.«
»Es würde kein Problem machen, Lieutenant. Die allgemein zugänglichen Spinde liegen abseits Ihres Weges zum
Kommandantenbüro …«
Sie wollte auch nicht gleich zu Beginn in den Ruf geraten, schwierig zu sein. »Dann danke ich Ihnen.« Sie gab ihm die Reisetasche und hörte sich seine Anweisungen an, wie sie das Büro des Kommandanten erreichte … hinter dieser Luke links, dann den zweiten Lift fünf Decks weit hinauf zu Deck neun nehmen, dann vom Lift aus links und den Schildern nach.
Der breite geschwungene Flur passte zur Größe des ganzen Schiffs; er gehörte eher in eine Orbitalstation als auf ein Kriegsschiff. Esmay ging an der ersten Reihe von Liftröhren vorbei; die Schilder wiesen darauf hin, dass sie auf Deck vier war, was auf einem gewöhnlichen Schiff das Hauptdeck
gewesen wäre; allerdings hätte ein gewöhnliches Schiff keine Schilder gehabt. Als sie die zweite Bank von Liftröhren
erreichte, trat sie ein und verfolgte mit, wie die Zahlen vorbeizuckten. Achtzehn Decks … Was wollte man auf
achtzehn Decks nur alles unterbringen?
Sie trat aus der Liftröhre auf Deck neun hinaus. Hier zeigte der breite geschwungene Korridor rings um den Kern die grauen Oberflächen, die Esmay mit den Hauptdecks normaler Schiffe in Verbindung brachte. Den Öffnungen der Liftröhren gegenüber zweigte ein Flur ab; sie vermutete, dass er sich durch einen der Arme zog … T-5, verkündete das Schild an der Decke. Ein
Sekretär saß in einer offenen Seitennische an einem
Schreibtisch. Esmay stellte sich vor.
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»Ah, Lieutenant Suiza. Ja, Sir, der Captain möchte Sie sofort sehen. Captain Vladis Julian Hakin, Sir. Gestatten Sie mir kurz, ihn anzusummen …« Esmay hörte keinerlei Signal, aber der Sekretär nickte. »Sie können eintreten, Sir. Dritte Tür links.«
Dieser Kommandant hatte die übliche Stahlluke durch eine Holztür ersetzen lassen; das war nicht ungewöhnlich. Allerdings war es etwas ungewöhnlich, dass sie zu war, obwohl ein
Besucher erwartet wurde. Esmay klopfte.
»Kommen Sie herein«, knurrte jemand auf der anderen Seite.
Sie öffnete die Tür, trat ein und sah sich der Schädeldecke eines grauen Hauptes gegenüber. Das Kommandantenbüro war mit
einem tiefgrünen Teppichboden ausgelegt und mit Furnier
getäfelt. Das Wappen der Familias hing auf einer Seite des Schotts hinterm Schreibtisch, und auf der anderen Seite
entdeckte Esmay ein eingerahmtes Dokument – wahrscheinlich sein Offizierspatent, obwohl sie das nicht erkennen konnte.
»Ah … Lieutenant Suiza.« Das schien die Begrüßungsformel des heutigen Tages zu sein. In Captain Hakins Tonfall
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