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HelHeg-AxoRoa

HelHeg-AxoRoa

Titel: HelHeg-AxoRoa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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habe, glaube ich jetzt an sie. Von einer Sekunde auf die andere bin ich woanders. In einer Fernsehdokumentation in Sibirien, wo Wissenschaftler bei einer Erdbebenentstehungs-Forschungsbohrung in neun Kilometern Tiefe einen Hohlraum erreichen. Sie lassen ein Mikrophon in die Höhle. Über das Mikrophon ist das Geschrei menschlicher Stimmen zu hören. Unzähliger Stimmen. Und später steigt dann eine giftige Gaswolke aus dem Bohrloch auf. Jeder kleinste Ton dringt durch das knöcherne Labyrinth in mein Innenohr, und ich erkenne diese Stimmen wieder, und sie teilen mir etwas mit, was definitiv nicht von dem Erschaffer des Tracks kalkuliert wurde vorher. Diese Musik und ich und eine grauenhafte Kreatur mit wüster Fratze und Krallen, die bei der Bergung des Bohrkopfes erscheint und mich anfaucht, so dass ich in Panik den Platz verlasse.
    Ich habe Pörksen noch nie so angeguckt wie jetzt, seine Zunge ungefähr in meinem Rachenraum, seine zusammengekniffenen Augen zwei Zentimeter von meinen entfernt, und eigentlich würde mich das alles kein bisschen interessieren, würde sich da nicht gerade so eine pure Geilheit in mir breitmachen. Wir sitzen auf einem zerlöcherten Sessel, aus dem gelber Schaumstoff quillt. Ich kriege einen Kunstnebelschwall ins Gesicht, Tränen laufen mir das Gesicht runter, und als ich wieder sehen kann und seinen Kopf zu mir ranziehen will, ist er plötzlich verschwunden.
    »Ey, vor der Tür wartet glaub ich jemand auf dich«, sagt Smily Susi. »HÖ HO HÖ! Amazing day: sun, sea, beach, wind, happy dog, happy Susi.« »Wie alt ist die?« »Wusstest du, dass es hier auch V. I. P.-Nächte gibt?« »Da bezahlst du dann zwanzigtausend Euro und kannst 'nen Scheich in den Arsch bumsen.«
    Alle sind einen Kopf größer als ich, und ich habe die ganze Zeit Achselhöhlen im Gesicht, als ich nach draußen hetze. Da steht er dann rauchend, und ich frage mich, ob es hierbei jetzt um Drogen oder Sex oder einen netten, kühlen Nachtwind geht. Er kommt auf mich zu, ich nehme ihm die Zigarette aus der Hand, und während ich ziehe, beißt er mir in den Hals. Irgendwann liege ich dann mit angewinkelten Beinen auf dem nassen Betonboden und Gesteinskörnung bohrt sich in meinen Rücken. Pörksen über mir, meine Paillettenstrumpfhose an meinen Fesseln. In dieser Position lasse ich mich aus diversen Gründen wahnsinnig lange in den Mund ficken. Als die Sonne aufgeht, läuft mir sein warmes Sperma die Kehle runter. Es ergießt sich über mein ganzes Gesicht, das hat komischerweise was ziemlich Opernmäßiges. Ich drehe den Kopf ganz langsam ein Stück nach links. Aus einem mir unerfindlichen Grund erzeugt das ein extrem lautes, bedrohliches Geräusch, als wäre ich in einem offenen Steinbruch und kurz davor, von einer Felslawine überrollt zu werden. Jetzt ist es so weit. Der Boden wird irgendwie weich, heiß, ich weiß nicht, ob mein Rücken aufreißt oder der Untergrund, und als Pörksen sagt:
    »Guck mal Mifti, glaubst du, das war eine Fledermaus, deren Flügelschlag einen Hall im Fernsehturm erzeugt hat?«, potenziert sich die Lautstärke seiner Stimme bis zum Getno und wird zu diesem überdimensionalen Fauchen, das ich sowieso schon die ganze Zeit erwartet habe. Es ist einfach viel zu laut. Mein Trommelfell wird von einer Stecknadel durchlöchert. Aus meinen Armen treten dicke, dunkelrote röhrenförmige Strukturen hervor. Adern, durch die sich kleine Insekten quetschen. Sie werden immer größer, bis meine Blutgefäßwände zerplatzen und aus meinem Körper dunkle Mehlwürmer rauskriechen, über mich drüberkrabbeln, zu platten Käfern mutieren, deren Fühler dreimal so lang sind wie ihre Körper.
    Der Taxifahrer sagt: »Du bist schon mal mit mir gefahren, kann das sein?« »Wie bitte?«
    »Diese Zähne und diese Augen haben mich stutzig gemacht.« »Ja, Kreuzbiss, tragische Geschichte.«
    Ich humple in die Wohnung, aus meiner Lippe sickert allen Ernstes Blut, und das verunsichert mich schon wieder total. Edmond stopft sich in der Küche aufgekratzt Lakritzschnecken in den Mund. Annika liegt schlafend, unschuldig und herzzerreißend opferbereit unter einer der mit Comicfiguren bedruckten Tagesdecken. Ihr in geregelten Bahnen verlaufendes Leben bewegt mich zu einem
    spontanen Anfall von Sentimentalität. Ich beschließe, nie wieder in eine Situation zu geraten, die ihr Gesicht in ein sorgenvolles Schlachtfeld aus Widersprüchlichkeiten verwandelt.
    »Haben wir noch Halloumikäse?«, frage ich Edmond, und er dreht

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