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Heldin wider Willen

Heldin wider Willen

Titel: Heldin wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Moon
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sie ein Pivot-212
    Major mit strahlenden Augen direkt zum Stabschef des
    Admirals, Commander Atarin. Dieser begrüßte Esmay auf eine sachliche Art, die sie beruhigend fand. Er hatte ihren Bericht über die Inventur auf dem Versorgungsschiff schon gelesen und schien sich mehr dafür zu interessieren als für ihre
    Vergangenheit.
    »Wir versuchen schon seit ein paar Jahren, unseren Lieferanten wegen dieser undichten Klebstofftuben festzunageln«, sagte er. »Wir konnten jedoch nicht beweisen, dass die
    Lieferung schon beschädigt war, ehe wir hier eintrafen. Ich freue mich, dass der alte Scorry – der erste Offizier dieses Versorgungsschiffs – auf die Idee gekommen ist, Sie unterwegs mit einer Inventur zu beauftragen. Vielleicht haben wir endlich einen Punkt, wo wir ansetzen können.«
    »Ja, Sir.«
    »Wie viel Erfahrung haben Sie mit Bestandskontrollen?«
    »Keine, Sir«, antwortete Esmay. Sie wusste, dass ihr Ak—
    tenwürfel auf dem Tisch des Commanders stand, aber er hatte vielleicht noch keine Zeit gefunden, ihn zu lesen.
    »Dann bin ich beeindruckt, besonders darüber, dass Sie diese falschen Verschlüsse entdeckt haben. Die meisten Leute geben nach fünfzig oder sechzig Positionen auf. Oder setzen voraus, dass der Computer fündig werden wird. Das sollte er natürlich auch – eine automatische Etikettierung sollte erfolgen, direkt bei der Herstellung. Null Fehler, wird immer wieder behauptet. Ich habe allerdings noch nie so was wie null Fehler gesehen.« Er lächelte sie an. »Natürlich könnte es jemand aus dem Büro des Generalinspekteurs gewesen sein, der uns kleine Proben stellt, um zu sehen, ob wir auch aufpassen.«
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    An diese Möglichkeit hatte Esmay überhaupt nicht gedacht, wohl aber an die der Sabotage. Allerdings war Atarin auch nicht auf der Despite gewesen.
    »Natürlich könnte auch eine feindliche Aktion vorliegen«, sagte er. Sie hoffte, dass er das nicht von ihrem Gesicht abgelesen hatte. »Ich glaube jedoch lieber an Dummheit als an Bösartigkeit.« Er senkte den Blick auf das Tischdisplay. »Dann sehen wir mal… Zuletzt haben Sie auf einem Patrouillenschiff gedient; Ihr Schwerpunkt auf den letzten Fahrten war
    Scannertechnik. Offen gesagt, hier haben wir inzwischen
    reichlich Scannertechniker an Bord, die auf diesem Gebiet alle mehr Erfahrung haben als Sie. Es wäre gut, wenn Sie mal etwas Neues machen, sich Sachkenntnis über andere Schiffssysteme zulegen …« Er blickte auf, als erwartete er, dass sie Einwände vorbrachte.
    »Schön, Sir«, sagte Esmay. Sie hoffte, dass es schön war. Sie wusste, dass sie auch über andere Systeme etwas lernen musste, aber war er vielleicht nur deshalb entschlossen, sie von den Scannern fern zu halten, weil dieser Fachbereich als politisch heikel galt?
    »Gut.« Er lächelte wieder und nickte. »Ich denke mir, dass die meisten Subalternoffiziere ein DSR für einen schlechten Posten halten, aber Sie werden feststellen, dass es keine bessere Möglichkeit gibt zu lernen, was Schiffe wirklich in Gang hält.
    Kein normales Schiff hat mit so vielen Problemen zu tun wie unseres, vom Rumpf bis zur Elektronik. Falls Sie das zu nutzen verstehen, werden Sie während Ihrer hiesigen Dienstzeit eine Menge lernen.«
    Esmay entspannte sich. Sie sah jetzt, dass sie jemanden vor sich hatte, der glücklich auf seinem liebsten Steckenpferd ritt.
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    »Ja, Sir«, sagte sie und fragte sich, ob er noch weiterreden würde.
    »Ich persönlich bin der Meinung, dass jeder Offizier eine Zeit lang auf einem DSR dienen sollte. Dann hätten wir nicht immer wieder mal mit Leuten zu tun, die mit cleveren Ideen aufwarten
    – die solche cleveren Ideen sogar installieren –, obwohl sie eigentlich wissen sollten, dass es nicht funktioniert.« Er beherrschte sich mit erkennbarer Mühe. »Naja. Ich teile Sie zunächst für R&A ein – das heißt, Rumpf und Architektur. Sie werden feststellen, dass das Thema viel komplizierter ist, als es in Ihrem Grundkurs auf der Akademie schien.«
    »Das denke ich auch, Sir.«
    »Sie arbeiten mit Major Pitak zusammen; Sie finden sie auf Deck acht, Backbord, Hauptdeck, Achterdrittel von T-4 … Von dort aus können Sie sich durchfragen. Hatten Sie schon Zeit, Ihre Sachen zu verstauen?«
    »Nein, Sir.«
    »Mmm. Na ja, technisch gesehen sind Sie bis morgen noch
    gar nicht im Dienst, aber …«
    »Ich werde Major Pitak aufsuchen, Sir.«
    »Gut. Nun, auch der Admiral wird Sie sehen wollen, aber er steckt zurzeit in einer Konferenz, und ich rechne nicht

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